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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Knauf strahlte blauer als der Himmel.
    »Das Schwert der Morgendämmerung.« Kelland hob den Blick von dem gravierten Stahl zum Gesicht der Sigrir. »Das ist eine mächtige Waffe.«
    »Es ist eine scharfe Waffe.« Asharre schob das Schwert wieder in die Scheide. »Wenn es über seine Schärfe hinaus noch andere Kräfte hat, weiß ich nicht, wie ich sie herbeirufen kann. Wisst Ihr es?«
    »Nein«, gab Kelland zu. »Aurandane hat uns in Schattenfall das Leben gerettet, aber das ist durch Malentirs Hände geschehen. Sobald wir in die Kuppel zurückgekehrt waren, haben die Erleuchteten es zum Hohen Solaros gebracht. Mir wurde erzählt, dass sie es gereinigt haben, aber ich hatte keinen Anteil an dem Ritual. Ich kann Euch nichts weiter sagen. Es tut mir leid.«
    Asharre nickte, enttäuscht, aber wenig überrascht. »Dann hoffe ich, dass die Legenden die Wahrheit sprechen.«

25
    Die Magie versagte.
    Corban wusste nicht, wann oder wie die Veränderung erfolgt war. Aber sie war erfolgt. Seine Schutzzauber, selbst das Ritual, das den kriechenden Fluch von ihm genommen und auf seine gefangenen Hunde übertragen hatte … Und letztlich auch andere Dinge; auch andere Dinge … alle versagten schnell.
    Versagten, sodass ihm … was blieb?
    Die Erinnerungen waren ein Scherbenhaufen. Scherben aus buntem Glas, in schwarzes Wasser geworfen, Gestalten in Nebel und Schatten. Er konnte nicht mehr sagen, was wirklich und was eingebildet war. Oft dachte er, dass die Dinge, die er sich einbildete, wirklich wurden , als könnten die toten Dinge, die in den Krügen des Apothekers trieben, sehen, weil er glaubte, dass sie es könnten, oder als würden die Kräuter an den Dachsparren ihre Gestalt verändern und sich seinen Visionen anpassen.
    Vielleicht war nichts von alledem wirklich. Vielleicht war alles real. Woher sollte er es wissen? Die Erinnerungen kreiselten und rannen ihm durch die Finger und zersprangen. Dagegen konnte er nichts tun.
    Er hatte Hunde benutzt, eine Weile lang.
    Wildes Gebell, wildes Geheul. Die Trauer und der Zorn von Hunden. Sein Werk. Er hatte so viele Hunde ins Feuer geworfen, damit seine eigene Haut nicht brannte. Es hatte funktioniert, am Anfang; er war frei gewesen, gesegnet frei, unversehrt, gesund und stark.
    Dann … war diese Stärke verschwunden. Daran erinnerte er sich. Er hatte andere Hunde gesucht, um sie zu erneuern, so viele, dass er sie nicht in dem geheimen Keller hatte einpferchen können … Aber er hatte sie problemlos herumlaufen lassen können. Nach dem Ritual.
    Er hatte sie verbraucht, einen nach dem anderen. Kleine Hunde und große, magere Straßenköter und Schoßhunde mit weichen Pfoten. Er hatte sie alle spiralförmig mit Schmutz gezeichnet und dem Feuer übergeben. Und sie hatten ihm Stärke verliehen … Aber jeder Hund gewährte einen schwächeren Aufschub, und der Schmerz war jedes Mal schlimmer, wenn er zurückkehrte.
    Am Ende … Corban grub sich die Handballen in die Augen. Was hatte er am Ende getan?
    Menschen. Er hatte Menschen gejagt. Die Hunde halfen nicht mehr länger, und die Qual hatte ihn zur Verzweiflung getrieben, und so hatte er … Menschen gestohlen, ja, Trinker und Traumblumensüchtige, jeden, den das Bier blind genug gemacht hatte, um seine geheuchelte Freundschaft anzunehmen. Corban hatte sie in seinen geheimen Keller geführt, hinunter zum seufzenden Meer, und er hatte die Flammen mit ihnen genährt.
    Dreimal. Die Erinnerung traf ihn wie ein blauer Blitzstrahl: Für einen Moment war alles erleuchtet, und dann war das Licht verschwunden, und er war wieder blind, benommen von den Nachbildern. Corban bedeckte die Augen mit den Händen und weinte. Die Tränen rannen dunkel durch seine Finger, befleckt von … was? Kohle? Blut? Er schüttelte die schmutzigen Tränen ab.
    Dreimal hatte er Betrunkene in seinen Keller geführt. Drei von all den Betrunkenen, denen er in Cailans Gassen begegnet war … Und nur zwei hatten ihm etwas genutzt.
    Der erste verweste irgendwo in der Nähe. Sein Gestank trieb gelegentlich in Corbans Nase, schwer fassbar wie das koboldhafte Gelächter, das er manchmal hörte, oder der schwungvolle Tanz von Geistern in seinen Augenwinkeln. Wenn der Geruch kam, hielt er den Atem an.
    Unvorsichtig, so unvorsichtig. Corban hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Mann zu fesseln, bevor er seine Kreise aus Kohle und Kreide gezogen hatte. War nicht einmal auf den Gedanken gekommen, nach Waffen zu suchen. Er hatte einfach angenommen, dumm, dass der Bierrausch

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