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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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nicht möglich, von einem Handwerke allein ohne Ackerbau zu leben. Zum Ackerbau hatte Florian keine Gelegenheit und noch viel weniger Lust. Er schlachtete nun eine Zeit lang in Gemeinschaft mit einem jüdischen Metzger, aber auch dieß hörte bald auf.
    Nun half Florian den Straßburger Metzgern Ochsen einkaufen. Er verdiente dabei manch schön Stück Geld und machte auch seinen Vater zu einen: ganz glückseligen Menschen. Der alte Metzgerle konnte wieder Ochsen ausgreifen und schätzen wie in alten Zeiten, er verjüngte sich wieder. Florian war einer der ersten Burschen im Dorfe.
    Ungeschickterweise verdarb er es aber mit dem Schultheißen. Dieser ließ, als die fremden Händler da waren, den Florian zu sich kommen und wollte seine Ochsen verkaufen. »Sie wiegen gut vierzehn Centner,« betheuerte der Schultheiß. »Was sie mehr als eilf wiegen, will ich roh fressen,« erwiderte Florian, und das war dumm; denn von diesem Augenblick an war ihm der Schultheiß spinnefeind.
    Deß kümmerte sich aber Florian wenig, er spielte jeden Sonntag den Baron, kegelte immer am höchsten, und ließ wie man sagt, das Garn auf den Boden laufen.
    Es ist ein eigen Ding um die Fremdenehre, sie ist gar bald aufgezehrt. Ein Ansehen, das man sich errungen hat, weil man eine ungewöhnliche Erscheinung war, hört auf, sobald die Leute an die Erscheinung gewöhnt sind; sagt man ja, wenn der Regenbogen lang stünde, würde man sich nicht mehr nach ihm umsehen.
    So erregte auch Florian kein Aufsehen im Dorfe mehr. Erst ein unerwartetes Ereigniß zog wieder die Blicks Aller auf ihn.
    Eines Abends stand er mit seinen Kameraden nicht weit vom Adler, der Schultheiß saß mit dem Geometer auf der Bank vor dem Hause. Florian bemerkte, wie sie nach ihm hinschielten, wie der Schultheiß mehrmals mit der Hand über die Oberlippe fuhr, der Geometer unbändig lachte und dabei das Wort Samson aussprach. Florian wußte nicht, was das zu bedeuten habe, es sollte ihm aber bald klar werden.
    Andern Tages wurde er vor den Schultheiß geladen, von dem wir uns erinnern, daß er einst Unterofficier gewesen war; er befahl nun dem Florian, ohne Widerrede seinen »Schnurrwichs« herunter zu machen, da er nie Soldat gewesen und es nur den Soldaten erlaubt sei, Schnurrbärte zu tragen. Florian lachte den Schultheiß aus, worauf dieser gewaltig schimpfte, es kam zur Gegenrede, für die Florian in das Gefängniß wandern mußte.
    Es ist ein gefährlich Ding, einen Menschen, der eigentlich unschuldig ist, in's Gefängniß zu sperren; das stumpft sein Gefühl und seine Scheu ab für Zeiten, wo er vielleicht schuldig ist.
    Als Florian herauskam, mußte er dem gestrengen Befehle Folge leisten. Mit einer Wehmuth ohne Gleichen stand er vor dem Spiegel und preßte seine der Haarzier beraubten Lippen zusammen, seine Zähne knarrten und ein harter Schwur setzte sich in seiner Seele fest.
    Im ganzen Dorfe sprach man von nichts, als von dem abgemähten Schnurrbarte Florians, und jetzt, seitdem er nicht mehr war, lobte ein Jeglicher dessen Vorzüge.
    Dem Florian war es, als ob seine Haut geschält wäre und als er durch das Dorf ging, beredete ihn ein Jeder über sein verändertes Aussehen.
    So weit war es aber schon mit Florian, daß er sich sogar über dieses Aufsehen freute. Wenn nur die Leute etwas Besonderes an ihm zu bemerken hatten, das war ihm schon genug.
    Vor dem Hause der Creszenz ließ er sich am Tage nicht sehen, und als er Abends mit ihr zusammenkam und sie ihn auslachte, schwur er, daß der Geometer ihm jedes Haar bezahlen solle. Creszenz suchte ihn zu begütigen, er schwieg.
    Wenige Tage darauf wurde der Geometer auf dem Heimwege von Horb des Nachts von drei Burschen überfallen. Sie schleppten ihn in den Wald und mit dem Rufe: »Auf ihn, er ist von Ulm,« prügelten sie ihn so durch, daß er kaum mehr heimgehen konnte. Einer rief ihm zum Schlusse zu: »dießmal war's glimpflich, wenn du binnen acht Tagen nicht aus dem Dorf bist, wird dir das Nachtessen noch einmal gewärmt.« Der Geometer glaubte die Stimme Florians zu erkennen. Er suchte nun eine Klage anhängig zu machen, aber die Wahlbewegungen im Dorfe ließen diese zu keinem richtigen Fortgange kommen.
    Es wurde ein neuer Schultheiß gewählt, die Bartscheerung Florians war die letzte Amtshandlung des unteroffizierlichen Schultheißen. Der Buchmaier, der die Leute ungeschoren ließ, und unter dessen Regierung auch der Schnurrbart Florians wieder zu erneuter Herrlichkeit aufwachsen durfte, wurde fast einstimmig

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