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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Lebenselixier. So etwas hinterlässt Spuren, keine Frage. Und dann der Ärger der letzten Tage. Diese unglaubliche Hetzjagd. Wer steht das schon ohne irgendwelche Mittel durch? Aber Walter … Der fällt doch nicht einfach um und ist tot!»
    Vincent notierte Osterkamps Telefonnummern, privat, mobil und geschäftlich, und bat ihn, sich bereitzuhalten. Dann begleitete er den Unternehmer nach unten.
    An der Decke der Aufzugkabine war die dunkle Linse einer Kamera auszumachen.
    «Haben Sie noch anderswo Überwachungstechnik im Haus?», fragte Vincent.
    «Halten Sie etwa ein Verbrechen für denkbar?»
    «Gibt es weitere Kameras am Hauseingang? Oder in der Garage?»
    «Da müsste ich nachfragen.»
    «Tun Sie das.»
    Der Mann hob den Zeigefinger. «Versprechen Sie mir, dass Sie meinen Namen und diese Adresse aus dem Spiel halten, wenn Sie die Medien unterrichten. Schlimm genug, dass Walter diese Meute zu spüren bekam.»
    «Ich verspreche gar nichts», antwortete Vincent. «Aber es hilft, wenn Sie kooperieren.»
    «Ich kenne den Polizeipräsidenten!»
    «Sie wiederholen sich, Herr Osterkamp.»

10

    Vincent trat an den Tresen, holte aus dem Internet ein Foto des nordrhein-westfälischen Regierungschefs auf sein Smartphone und zeigte es dem Wachmann. Kopfschütteln. Nie gesehen in diesem Haus. Der Mann erklärte, dass es mit dem Wohnungsschlüssel möglich sei, aus der Tiefgarage bis in den zehnten Stock zu fahren, ohne dass man am Empfang registriert wurde. Allerdings seien auf der Parkebene weitere Überwachungskameras angebracht.
    Der Wachmann telefonierte mit seiner Zentrale, ließ sich weiterverbinden und gab schließlich den Hörer an Vincent ab. Eine freundliche Frauenstimme nannte die Privatnummer eines Angestellten, der angeblich über die Aufzeichnungen Bescheid wisse.
    Vincent rief den Mann an und wollte beim zehnten Klingeln aufgeben, als sich ein schläfriger Typ meldete, der die nächste Enttäuschung bereitete: Die Osterkamp-Entwicklungsgesellschaft hatte an den Rekordern gespart, die installierten Kameras waren nutzlos. Seit das Gebäude existierte, war niemals ein Signal aufgenommen worden.
    Felix traf mit der Putzfrau ein, einer Türkin im langen beigefarbenen Mantel. Buntes Kopftuch, faltenloses Gesicht, das Alter schwer zu schätzen. Sie setzten sich in die Warteecke des Foyers, die Frau rieb sich die verheulten Augen mit einem Taschentuch. Vincent versuchte, sie zu beruhigen, indem er sie erst einmal dafür lobte, dass sie die Polizei verständigt hatte. Aber ihr Schock saß tief, Satz für Satz musste er ihr einzeln entlocken.
    Sie habe das Penthouse um halb sieben über den Aufzug betreten. Wie üblich habe sie sich mit einem lauten Gruß bemerkbar gemacht. Als keine Antwort folgte, habe sie den Mantel und das äußere Kopftuch an die Garderobe gehängt und sich in der Küche Kaffee zubereitet. Danach führte sie ihr Weg in das Schwimmbad, wo Putzmittel und Eimer in einem Schrank aufbewahrt wurden. Dort habe sie sofort den Mann entdeckt, der mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb. Zuvor war sie also lediglich in Flur und Küche gewesen und hatte an diesem Tag nichts gereinigt. Gut zu wissen.
    In Panik sei sie nach draußen gerannt. Ihr erster Anruf habe Frau Osterkamp gegolten, ihrer Arbeitgeberin. Die habe ihr aufgetragen, die 110 zu wählen. Danach habe es etwa eine halbe Stunde gedauert, bis die Kollegen eintrafen – weil sie die Zeit nicht bei dem Toten verbringen wollte, habe sie hier unten im Foyer gewartet.
    Vincent erfuhr, dass Osterkamps Gast vor einer knappen Woche eingezogen war. Seitdem war die Türkin zwei Mal zum Putzen erschienen. Lebend hatte sie Castorp nie zu Gesicht bekommen, seine Geliebte oder Sekretärin auch nicht. Deren Spuren seien jedoch unverkennbar gewesen. Warum, das erfuhr Vincent erst auf mehrfache Nachfrage: beide Betten benutzt, ein Slip im Bad, eine Tamponpackung im Abfalleimer.
    Er bedankte sich bei der Zeugin, die immer noch sehr aufgeregt war, und bat Felix, ihre Schuhsohlen zu fotografieren.
    «Aber ich hab doch nichts getan!», protestierte die Frau.
    Vincent bemühte sich, ihr klarzumachen, wozu Vergleichsproben dienten.
    «Hör mal, ist das wirklich nötig?», fragte der Kollege leise.
    «Ja. Und mach auch Fotos von deinen Tretern und von denen der beiden K-Wachen-Kollegen.»
    Marietta und Jürgen kehrten von der Befragung der Angestellten in den Büroetagen zurück. In den meisten Firmen sei abends nichts los, berichteten sie. Ganze drei Mitarbeiter

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