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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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Leader der Nationalen Bewegung. Er hatte
es also geschafft. Vollmundig versprach er, sich um die Bekämpfung der
Kriminalität zu kümmern. Weiter hinten im Blatt ein kleinerer Bericht über
Rolanda. ›Laut grafologischem Gutachten wurde die Frau wahrscheinlich dazu
gezwungen, den Brief zu schreiben und darin die Schuld an zwei Morden auf sich
zu nehmen …‹ So weit waren wir schon mal, dachte Berenike und schloss
wieder die Augen.
    Der junge Mann stieg in Bad Ischl aus, fünf Bergsteiger
füllten jetzt das Coupé. Viel zu laut, viel zu fröhlich. Menschenmassen schoben
sich in den Zug. Hochaufragende Berge neben saftigen Wiesen. Die Fahrt
schlängelte sich am Hallstätter See entlang. Das Wasser lag glatt da, vom Ort
am gegenüberliegenden Seeufer sah man nur wenig. Schon lange sehnte sich
Berenike nach einem Besuch auf dem legendären urzeitlichen Gräberfeld, es
musste eine mystische Erfahrung sein.
    Sie trafen in Bad Aussee ein, als das Nieseln in Regen
überging. Berenike kletterte hinter einem Paar in Wanderkleidung auf den
Bahnsteig. Wie immer kam der Zug ein paar Minuten zu spät an. Gierig sog sie die
saubere Luft ein. Jetzt würde alles gut werden, sie hoffte es sehr.
    Sie ging über die Gleise Richtung Ausgang. Ein paar schwarz
gekleidete Jugendliche beobachteten sie neugierig. Das Handy klingelte.
    »Roither, hallo?«
    »Hallo, Berenike, Susi hier. Du, der Inspektor Kain ist da
und hat nach dir gefragt.«
    Der auch noch. Er hatte sicher bemerkt, dass sie sich
entgegen seines Verbotes aus dem Staub gemacht hatte. Auch wenn Wien nicht aus
der Welt war. »Ich bin gerade angekommen, Susi. Vertröste ihn doch bitte auf
morgen, ja?«
    Sie tastete nach dem Foto in der Hosentasche, nahm es heraus.
Ein letzter Blick. Sie konnte sich nicht vorstellen, wer Freude daran hatte,
sie mit einem solchen Bild zu erschrecken. Einem Bild, das sie mitten ins Herz
treffen musste. Das Gesicht, blutig aufgerissen. Wie von einer eifersüchtigen
Katzenfrau. Eingefallene Wangen, hervorstechende Schlüsselbeine. KZ-Häftlinge,
daran musste man bei diesem Anblick denken. Die Haare kahl geschoren wie sie,
gedemütigt, zu allem bereit, um das eigene Leben zu retten – und erst
getötet. Gequält – und dann erst erschossen. Das Bild strahlte einen Hass
aus, der nicht zu ertragen war. Es musste eine Manipulation sein. Wem machte es
Spaß, ein Bild zu versenden, auf dem sie zu sehen war, schmerzvoll, sterbend?
Wer war die Frau auf dem Foto, die wie sie aussah? Das Bild trug keine
Erklärung, keine Aufschrift, nichts. Berenike biss sich auf die Lippen.
Zurückgehaltene Tränen drückten gegen ihre Lider. Sie zerriss das Fotopapier
ratschend. Einmal, zweimal, tausendmal. Die Schnipsel ließ sie in den
Papierkorb regnen. Sie spuckte darauf, wie um den Fluch zu verfluchen, ihn
unschädlich zu machen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Jugendlichen ihr
nachblickten.

30
    Ayurveda-Teemischung

     
    »Frau Roither, schön, dass Sie wieder da sind!«
So freudestrahlend hatte Berenike ihre Vermieterin selten erlebt. Frau Gasperl
kam, mit der üblichen Schürze bekleidet, um die Hausecke. Um ihre Beine
streiften zwei der Katzen. Spade machte sich umgehend an Berenike heran, der Macho.
Er rannte zwischen ihre Füße, beide stolperten sie. Der Kater sah sie dümmlich
an. »Keine clevere Beschattung, mein Lieber!« Der kleine Tiger trollte sich zu
seinem Kollegen, der wie immer lässig im Hintergrund abgewartet hatte. Berenike
schnupperte. Der Geruch nach frisch gemähtem Gras war wie ein Lebenselixier.
    »Gell, die Luft bei uns, das gibts in Wien nicht!« Frau
Gasperl stützte sich auf ihren Besen. Hexenbesen. Neben ihr lag ein Haufen
feuchter Blätter.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Danke, es geht.« Berenike setzte die Tasche ab. Sie sah die
Katzen ihrer Wege gehen, wahrscheinlich hatten sie noch einen Mäusemord
aufzuklären … falls sie ihn nicht selbst verschuldet hatten.
    »Und Sie? Immer viel Arbeit?«
    »Ja, ja. Beim Regen fällt so viel Laub auf den Boden. Da hab
ich gleich aufgekehrt.« Sie sah Berenike neugierig an. »Na, Sie können sich
jetzt freun. Erleichtert werdens sein. Es zeichnet sich nämlich eine Spur ab.«
    »Eine Spur?« Berenike streichelte Dr. Watson. Spade sprang in
die Höhe und stupste mit der Nase in ihre Kniekehlen. Die Berge lagen als
zackig graue Schattenrisse hinter den Regenmauern.
    »Na, der Tote in der Gradieranlage. Dieser Anwalt. Und
womöglich auch

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