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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Unglück bringen würde, seine Hoffnungen in Worte zu fassen. Er hatte lediglich das Silber geschickt und gewartet …
    … und jetzt hielt er den Lohn seiner Geduld in Händen.
    Welchen Preis sollte er dafür verlangen?
    Natürlich musste er irgendeinen Preis festlegen. Aber wie viel?
    Corban wog den Bolzen in der Hand und staunte über die Macht, die das Eisen und der unauffällige Schwarzfeuerkiesel bargen. Irgendwie schien es sehr wichtig zu sein, den Bolzen einen korrekten Preis zu geben, als würde es die Magie, die er in sich barg, entehren, wenn er sie zu billig verkaufte.
    Seine Kerze ging aus. Corban saß neben der abkühlenden Wachslache und grübelte noch immer nach.
    Was war die Magie einer Armee wert?
    Die Kratzer waren ein Ärgernis.
    Etwas von dem Schutzöl war in die Wunden gedrungen, oder aber er reagierte schlecht auf das Stroh. Was immer es war, die Kratzer an Corbans Händen hatten sich verfärbt und die Haut darum sich gerötet. Als er schließlich das Haus des Apothekers verließ, sahen sie aus wie von Bienen zerstochen.
    Trotzdem beschloss Corban, abzuwarten und erst am folgenden Tag jemanden wegen der Kratzer zu fragen. Wenn sie ihn am Morgen noch plagten, würde er vielleicht einen Bader aufsuchen oder sich in die Sonnenkuppel wagen und einem ihrer Gesegneten die Wunden zeigen … obwohl das bedeuten würde, dass er mindestens einen Tag zwischen all den anderen Bittstellern verschwenden musste, die um ihre Hilfe bettelten, es sei denn, er wollte den ungeheuerlichen Preis für eine private Beratung zahlen. Es war auch möglich, dass ein Erleuchteter die Kratzer mit seinem Schwarzfeuerstein in Verbindung brachte und Fragen stellte, die Corban nicht beantworten wollte.
    Er war einigermaßen zuversichtlich, dass die Schwarzfeuerbolzen nicht auf eine bestimmte Gottheit zurückgeführt werden konnten. Gethel behauptete, er habe die Magie »befreit« und die Verbindung des Schöpfergottes zu dem Perethil durchtrennt. Trotzdem bezweifelte Corban, dass die Erleuchteten feststellen mussten, welcher dunkle Gott die Schwarzfeuerbolzen geschaffen hatte, um zu dem Schluss zu kommen, dass einer von ihnen es getan hatte, und dann würden sie ihn dafür hängen, dass er sich mit unsauberen Mächten eingelassen hatte.
    Es würde nicht einmal eine Rolle spielen, ob er schuldig war oder wie gut seine Absichten sein mochten. Sie würden ihn hinrichten, einfach um ihr Monopol auf heilige Macht zu erhalten. Sie würden es tun, selbst wenn es bedeutete, die Hälfte der Sonnengefallenen Königreiche Ang’arta zu überlassen.
    Daher konnte er das Risiko nicht eingehen, wegen etwas so Geringfügigem wie einigen Kratzern auf den Handrücken zu einem Erleuchteten zu gehen. Vielleicht, wenn es am folgenden Tag schlimmer wurde.
    Aber der nächste Tag kam und ging, und die Kratzer blieben unverändert. Corban beschloss, sie zu ignorieren. Sie wurden nicht schlimmer, also würden sie ihn wahrscheinlich nicht umbringen, und er hatte andere Dinge im Kopf.
    Er hatte noch immer keinen Preis für die Bolzen festgelegt, und im tiefsten Herzen fragte er sich allmählich, ob es überhaupt klug war, sie zu verkaufen.
    Was wäre, wenn die Celestianer die Bolzen bis zu ihm zurückverfolgten, was, wenn seine Käufer nicht glaubten, dass der Schwarzfeuerstein auszurichten vermochte, was er behauptete? Was, wenn sie es taten und beschlossen, ihn zu berauben, statt einen gerechten Handel mit ihm einzugehen?
    Alte Gedanken, alte Sorgen. Corban hatte sie alle bedacht und verworfen, lange bevor er den ersten Silberschild bezahlt und Gethel auf die Reise geschickt hatte. Doch irgendwie standen diese Probleme jetzt drohender vor ihm, da er die Schwarzfeuerbolzen in Händen hielt – buchstäblich. Er hatte sich angewöhnt, stets einen davon bei sich zu tragen. Er berührte ihn gern und tröstete sich mit seiner rauen Festigkeit, wann immer die Vorstellung in ihm aufstieg, dass das Versprechen des Schwarzfeuersteins unmöglich real sein konnte.
    Es war real, und es gehörte ihm. Und es würde ihn töten, wenn er falsch damit umging.

5
    »Kommt«, sagte Avele diar Aurellyn. »Da ist etwas, das ich Euch zeigen möchte.«
    Es war sehr spät. Nach Mitternacht, noch weit entfernt von der Morgendämmerung. Der Mond war hinter Kellands hohem, verriegeltem Fenster verschwunden. Er hatte geschlafen.
    Sie nicht. Das Haar der Dornendame fiel in dunkelbraunen Wellen lose über ihre Schultern und umrahmte die Kette aus purpurn verfärbten Prellungen um

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