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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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gewesen.
    Vincent beschloss, endlich abzuhauen. Ihm schwirrte der Kopf. Er wollte sich vom Kripochef verabschieden, doch im Gedränge am Buffet war der Mann trotz seiner Größe nicht auszumachen. Vincent wich einem Kellner aus, der schwer an einem Tablett voller Gläser trug, und stieß mit einer Frau zusammen. Sie entschuldigten sich synchron.
    Es war die Reporterin vom WDR. Große Augen, die Brauen fragend hochgezogen.
    «So sieht man sich wieder, Herr Kommissar.»
    «Ich muss mich entschuldigen, Frau …»
    «Baltes. Wie der legendäre Abwehrspieler.»
    «Ich muss gestehen, ich habe Ihnen unrecht getan, Frau Baltes. Ihr Beitrag war in keiner Hinsicht parteiisch, im Gegenteil. Großes Lob!»
    «Dafür sind Sie nicht so unabhängig, wie ich dachte.»
    «Wieso?»
    «Na, Sie und Frau Simoniak …»
    «Wir haben gerade mal zwei Sätze gewechselt, wonach sah es denn für Sie aus?»
    «Nach einem heißen Flirt, würde ich sagen.»
    Vincent musste lachen.
    «Wie wär’s mit einem Absacker?», fragte die Reporterin.
    Vincent blickte sich um. Aufgetakeltes Partyvolk huldigte Osterkamp, seinen Häppchen, seinem Sekt. Die meisten dieser Leute wären auch angetanzt, wenn er den Scheck seinem Pudel überreicht hätte. Dessen war sich Vincent sicher.
    «Aber nicht hier», antwortete er.

    Sie betraten das neu eröffnete Notorious , und Vincent fühlte sich sofort in die Zeit zurückversetzt, als er sich hier öfter mit den Kollegen die Kante gegeben hatte, nachdem die Spätschicht der Kriminalwache absolviert war.
    Hinter dem Tresen legte ein DJ Platten auf, Raritäten aus echtem Vinyl. Zwei Frauen bedienten im hellgrauen Catsuit, der alles verhüllte, aber die Kurven ihrer Körper umso stärker betonte. Auf der Karte standen die gleichen Cocktails wie damals, das gleiche Junkfood. Nur der Zigarettenqualm fehlte.
    Mit dem Team etwas trinken gehen – Vincent fragte sich, ob das endgültig zur Vergangenheit zählte. Jetzt, wo er der Vorgesetzte war.
    «Der Redaktionsleiter ist sauer über meinen Bericht», gestand die Fernsehfrau.
    «Das kann ich nicht glauben.»
    «Er meint, die Opposition hätte etwas gedreht, und Castorp sei an der Affäre in Wirklichkeit unschuldig gewesen.»
    «Der Mann fährt also auf dem CDU-Ticket.»
    «Ja, klar. Und ich sollte Simoniak etwas anhängen. Er hat mich heute zum ersten Mal auf die Landespolitik angesetzt. Er dachte, ich wäre auf seiner Linie. Aber mir ging durch den Kopf, was Sie zu mir gesagt haben. Über Neutralität und so.»
    «Sie haben ihm widerstanden, obwohl er der Chef ist.»
    «Der Kerl ist ein Widerling. Er baggert alle freien Mitarbeiterinnen an, weil er glaubt, die könnten sich nicht wehren.»
    Eines der Mädels im Catsuit brachte die bestellten Getränke. Bier für Vincent, Gin Tonic für Saskia Baltes.
    «Etwas für den kleinen Hunger?», fragte die Bedienung.
    Vincent wechselte einen Blick mit der Reporterin. Sie schüttelte den Kopf.
    «Außerhalb der Karte haben wir Salat mit Filets von Orange und Kaninchen.»
    Vincent verneinte und gab die Karte zurück. Beim Gedanken an Kaninchen verging ihm jeglicher Appetit.
    Die Reporterin stieß mit ihm an. «Ich heiße Saskia.»
    Er kam sich überrumpelt vor. Verbrüderung mit den Medien – wie weit darf das gehen?
    «Vincent», erwiderte er.
    «Ich weiß. Deinen Namen habe ich mir gemerkt. Vincent Veih, ist nicht allzu häufig.»
    «Netter Laden hier», sagte er, um von dem Thema abzulenken, das sie offenbar anschneiden wollte. «Wie im alten Notorious . Aber das hast du sicher nicht gekannt. Ist schon eine Weile her.»
    «Für wie alt hältst du mich denn?»
    «Dreiundzwanzig?» Eher noch jünger, dachte er.
    «Da pack mal noch fünf Jährchen drauf.»
    «Unmöglich.»
    «Das geht mir immer so. Aber ich gehe stramm auf die dreißig zu, habe studiert und einen vierjährigen Sohn. Ich bin kein kleines Mädchen mehr, auch wenn der Redaktionsleiter mich so behandelt.»
    «Der Widerling.»
    «Das kannst du laut sagen.»
    «Und wo ist dein Sohn jetzt?»
    «Die Mutter gehört zu ihrem Kind. Ist es das, was du andeuten willst?»
    Er zuckte mit den Schultern. «Die einen halten es so, die anderen so.»
    «Oskar ist diese Woche bei seinem Vater. Wir teilen uns das Sorgerecht. Wir haben uns im Guten getrennt.»
    Sie tranken und sahen einander in die Augen. Erst jetzt fielen Vincent ein paar Lachfältchen auf. Das Schwimmbadmädchen – wie sich wohl ihr Körper anfühlte?
    «Bearbeitest du oft zwei Themen an einem Tag?», fragte

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