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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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Gang schmiegte sich der Steinboden kühl
unter ihre nackten Sohlen.
    »Wie hättest du es gern?«, rief Brian ihr nach. Sie stockte.
Der Mann bewegte etwas in ihr, selbst in dieser Situation. Immer schon. Ihr
Schoß öffnete sich weich. Nicht einmal als loses Verhältnis konnte man ihr
Zusammensein bezeichnen. Sie fickten, wenn es sich ergab. An welchen Orten sie
es schon gemacht hatten! Einmal hielten sie sich nach einer Besprechung noch
bei einem Kunden auf, um Laptop, Beamer und Kabel einzupacken. Berenike führte
ein Telefonat, während Brian und der Geschäftspartner, ein dunkler Typ mit
grauen Strähnen, sie beobachteten. Maßgeschneiderter Anzug. Energisches
Gesicht, Lachfalten. Und Lippen … Zu dritt waren sie später im Lift
hinuntergefahren. Irgendwo stieg ein Mitarbeiter zu. »Ich habe gehört, Sie
haben gute Arbeit geleistet«, wandte er sich an sie. Der Zugestiegene trug
einen braunen Anzug, sein Rücken war gebeugt. Berenike lächelte und spürte dem
Kribbeln nach. Ihr Geschäftspartner nickte: »Erstaunlich kreative Arbeit.«
Seine Worte kamen langsam, befriedigt. Dabei beobachtete Berenike die
Bewegungen seiner Lippen, dahinter die Zunge, die … Der andere hatte sie
verwirrt der Reihe nach geschaut und sich offensichtlich ausgeschlossen
gefühlt. Nichts war ausgesprochen worden. Und dennoch …
    Beinahe sprang nun der Funke zwischen Brian und ihr erneut
über. Doch da war das Brennen im Hals, die schmerzenden Augen. Berenike leckte
sich über die ausgedörrten Lippen und ging über den menschenleeren Gang. Die
Tür zum Besprechungsraum war angelehnt. Eine Menschentraube vor dem
Fernsehgerät. Auf dem Bildschirm Feuer, Schreie, Tod. Sie ging weiter. Niemand
hatte sie bemerkt. An ihrem Platz fuhr sie den PC hoch und öffnete das
E-Mail-Programm. Eine Nachricht war an alle weitergeleitet worden. Sie trug das
Datum 11. September 2001. Niemand interessierte sich mehr dafür, was mit ihr
geschehen war. Angesichts dieser Ereignisse.

     
    Zu Hause hatte sie gedacht: Brian hat recht. Wie
sollte sie etwas beweisen gegen Gilbert Donner? Die paar Kratzer sahen harmlos
aus, seine Krawatte hatte keine äußerlichen Spuren an ihrem Hals hinterlassen.
Erstklassige Seide. Auch die Schmerzen am Kopf waren nicht sichtbar. Selbst
ihre Beine sahen nicht anders aus als sonst, sobald sie geduscht hatte.
    Business as usual, hatte sie sich gesagt. Wer sollte ihr so
eine Geschichte glauben? Sie war an dem Abend daheim geblieben. Hatte sich Tee
gekocht und eine Suppe, später, als ihr Magen sich beruhigt hatte. Rief Rene
an, mit dem sie sich manchmal traf. Eine lose Geschichte, noch so eine. Sich
nur nie zu tief in etwas verstricken. Sie entschuldigte sich, dass sie die
nächsten Tage nicht in Stimmung sei. Der Tee ließ sie tief schlafen. Am
nächsten Morgen sah alles besser aus. Nur nicht überreagieren. ›Dem g’fallst
halt!‹
    Einmal war das eingetreten, wovor man sie immer gewarnt
hatte. Dass sie mit ihrem Benehmen die Männer provoziere. Aber da ist die Wut,
die schnell alles überdeckt. Und – Resignation.
    Tage später, vielleicht waren es Wochen, fiel Berenike auf
dem Weg von der U-Bahn ins Büro um. Einfach so. Ohne Vorankündigung. »Mein
Kreislauf«, murmelte sie. Ein Passant half, rief die Rettung. Blaulicht.
Pharmageruch. Herzinfarkt, so hatte es sich angefühlt. Druck in der Brust.
Diese Momente, als sie geglaubt hatte, sterben zu müssen. Diese Gedanken. Das
wars jetzt? Wie banal. Doch so weit war es nicht gekommen. Nur ein langer
Spitalsaufenthalt. Burn-out, Krankenstand.
    Und eine Anzeige.
    Jene Anzeige, die …

     
    *

     
    Die Teeuhr piepste. Der herbe Geschmack des
grünen Tees brachte Berenike zurück in die Gegenwart. Sie hatte sich so sehr
darum bemüht, Abstand zu gewinnen. Wollte sich auf die Gegenwart, die Zukunft
konzentrieren. Da kam Inspektor Kain, und alles war wie gestern. Buddha mochte
wissen, wie oft sie Donner ermorden hatte wollen. In sein fettes Gesicht
schlagen. Bis ihm das Genick brach. Dabei hatte sie immer als friedliebend
gegolten. Als Kind und auch später.
    Sie musste ihre Gegner in Wien stellen. Ob Brian sich
weiterhin in sie als Feindbild verbiss? Sie nippte an dem Tee. Die henkellose
Schale passte genau in ihre Handfläche. Das Getränk darin leuchtete grün. Wie
schön es wäre, über Tee Freundschaft zu schließen. Ein bisschen zu häufig war
sie allein. Sie wollte ihren wohlschmeckenden Tee teilen, ihr Gespräch

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