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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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sehen würde.
    Blink.
    Ihr Name war Haruld, und sie war fünfzehn. Ein wichtiger Tag: Er markierte den Übergang vom Jungen zum Mann. Endlich würde ihr – ihm – gestattet sein, sich den Plünderern anzuschließen, einen Anteil an der Beute zu fordern und eines Tages den Brautpreis für eine Ehefrau zu zahlen. Er fragte sich, ob Kalle warten würde, bis er den Preis für sie zahlen konnte. Kalle war ein hübsches Mädchen, ihre Augen waren so blau wie der Morgenhimmel; ihr Brautpreis würde hoch sein. Aber er war fünfzehn, und wenn er gut kämpfte, würde er ihn vielleicht beisammen haben, bevor er zwanzig war.
    Ängstlich sah er nach vorn. Sie befanden sich sehr weit südlich, beinahe im Wald von Delverness, und es gefiel ihm nicht, so weit von den Ländern des Clans entfernt zu sein. Ingris beharrte jedoch darauf, dass sie die Kräuter, die sie brauchte, nirgendwo sonst finden konnte, und trotz ihrer Jugend war sie die beste Heilerin in der Feste, daher lohnte die Fahrt wohl, sie zu beschaffen.
    Trotzdem, es sah ihr gar nicht ähnlich, dass sie so lange benötigte, um Pflanzen zu sammeln. »Ingris?«
    K eine Antwort. Er kroch weiter, leise jetzt und besorgt bei dem Gedanken, was er vielleicht finden würde. »Ingris?« Er schob sich an den herabhängenden Zweigen einer Weide vorbei. Die silbrig grünen Blätter teilten sich mit einem Schauder. Was dahinter zu sehen war, schockierte ihn.
    Seine Schwester lag der Länge nach im Schmutz zwischen fünf Männern. Sie hatte Blut am Mund und auf den Oberschenkeln. Ihr Kleid war bis zur Taille hinauf zerrissen. Drei der Männer trugen Lederrüstung, von der Reise befleckt und stumpf, sodass sie im Wald nicht auffielen. Eine rote Faust markierte ihre Schulterplatten; das Zeichen sagte ihm nichts. Die beiden anderen waren nur halb bekleidet. Sie plauderten lässig und reichten einen kleinen Weinschlauch herum.
    Er sah diese Dinge, und er griff an, beinahe bevor er verstand, was das alles bedeutete. Es gab kein Überlegen, nur Zorn und verzweifelte Angst. Alles, was er hatte, war ein Jagdmesser, aber er hielt es scharf, und keiner von ihnen sah ihn kommen. Als sie sich zu ihm umdrehten, hatte Haruld die Lichtung bereits überquert. Er rammte sein Messer in die Seite des ersten Mannes, riss es heraus und bohrte ihm die Klinge wieder in den Bauch, stieß sie hinein, bis seine Knöchel sich in die Haut drückten. Der Mann schlug zurück und hieb mit dem Ellbogen auf Harulds Kopf ein, aber seine Kräfte verließen ihn bereits, und die Schläge fühlten sich leicht an wie Regen. Haruld riss das Messer heraus, trat den Mann zu Boden. Der brach auf der Erde zusammen, weinend und fluchend über den Schmerz.
    Die übrigen Männer wichen zurück und umzingelten ihn. Haruld sah nicht auf seine Schwester hinab. Er wagte es nicht hinabzusehen. »Ingris, lauf!«, drängte er sie und fintierte mit seinem Messer, um die Männer in Schach zu halten.
    Er wusste nicht genau, ob sie ihn hörte. Sie regte sich nicht. Einer der Männer – der andere, der nur halb bekleidet war – sprang heran, und Haruld riss ihm mit dem Messer den rechten Arm über dem Ellbogen auf. Zu spät begriff er, dass das ein Ablenkungsmanöver war, dass die eigentliche Bedrohung von hinten kam. Die gepanzerten Männer hatten noch immer ihre Waffen. Am Rande seines Gesichtsfelds nahm er nebelhaft eine Bewegung wahr, und ein Morgenstern krachte auf seine Hand, zerquetschte ihm die Finger und schlug ihm das Messer aus dem plötzlich nutzlos gewordenen Griff. Haruld vollführte einen Satz nach links im Versuch, dem nächsten Schlag auszuweichen, aber ein anderer Mann packte ihn am Arm, und der Morgenstern kam erneut auf ihn zu und zerschmetterte ihm das Knie.
    Heulend fiel er zu Boden. Zu spät sah er, dass Ingris bereits tot war. Ihre Augen starrten blicklos zur Sonne auf. Ein nasses, braunes Blatt klebte an ihrer Wange. Der Mann, dessen Arm er aufgeschlitzt hatte, spuckte auf ihn und stolzierte davon, auf der Suche nach irgendetwas, womit er die Verletzung verbinden konnte. Der, den er ausgeweidet hatte, krümmte sich im Gras und schrie lauter als Haruld selbst.
    »Oh, halt den Mund!«, sagte der Morgensternschwinger und ließ die Waffe auf den Kopf seines Gefährten niederkrachen. Es knirschte, und die Schreie hörten auf. Blut spritzte Haruld ins Gesicht, warm und klebrig. Er schmeckte es, wie saurer Rost. »Zu jaulen wie ein Schwein am Spieß.«
    »Was ist mit dem da?« Einer der Männer zeigte ruckartig mit dem

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