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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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schwitzenden jungen Männer, die beteten, während sie aufeinander einschlugen und parierten, waren ein seltsamer Anblick, obwohl Asharre den Zweck der Übung sofort verstand. Die Sonnenritter mussten zusammen mit ihren Muskeln auch ihre Lungen kräftigen, damit sie nicht außer Atem gerieten, wenn sie in der Schlacht sangen, und sie mussten in der Lage sein, diese Gebete ohne Ablenkung in Einklang mit ihrem Kampf zu bringen.
    »Was denkt Ihr?«, fragte der Hohe Solaros.
    Asharre betrachtete die jungen Männer. Sie wurden nachlässig, wenn sie ermüdeten. Einige verlangsamten ihre Beinarbeit im Takt der Pausen zwischen den gesungenen Zeilen, was sie zu berechenbaren und damit leichten Zielscheiben machte. Und si e waren einander alle zu ebenbürtig: Jeder Junge kämpfte gegen einen Gegner von vergleichbarer Größe und Stärke, was zweifellos einen gerechteren Kampf bedeutete, aber eine schlechte Vorbereitung auf Auseinandersetzungen mit größeren oder kleineren Männern war.
    Es waren keine fünfzig. Die meisten waren noch grün hinter den Ohren. Dreizehn oder vierzehn Jahre alt. Sie waren so jung und so wenige, welche die Bürde der Pflicht der Strahlenden durch Ithelas tragen sollten.
    Sie zuckte die Achseln. »Sie arbeiten hart.«
    »Der Ausdruck auf Eurem Gesicht legt die Vermutung nahe, dass Ihr mehr sagen könntet«, bedrängte sie Thierras.
    »Warum? Ich bin nicht ihr Lehrer.«
    »Ihr könntet es sein. Ich glaube, Ihr würdet eine gute Lehrerin abgeben. Wir haben jüngst unseren Waffenmeister verloren, und obwohl Sir Gardain seine Sache gut gemacht hat, fehlt ihm die ausgiebige Erfahrung, die Ihr mitbringen würdet.«
    Asharre rieb sich mit dem Daumen über eine vernarbte Wange. Sie könnte die celestianischen Ritter ausbilden. Damit würde sie ihre Schuld dem Tempel gegenüber zurückzahlen, der ihr nach Oralias Tod Zuflucht gewährt hatte, und in gewisser Hinsicht Surags Lehren dadurch ehren, dass sie sie an die Jugend weitergab. Der alte Krieger wäre vielleicht nicht erfreut darüber gewesen … aber er war tot, und sie dachte, dass er den Kodex der Sonnenritter, wenn auch nicht die Ritter selbst, wahrscheinlich geschätzt hätte.
    Ja. Das alles stimmte schon. Aber.
    »Es ist mir eine Ehre, dass Ihr mir eine solche Pflicht anvertrauen würdet«, entgegnete sie, »aber da ist etwas, das ich zuvor tun muss.«
    »Was?«
    »Ich habe in Cardental versagt. Wegen meiner Fehler ist Falcien gestorben, und Evenna wurde verstümmelt. Aber unser Verlust und der Sieg Eures Sonnenritters haben diese Bedrohung nicht beendet. Der Kampf wird hier weitergeführt. Ich möchte mich ihm wieder anschließen, bevor ich mich zurückziehe und Eure Novizen unterrichte. Ich kann das Feld nicht nur mit Niederlagen räumen.«
    Auf dem Übungsboden ging ein stiernackiger Mann in einem Lederwams an der Reihe der zukünftigen Ritter vorbei und brüllte ihnen zu, sie sollten mit dem Kämpfen aufhören und sich zu Zweiergruppen zusammenfinden. Erschöpft gehorchten die jungen Männer und nahmen ihre Übungen wieder auf, jetzt immer zwei gegen zwei. Doch die Kämpfer waren einander immer noch zu ebenbürtig. Thierras beobachtete sie eine Weile, bevor er wieder Asharre ansah. »Ist es Stolz?«
    »Vielleicht. Ein Teil davon«, gestand Asharre. »Wenn ich behaupte, eine Kriegerin zu sein, und doch jede Schlacht, die ich ausfechte, mit einer Niederlage endet … dann wäre meine Behauptung wertlos, nicht wahr? Welches Recht habe ich dann, jemandem etwas beizubringen?«
    »Wenn Ihr das glaubt, seid Ihr eine Närrin, und ich habe Euch nie für eine Närrin gehalten«, gab der Hohe Solaros zurück. In seiner Stimme lag eine Schärfe, die sie zuvor nicht darin gehört hatte. »Wenn jemanden die Schuld an den Ereignissen in Cardental trifft, dann mich. Vor nicht allzu langer Zeit war es bei uns Sitte, die Strahlende um Anleitung zu bitten, bevor wir jemanden auf ein Annovair ausschickten. Ganz gleich, wie gefahrlos es erschien, wir haben zuerst um ihre Erkenntnis gebetet. Hätte ich das getan, hätte ich gewusst, dass für Cardental eine volle Truppe von Sonnenrittern und Erleuchteten nötig gewesen wäre und nicht nur die beiden Gesegneten, die ich hingeschickt habe und die gerade erst ihre Gelübde abgelegt hatten.«
    »Warum habt Ihr es nicht getan?«
    »Cardental war so lange friedlich …« Thierras drehte den goldenen Ring an seinem Finger. »Ich habe den Fehler begangen, davon auszugehen, dass es ruhig bleiben würde. In diesen letzten

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