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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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aller Kraft nach oben zu stemmen.
Schwarz vor den Augen und die Luft – sie lechzte nach Sauerstoff. Dann
eben …
    Sie knallte ihren Schädel gezielt gegen dieses widerliche
sabbernde Etwas vor ihr. Hörte einen Schrei. Hörte ein Glas auf dem Boden
zerbrechen. Spürte – sie war frei. Riss an dem Strick aus Seide. Einen
schrecklichen Moment lang geschah gar nichts. Dann bewegte sie sich rückwärts
weg.
    »Du Hure weißt nicht, was du willst!«
    Sie schüttelte sich. Schüttelte die Haare, die langen dunklen
Haare. Keuchte. Alles schmerzte. Sah, wie sich Donner aufrichtete.
    »Hysterische Schlampe. Beruhig dich. Und wisch dich ab!« Er
hielt ihr ein Papiertaschentuch hin. Sie nahm es. Fuhr sich über das Gesicht.
Ihr Rachen schmerzte. Sie sammelte Speichel, spuckte, spuckte Donner ins
Gesicht. Sah Donners fettes Grinsen. Sah, wie er die Anzughose zumachte, sah
seine Finger, die er an einem Taschentuch abwischte. Routiniert. Sie nahm ein
Glas, warf es gegen die Wand. Ein Schrei. Wortlos. Sie rannte. Die Sekretärin
rief ihr etwas Lautes, Unfreundliches nach. Dann schlug die Glastür hinter
Berenike zu.

     
    *

     
    Sie hatte nie wieder daran denken wollen. Und
jetzt war dieser Typ tot. Damn it, was für ein Wahnsinn.

17
    Formosa Grüntee
    Das
Gedankenkarussell führte neue Bahnen zueinander, die so nicht zusammengehörten.
Interessant, was sich im Dämmerzustand alles ergab. Plötzlich Herzklopfen, sie
war hellwach. Es war finster. Sie wusste nicht, ob es Nacht war oder früher
Morgen. Ein Klingeln, sie meinte, ein Klingeln gehört zu haben. Vielleicht
hatte sie das geträumt. Nach dem Fund von Donners Leiche hatte sie Susi
gebeten, vorerst den Salon zu führen. Ihr war ständig übel. Momentan fühlte
Berenike nichts, nicht einmal beim Gedanken an einen möglichen Konkurs.
Gleichgültigkeit hatte sich über alles gelegt, eine Wattewolke, durch die kein
Gefühl zu dringen vermochte. Immer rutschten ihre Gedanken zu Donner, zu seinem
Ende. Hoffentlich hatte er wenigstens gelitten.

     
    Berenike starrte den Plafond an. Seine weißen
Mauern lagen im Dunkel. Die Wände brauchten Farbe, irgendwas Blitzendes, um dem
Leben Kraft zu geben. Himmelblau vielleicht, mit Wolken darauf. Was für ein
Kitsch.
    Da, jetzt klingelte es wieder. Wie gleichgültig es ihr war,
wer draußen vor der Tür stehen mochte. Mitten in der Nacht, wie seltsam. Aber
hier war zumindest nicht Downtown L. A. Auch schon was.
    Ihre Vermieterin, Frau Gasperl, hatte vorhin neugierig bei
ihr hereingeschaut, obwohl es spät war. ›Ich hab mir Sorgen gemacht‹, dabei bot
die Hausfrau Thermophor und Kamillentee an. Sie fragte siebenmal, was los sei.
Doch Berenike wollte sich nicht von der älteren Frau bemuttern lassen. Sie
quälte sich aus dem Sofa. Das weiche Gefühl in den Knien wollte nicht weggehen.
Was würde wohl Madame Montego jetzt sagen?
    Da, wieder ein Läuten, diesmal blieb jemand mit dem Finger
auf der Klingel. Berenike strich sich über Augen und Wangen. Wie weich sich die
Haut anfühlte und wie hart der Wangenknochen. Sie tappte nach unten und öffnete
die Haustür. Niemand war draußen. Langsam und wie im Traum schloss sie die Tür
wieder. Am Ende hatte sie das Klingeln nur geträumt. Oder war wieder
jemand …?
    Gestorben, flüsterte es in ihr.
    Brian womöglich. Oder sonst wer. Der es verdient hatte.

     
    Erst da setzte das Herzklopfen ein, die alte
Angst. Berenike rüttelte mehrmals an der Tür, ob sie auch sicher abgeschlossen
war. Sie tappte nach oben, die Holztreppe gab seufzende Geräusche von sich. Wie
ein Zeuge, der nur zu flüstern imstande war. Ein Poltern war zu hören, es kam
von irgendwoher aus dem Haus. Frau Gasperl vielleicht.
    Berenike schlich in ihre Küche. Auf dem Weg stützte sie sich
an der Wand im Vorzimmer ab, die ihr wie ein sich schlängelnder Gang einmal
links, einmal rechts entgegenkam. Niemand hätte in ihr die toughe Karrierefrau
von früher erkannt. Endlich die Küche, die grün gestrichene Wand, der Hocker
vor dem kleinen Tisch. Sie setzte sich und griff nach einem Teehäferl. Auch der
Wasserkessel ließ sich im Sitzen befüllen. Wie die Oma es im Alter getan hatte.
Sieglinde Roither war dick und unglücklich gewesen, jahrelang. Das Geschäft war
geschlossen, die Großeltern in Pension. Eine Greißlerei war kein Geschäft mehr.
Das war noch lange vor dem Bioboom. Berenike entzündete die Flamme. Sie musste
etwas trinken. Am besten Kamillentee. Sie

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