Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
mit einem Krug und Gläsern zurück. »Most, heißt das, ja? Ich habe gelernt,
Most zu machen. It tastes … «
»Wonderful, sehr erfrischend!«
»Meinen Sie?«
»Ja. Wenn ich Sie was fragen dürfte …«
»Ja, bitte?«
»Woran hat Herr Rabenstein zuletzt gearbeitet?«
»Darüber ich denke auch sehr angestrengt nach. Er hat mir
nie viel über seine Arbeit erzählt. Better like that, he said.« Sie schluckte
mehrmals. »Er ist so viel älter als ich. Er hat mir nur erzählt, wenn er etwas
publi… – veröffentlichen konnte. In letzter Zeit it wasn’t a lot. Dabei er
hat immer mit die Sekretärinnen …« In Shannas Augen blitzte plötzlicher
Zorn auf. »I’ll have to think about … was ich jetzt mache. Ob ich
hierbleibe.« Sie atmete tief durch. »Anyway, in seiner Mappe mit den aktuellen
Arbeiten lagen nur a few pages.«
»Darf ich diese Seiten sehen?«
Shanna sah überrascht auf. Der Wind wehte ihr die Haare aus
der Stirn. Berenike vermeinte einen dunklen Fleck zu sehen. Shannas kleine
Hände zupften wieder hektisch an den Strähnen, bis sie gerade ausgerichtet
waren.
»Ich hatte die Idee einer Gedenklesung, in meinem
Salon – was meinen Sie?«
»Oh, I see. Ich kopiere diese pages für Sie. Kommen Sie.«
Drinnen im Haus standen Kübel mit Farbe, Werkzeug lag daneben, es roch nach
frisch bearbeitetem Holz. »He had Polizeischutz. Robert, I mean. Damals er hat
etwas in der catholic church aufgedeckt. Er hat sich keine Freunde gemacht.«
Das konnte sich Berenike gut vorstellen. Sie hatte schon
Probleme mit dem Großvater bekommen, weil sie den scheinheiligen Pfadfindern
nicht beitreten wollte. Undankbar sei sie, hatte es geheißen.
»That’s why er wollte ein Haus wie dieses«, Shanna führte sie
die hölzerne Stiege hinauf, »weit weg von all the people. Es hat ihm gefallen
hier. Mir … I prefer being with people. Nur mit ihm, und Lizzy natürlich,
ist es hier erträglich.« Shanna öffnete eine Tür. Das Zimmer war finster, es
musste sich um den Raum mit den geschlossenen Rollläden handeln. »Here is
Robert’s desk«, Shanna drehte Licht auf und schob ein paar Mappen herum, dann
hatte sie das Gesuchte gefunden. Mechanisch legte sie eine Seite nach der
anderen in den Kopierer. Rabensteins Büro spielte alle Stückln, Computer,
Festnetztelefon, von allem das Beste. Daneben Regale mit sauber
aneinandergereihten Aktenordnern. Auf dem Fensterbrett lag eine deformierte
Zange. War der Rollladen kaputt und deshalb geschlossen? Etwas in diesem Raum
bereitete Berenike Unbehagen. Vielleicht war es die Trauer, die die junge Frau
ausstrahlte. Sie hörte Kühe muhen, das Läuten ihrer Glocken. Ein Friede, der
zur Falle werden mochte. »Aus welcher Stadt in Schottland kommen Sie?«
»
Edinburgh
. It’s nothing
like here. But why – wieso fragen Sie das? Sie haben Robert
gekannt?«
»Nein.«
»He lived for his work. ›Wozu bin ich sonst nütze?‹, he used
to say.« Shanna kullerten die Tränen über die Wangen. Beunruhigend tonlos.
»Ich – mit mir hat er sich kaum beschäftigt.« Das Kopiergerät spuckte
voller Gleichgültigkeit die letzte Seite aus. »Das Bett war kalt, so lonely. So
oft war ich allein.« Shannas Worte waren kaum hörbar. »While he was weiß Gott
wo.«
Shanna hielt ihr die fertigen Kopien unter die Nase. Berenike
entzifferte etwas von Opfern, von Faschismus und Alpenfestung, während Shanna
die Originale zurück in die Mappe legte. Sie löschte das Licht und schob
Berenike durch die Tür. Das Lesen musste warten. Sie faltete die Seiten
zusammen und steckte sie in die Hosentasche. Draußen sortierte Shanna schon
wieder ihre Haare. Mit einem Mal sah sie wieder aus wie irgendeine attraktive
junge Frau, die man regelmäßig in der Disco treffen konnte. Unten setzte Shanna
eine Sonnenbrille mit riesigen dunklen Gläsern auf, die ihre Augen völlig verdeckten.
Berenike stolperte über noch mehr Werkzeug, daneben standen ein paar Ski.
Draußen vor der Tür blieben sie stehen.
»Die Polizei hat Gift im Körper Ihres Partners gefunden«,
sagte Berenike.
»Oh, wirklich?«
»Ja. Hatte er etwas vor an jenem Abend bei der Lesung? Wollte
er irgendwie aktiv werden?«
»Nein, not
that I would know. He never told me about his plans. Ich kann Ihnen
nicht helfen. Es tut mir so laid!« Shannas Akzent trat stärker hervor, neue
Tränen brachen sich Bahn. Und dann hatte sie …
Berenike mochte es immer noch nicht glauben, während ihr
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