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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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spannenden Lesestoff in die
Klinik geschmuggelt. Sie war ihnen etwas schuldig.
    Zu fünft gingen sie zur Eistheke. Berenike betrachtete die
Bikinis der Mädchen, Amélie liebte türkis, immer schon. Jenny kleidete sich
diesen Sommer in Orange-Gelb. Daneben die Mama in ihren Schlammfarben,
natürlich ein Einteiler.
    Das Eis schmolz ihnen buchstäblich davon, und Berenike war
hinterher kein bisschen besser zumute. Kurzerhand verabschiedete sie sich und
radelte schwitzend zurück.

27
    Heiße Schokolade
    Die Aussicht auf die dunkle Höhle des Café
Strozzi erschien ihr wie das Paradies. Ein alter Mann im abgewetzten schwarzen
Anzug eilte mit einem Aktenkoffer über die Straße. Das Gewicht zog seinen
verkrüppelten Rücken einseitig zu Boden. Er wirkte, als hätte er etwas
Wichtiges zu verbergen. Gegenüber trat ein kämpferisch aussehender Asiate aus der
Tür von ›Samurai Sushi‹. Berenike schob das Fahrrad durch das Haustor. Sie
schlich die Stufen nach oben. Den Hofrat a. D. Grader gab es immer noch,
er musste inzwischen an die 100 sein. Zum Glück war die Wohnungstür unversehrt,
obwohl das Sicherheitsschloss nach wie vor klemmte.
    In einem dünnen roten Sommerkleid und Flip-Flops verließ
Berenike die Wohnung kurz darauf wieder. Sie fühlte sich fast wie früher, eine
Städterin am Sonntag. Das Sicherheitsschloss ließ sich schon wieder nicht
zusperren, aber sie ging ja nicht weit. Müde quietschte das Haustor. Das
Viertel war so ausgestorben wie der Löwenhof, auch im Café Strozzi waren nur
ein paar Tische besetzt. In dem kleinen Eckcafé gingen die Uhren anders.
Berenike blies nach den Haaren, die ihr zu lang in die Stirn wuchsen. Die
Gesichter der Gäste wirkten ein wenig unscharf. Eine Brille, sie brauchte
sicher eine Brille. Dann entdeckte sie Horst mit dem dunkel umflorten Blick.
Heute trug er ein eng anliegendes graues Hemd, saß eingesunken da. Sah nicht so
aus, als ob er sich sportlich betätigte. Sie setzte sich zu ihm, musterte ihn
prüfend. Sein Blick huschte von ihrem Gesicht zur Kellnerin.
    »Eine heiße Schokolade, bitte.« Von Beuteltee hatte Berenike
mehr als genug.
    Horst hielt sich mit beiden Händen an seiner Schale fest, die
nur mehr zur Hälfte voll war. Schmutzig brauner Milchschaum klebte am Rand.
»Ist spät geworden gestern«, er rieb sich über die rauen Bartstoppeln.
    Unruhe machte sich in Berenike breit, ein inneres Zappeln
erfasste ihren Körper. Sie bezweifelte, dass ihr der Kerl etwas Wesentliches
mitzuteilen hatte. Heute konnte man nicht in Horsts Augen versinken, zu müde
schauten sie drein. Als wäre der Rollladen heruntergelassen. Langsam fühlte
sich Berenike wieder etwas belebter. Sie lehnte sich auf den weichen roten
Polstern zurück. Dazu sanfte Popmusik aus den 80er-Jahren.
    »Berenike … Darf ich Nike sagen?«
    Sie lächelte. Auf die Idee war schon lange keiner mehr
gekommen. Die Kühle im Raum senkte sich wohltuend auf ihr Gemüt.
    »Ja, ja, der Rabenstein.« Horst drehte seine Tasse zwischen
den Fingern.
    Die Kellnerin kam mit Berenikes heißer Schokolade, ein Gupf
Schlagobers thronte majestätisch obenauf. Horst orderte noch eine Melange.
    »Willst du wissen, was ich herausgefunden habe?«
    Also doch.
    »Deswegen sitzen wir ja hier.«
    Ein müdes Lächeln als Antwort. Horst griff wie ein Süchtiger
nach der frischen Schale Kaffee, sobald sie auf dem Tisch stand. »Angenehmes
Kaffeehaus.« Er lächelte die Kellnerin an.
    »Und was machst du so, Nike? Ich habe gehört, du bist eine
Art Aussteigerin?«
    »Ich führe einen Salon für Tee und Literatur. Im
Steirischen.«
    »Wo?«
    »Salzkammergut.«
    »Ah, wo genau?«
    »Altaussee.«
    »Kenn ich. Ich hab gute Freunde, die dort ein altes Haus
gekauft haben. Viel zu renovieren natürlich. Macht sich aber bezahlt.« Horst
sah auf seine Armbanduhr, schwarz und riesig.
    »Und du? In welcher Agentur arbeitest du?«
    »Selbstständig, seit vier Jahren.«
    »Und? Läuft es?«
    »Gut«, er nickte bedächtig, »sehr gut sogar.« Er erzählte
tausend Geschichten, die Berenike nicht interessierten. Deutete auf das
Abzeichen an seinem Kragen, es hatte mit der Sozialdemokratischen Partei zu
tun. Erzählte von Erfolgen, von Journalisten, die politisch auf seiner Seite
standen. »So musst du es machen.«
    Worauf wollte er hinaus? Sie sollte gehen. Gehen und sich
ausschlafen. Nicht nur Horst hatte Nachholbedarf. Sie hielt nach der
Servierkraft Ausschau, kramte die Geldbörse hervor. Sie

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