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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Euch sicher? Gethel war viel mehr oder weniger – als ein Mensch. Corban könnte schlimmer sein. Es ist nicht nur wahrscheinlich, dass er selbst gefährlich ist. Wenn Ihr Euch ihm stellt, werdet Ihr unsaubere Verbündete akzeptieren müssen. Sir Kelland hat darauf bestanden, dass der Dorn Malentir für diese Mission unverzichtbar ist.« Der Blick des hohen Solaros war durchdringend. »Die Dornen haben Eure Schwester getötet. Könnt Ihr an der Seite eines solchen Mannes kämpfen, um Corban zu töten?«
    Sie wusste es nicht. »Wenn es sein muss.«
    »Dann kommt.« Thierras führte sie durch die Übungshalle und einen langen Flur entlang, durch den man in die Waffenkammer der Kuppel gelangte. Kreidestaub schimmerte in Streifen aus Sonnenlicht. Nach den Kämpfen der auszubildenden Ritter hing Schweißgeruch in der Luft.
    Asharre kannte die Waffenkammer gut, nicht jedoch den Weg, den Thierras nahm. Er öffnete die Tür zu einem Lagerraum, in dem sich zerbeulte Helme, von Löchern durchsetzte Kettenpanzer und Brustplatten stapelten, die von Lanzen oder Bolzen durchstoßen worden waren. Er ging an den zerstörten Waffen vorbei und zog ein Schwert aus einem Gewirr von Klingen, die darauf warteten, wieder instand gesetzt zu werden.
    Sie kannte dieses Schwert: Die eingravierten Gebete auf dem Griff, die glänzende silberne Schneide, das Juwel auf dem Knauf, das in sich das zarte Versprechen auf die Morgendämmerung barg.
    Der hohe Solaros drehte sich wieder zu ihr um, die Klinge flach auf den Händen; eine beunruhigende Wiederholung ihres eigenen Tuns, als sie Evenna an jenem letzten, schicksalsträchtigen Nachmittag in Schattenfall diese Klinge dargeboten hatte.
    »Nein.« Asharre prallte zurück.
    »Nehmt sie«, forderte er sie auf. Die Sanftmut, mit der er Asharre immer behandelt hatte, war verschwunden. Jetzt war er der Hohe Solaros, nicht Thierras; die volle Wucht seiner Persönlichkeit und das Gewicht seines Amtes lasteten auf ihr. Asharres Entschlossenheit wurde schwächer. Aber nicht ihre Furcht.
    »Nein«, wiederholte sie. Sie konnte den Blick nicht von dem Schwert abwenden. Der Glanz des blauen Juwels, eingerahmt von Rosen, wirkte mitleidlos wie das Auge einer Schlange. Hypnotisierend. »Diese Klinge ist eine Falle. Sie hat uns verraten. Sie hätte Evenna beinahe getötet.«
    »Maol hätte Euch beinahe getötet. Das Schwert traf keine Schuld. Der Wahnsinnige Gott hat seine Fallen über Aurandane gewoben, aber er hat es niemals durch lebende Hände berührt. Evenna hat es rechtzeitig beiseitegelegt, wie der Solaros vor ihr. Wir haben es gereinigt und neu geweiht: Celestias Macht, und nur Celestias Macht, lebt im Schwert der Morgendämmerung.
    Den Luxus des Abscheus könnt Ihr Euch nicht leisten. In Schattenfall und in Cardental haben unsere Feinde Euch unvorbereitet getroffen. Bei Corban darf das nicht geschehen. Ebenso wenig bei Malentir. Sir Kelland mag dem Dorn vertrauen, aber ich tue es nicht.
    Ich befürchte, dass unserem Glauben dunkle Zeiten bevorstehen. Sir Kelland und Bitharn sind zwei unserer Besten; wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren. Oder Euch. Ihr braucht Aurandane. Nehmt es oder gebt die Pflicht an jemanden weiter, der es kann.«
    Sie streckte die Hand aus.
    Die Berührung des Griffs war ein Schock. Die Waffe fühlte sich genauso an, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie hatte geglaubt – hatte es glauben wollen –, dass die zerschmetterten Bruchstücke der Erinnerung, die sie von Cardental bewahrt hatte, allesamt falsch und verzerrt waren durch die Hand des Wahnsinnigen Gottes. Aber Aurandane schlüpfte in ihre Hände, als sei es eigens für sie geschmiedet worden.
    »Passt gut auf die Waffe auf, Sigrir«, sagte der hohe Solaros. »Bringt sie mir zurück.«
    Asharre schob das Schwert in die Scheide ihres Caractan, und grimmiger Stolz erfüllte sie, dass ihre Hände ruhig waren. »Das werde ich.«
    Thierras erzählte ihr, was er über die Geschichte des Schwertes wusste. Es war nicht viel. Die acht Sonnenschwerter waren früh im Krieg des Gottestöters geschmiedet worden, sobald die Celestianer begriffen hatten, dass das Blutvergießen sich über Jahrzehnte hinziehen konnte. Während dieser Jahre starben Celestias Gesegnete in großer Zahl, viel zu schnell, um ersetzt zu werden, und das Überleben des Glaubens selbst stand auf dem Spiel. Die Sonnenschwerter wurden geschmiedet, um dies er verzweifelten Not etwas entgegenzusetzen. Jede der acht Klingen war einer der heiligen Stunden

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