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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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anderen sagen.«
    Die Celestianer verrichteten ihre Morgengebete, aber als sie aus der Kapelle hinter Bassinos’ Haus auftauchten und ihre eigenen Vorräte aufluden, wiederholte Asharre Collins Rat. Seine Äußerungen über Aberglauben verschwieg sie.
    »Ich verstehe nicht, warum wir keinen geschmolzenen Schnee trinken können«, murrte Heradion. »Dort, wo wir hinwollen, haben wir doch keinen Mangel daran.«
    Das stimmte. Die Eisenzahnberge waren noch immer unter winterlichem Weiß begraben. Ihre Hänge glänzten bis auf halbe Höhe alabasterfarben, bevor sie sich zu hartem Grau verhärteten und in einem Mantel aus dunkelgrünen Kiefern verschwanden. Schön, aber unheilverkündend. So früh im Jahr waren die Pässe unsicher. Ein Sturm konnte sie in Schwierigkeiten bringen; eine Lawine konnte sie unter sich begraben. In diesem Fall würden sie vielleicht umkommen, aber sie würden nicht an Wassermangel sterben. »Er hat gesagt, an manchen Orten ließe sich schwer gutes Wasser finden. Vielleicht haben die Bergwerke es verunreinigt.«
    »Die Kohlenbergwerke liegen auf der anderen Seite von Cardental«, bemerkte Heradion, »und außerdem habe ich noch nie davon gehört, dass ein Bergwerk Schnee verunreinigt hätte. Ich will mich ja nicht dagegen wehren, aber Wasser ist schwer, und wir können nur eine begrenzte Menge transportieren.«
    »Wenn Colison dazu rät, sollten wir es tun«, sagte Evenna. Sie trug den Zopf heute Morgen ungebunden. Er baumelte ihr bis ins Kreuz, blauschwarz und glänzend über einem roten Wollmantel. »Bassinos meint, er kenne diese Berge besser als irgendjemand sonst, der heute noch unter den Lebenden weilt. Wir reisen nicht mit dem Mann, damit wir seine Ratschläge missachten.«
    »Na schön.« Heradion warf die Hände hoch. »Ich sehe, ihr seid entschlossen, wie echte Bauern zu reisen, mit Gras im Haar und dem ganzen Drum und Dran. Ich werde tun, was ich kann, um eure Wünsche zu erfüllen.«
    Sie brauchten einen zweiten Wagen für die Wasserfässer und di e Futterbündel, zu denen Colison ihnen geraten hatte. Heu war am Ende des Winters teurer, als Asharre lieb war, aber nach den Hochsonnengebeten waren sie bereit zum Aufbruch. Evenna lenkte den einen der Wagen, Heradion den anderen. Sie brachen nach Colisons Männern auf, deren Ochsen und Wagen eine endlose gewundene Kette bildeten.
    Die Eisenstraße verlief neben dem Windhorst und zwischen Tannen mit blauen Spitzen sowie gefleckten Birken hindurch. Halb geschmolzene, verkrustete Schneehaufen glitzerten zwischen den Bäumen und wurden von Tag zu Tag kleiner. Sie ka men an abgelegenen Bauernhäusern und Köhlerhütten vorbei , sahen auf ihrer Reise jedoch nur wenige Menschen. Ein Reiter in dem Blau und Gold von Rittersee galoppierte auf einer schweißnassen Stute vorbei, und einmal kreuzten sie den Weg einer Pilgergruppe, die nach Süden reiste, zur Sonnenkuppel, aber davon abgesehen waren sie allein.
    Um die Zeit totzuschlagen, sang Falcien mit einem überr aschend klaren Tenor Fahrtenlieder. Einmal versuchte Herad ion, in einem – wenig überraschend – schrecklichen Tenor einzustimm en, bis Evenna ihn dadurch zum Schweigen brachte, dass sie ihm das Kerngehäuse eines Apfels an den Kopf warf. Danach begnügte er sich damit, Asharre zu lehren, einen Wagen zu lenken.
    »Es ist nicht schwer«, erklärte er ihr. »Diese Ochsen sind die sanftmütigsten Tiere der Welt. Tut einfach so, als seien sie große graue Felsbrocken, und haltet die Zügel ganz entspannt, so wie ich. Dies ist eine gerade Straße, ihr könnt es kaum vermasseln.«
    »In meinem Clan haben wir solche Tiere nicht«, erwiderte Asharre mit zusammengebissenen Zähnen und hielt die Zügel wie lebendige Schlangen. Die Ochsen trotteten zum Glück weiter, ohne etwas von Asharres Befürchtungen mitzubekommen. Trotz ihrer furchterregenden Hörner wirkten sie tatsächlich sanftmütig. Sanftmütiger jedenfalls als sie. »Ziegen, ja. Hunde. Manchmal ein Wolf. Aber nichts wie diese hier. Nichts so … Großes.«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, Ihr habt Angst vor ihnen. Nun kommt schon! Ihr habt jahrelang in Calantyr gelebt. Gewiss müsst Ihr an Ochsen gewöhnt sein.«
    »Daran, sie zu sehen. Nicht sie zu lenken.«
    »Na, dann werdet Ihr jetzt etwas Neues lernen.«
    »Wir werden im Fluss landen«, warnte Asharre ihn, aber zu ihrer ewigen Verwunderung geschah das nicht.
    Zum Dank oder vielleicht aus Rache begann sie, jeden Abend am Lagerfeuer mit ihm zu trainieren,

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