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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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Und mit den Broschüren gleich ihre Urheber. Was
hatte sie bloß für Gedanken? Sie war ja kaum besser als diese Typen.
    Draußen ließ sich Berenike von der nonnengleichen Frau über
die jüngsten Neuerscheinungen informieren. Es war nicht leicht, das richtige
Literaturprogramm für den Salon auszuwählen. Bücher, aus denen Berenike
Erkenntnis gezogen hatte, fanden nicht unbedingt Anklang bei der breiten Masse.
Aus dem selben Grund musste sie vielen Autoren oder Autorinnen absagen, die bei
ihr lesen wollten. Man musste betriebswirtschaftlich denken. So schmerzhaft es
manchmal war.
    Im nahegelegenen Café Nil gönnte sich Berenike eine Pause.
»Ist Ihr Tee Bio?«
    Die Kellnerin, hoheitsvoll, wie eine Pharaonin, wartete auf
die Bestellung.
    »Ja, ist er.«
    »Dann nehme ich den Thé à la Menthe, bitte.«
    Wie seltsam, Berenike spielte mit der Speisekarte, Alma hatte
nie erwähnt, dass sie mit Sieghard Lahn zusammenarbeitete. Berenike hatte sich
noch gewundert, dass niemand aus der Schreibgruppe bei seiner Lesung erschienen
war. Um sich abzulenken, griff sie nach einer Tageszeitung. ›Wird er Parteichef
der Nationalen Bewegung? Im Portrait: Sieghard Lahn.‹ Wie bitte? Lahn in der
Politik, das wurde ja immer origineller. ›Heute findet in Wien der Parteitag
der Nationalen Bewegung statt. Notwendig wurde dieser wegen des tragischen Ablebens
des bisherigen Oberhauptes Gilbert Donner. Gut informierte Kreise wollen
wissen, dass der charismatische Sieghard Lahn beste Chancen auf den
Parteivorsitz habe.‹
    Berenike ließ die Zeitung sinken. Die Kellnerin brachte ein
Blechkännchen mit ihrem Tee. Obenauf schwamm ein Blatt Pfefferminze, wie es in
arabischen Ländern üblich war. Berenike goss ein. Der Tee schmeckte sanft,
beruhigend.
    Sie nahm die Zeitung wieder auf. ›Der Mordfall an Gilbert
Donner ist ebenso wenig geklärt, wie die weiteren Toten im Umfeld der Partei.
Bei der Polizei gilt mittlerweile ein politisches Motiv als wahrscheinlich.
Daneben hört man von Stimmen, die …‹
    Berenike trank rasch. Es war besser, zu verschwinden. Bevor
wieder so eine Mediensau daherkam und sie erkannte.

29
    Magentee
    Das Foto gab ihr den Rest. Nur mehr der Weg zum
Westbahnhof konnte beruhigen, die Heimfahrt nach Altaussee. Es konnte gar nicht
rasch genug gehen. Berenike hatte ihre Sachen in die Tasche geworfen und dann
bis zur Früh nicht schlafen können. In der Nacht konnte man nichts machen. Ohne
Auto. Aber den ersten direkten Zug nach Bad Aussee, den würde sie erwischen.
Nichts hielt sie mehr in der Hauptstadt. Nicht nach dem, was letzte Nacht in
Roses Wohnung passiert war.
    Politische Intrigen, die Sache wuchs ihr über den Kopf. Ihre
Hände tasteten in den Taschen ihrer rot geblümten Hose nach den
Bachblütentropfen. Ein wenig noch durchhalten!
    Sie hatte sich von Rose verabschiedet. »Gar nichts hab ich
von dir gehabt«, hatte die Mutter gemurrt. Einen Besuch in Altaussee hatte sie
aber nicht versprechen wollen. Der dunstige Himmel ließ die Sonne verglühen.
Der meiste Regen ging über den Alpen nieder, in die Hauptstadt drang kaum eine
Wolke vor. Berenike kramte nach ihrer Sonnenbrille. Sie fühlte sich wie in
einer Blase, weißes milchiges Gel war die Luft. Keine Sicht, keine Veränderung.
    Während der Straßenbahnfahrt grummelte ihr Magen. Das
Hungergefühl kam überraschend. Am Westbahnhof wollte sie Reiseproviant kaufen,
aber alle Sandwiches waren mit Wurst belegt. Schließlich entschied sie sich für
ein trockenes Vollkorngebäck. Anschließend musste sie sich bei einem Automaten
anstellen, um ihre Fahrkarte zu erwerben. Fast 40 Euro kostete die
Strecke, ein starkes Stück. Sie suchte auf der Anzeigetafel: Der Zug nach Stainach-Irdning
ging vom Bahnsteig 11. Noch 20 Minuten Zeit. Reisegruppen lärmten,
Gepäckwagen rasten die Gleise entlang. Im Zug war sogar ein Fensterplatz frei.
Sie blickte auf ein Schild mit der Aufschrift ›Betriebsbahnsteig –
Betreten verboten‹. Eine Frau mit einem Funkgerät verschwand durch ein Tor. Ein
Fahrzeug vollbepackt mit Getränkeflaschen kam gleichzeitig heraus. Jetzt
erkannte Berenike die Aufschrift ›Train Catering‹ auf den Fahrzeugen. Mehrere
Männer standen beisammen und rauchten. Einzig die Frau rannte hin und her, gab
Anweisungen, sprach in ihr Funkgerät.
    Berenike kramte ein Buch hervor, ›Gedanken ausmisten mit
Feng-Shui‹. Sie hievte die Tasche ins Gepäckfach oberhalb der Sitze. Als sie
nach einem

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