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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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besser! Ich mache mir die Dinger normalerweise gerne selbst, aber ich krieg die blöden Dosen so schwer auf.«
    Oh weh, das war ein mordsmäßiger Fauxpas, das merkte ich sofort. Christin kämpfte mit ihrer Fassung, bevor sie mich anfuhr: »Was? Du vergleichst meine selbst gemachten Ravioli mit Dosenfutter? Das ist ja – das ist ja unglaublich!«
    »Lass ihn«, beruhigte sie Stefanie. »So sind Männer halt mal. Und Reiner ist der schlimmste von allen. Der isst die Scheibletten mit Folie und beschwert sich anschließend im Supermarkt, dass der Käse so zäh war.«
    Alle lachten, die Situation war gerettet. Und mir  selbst war es egal, ob mit oder ohne Folie, Hauptsache, alles war schön zerlaufen.
    Ein Blick auf die Uhr bedeutete mir, aufzubrechen. »Leider muss ich zu einem wichtigen Termin. Die Ravioli waren wirklich wunderbar, Christin. Michael, du denkst bitte daran, dass ihr bei der Einweihung Pils habt und nicht nur Export?«
    »Logisch, hältst du mich für einen Anfänger?«
    Stefanie begleitete mich zum Ausgang. »Und du bist später wirklich zu Hause?«
    »Mein Ehrenwort. Nur ein Meteoriteneinschlag wird mich daran hindern können.«
    »Na denn. Als Beweis kannst du mir dann den Meteoriten mitbringen. Der macht sich bestimmt gut in meiner Vitrine.«
    Ich gab ihr einen Kuss und machte mich dann auf den Weg zur ›Neomedi AG‹.

13.arrogant, launisch und egozentrisch
    Bis zu dem Pharmaunternehmen war es nicht sehr weit. Ich nahm die B 44, um dann über die ›Teufelsbrücke‹ zur Bruchwiesenstraße zu gelangen. Der Name ›Teufelsbrücke‹ klang spektakulär, die Realität war trostlos. Sie war nur eine weit ausladende vierspurige Autobrücke über die vielen Gleiswerke im Vorfeld des Ludwigshafener Hauptbahnhofs. Ihre Bezeichnung war historisch begründet. Auch wenn die Quellenlage nicht eindeutig ist, so stammte sie vermutlich von einer Vorgängerbrücke, die weiter nördlich Richtung Hauptbahnhof stand. Dieser damals reine Fußgängerüberweg, bestehend aus einer Stahlkonstruktion, mündete auf der Westseite in einem sumpfigen Waldgebiet. Dieses Ambiente in Verbindung mit den rauchenden Schornsteinen der Dampfloks war vermutlich für die Namensgebung verantwortlich. Inzwischen war das Sumpfgebiet schon lange trocken gelegt worden. Dort standen heute die Fachhochschule und mehrere Berufsschulen. Die ›Teufelsbrücke‹ war verlegt und für den Autoverkehr ausgebaut worden und hieß mittlerweile im offiziellen Sprachgebrauch ganz simpel ›Schänzeldamm‹. Wer allerdings in der näheren Umgebung selbigen Namen verwendete, wurde sofort als Nichteinheimischer entlarvt. Davon abgesehen, wusste beileibe nicht jeder Ludwigshafener etwas mit dem Begriff ›Schänzeldamm‹ anzufangen.
    Hundert Meter vor dem ›Heiligen Leo‹ befand sich auf der rechten Seite der Firmenkomplex der ›Neomedi  AG‹. Das weiträumig umzäunte Gelände war flächenmäßig das zweitgrößte Unternehmen in Ludwigshafen. Der Hauptzufahrt folgend, fuhr man auf ein Verwaltungsgebäude zu, das mit den Attributen ›schlicht‹ und ›funktional‹ mehr als genügend beschrieben war. Ein kreativer Architekt war hier sicherlich nicht am Werk gewesen. Im Gegensatz zur Eintönigkeit der Bauweise prangte der Name des Unternehmens in riesiger Schreibschrift über dem Gebäude. Wie ich wusste, strahlte das Logo, das aus vielen gebogenen Neonleuchten bestand, nachts in verschiedenen, ständig wechselnden Rottönen. Vor dem länglichen Verwaltungsgebäude waren in drei Reihen Parkplätze eingezeichnet. Hier war alles gleichermaßen steril und eintönig, nicht das geringste Grün war zu sehen. Glücklicherweise waren mehrere Besucherparkplätze frei.
    Wohlwollend nahm ich zur Kenntnis, dass hier im Vergleich zum ›Heiligen Leo‹ keine Rauchergruppe vor dem Eingang lagerte. In der Eingangshalle befand sich eine Theke, die zum Stil des Hauses optimal passte. Rechtwinklig, schnörkellos und irgendwie unpassend für ein Pharmaunternehmen, das innovative Medikamente entwickelte und vertrieb. Selbst die drei Damen hinter der Theke wirkten irgendwie blass und unzufrieden. Einer ganz in schwarz gekleideten Frau überreichte ich meine Visitenkarte mit der Bitte, mich beim Geschäftsführer anzumelden. Abgesehen von einer hingemurmelten Begrüßung, ging sie wortlos in ein Hinterzimmer. Es dauerte bestimmt fünf Minuten, bis sie wieder herauskam. Am liebsten hätte ich sie gefragt, ob ich sie vielleicht in ihrer Pause gestört hatte.
    »Sie sollen

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