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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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der beste Abnehmer für die Prahlereien des Metzgerle.
    So ging der Sonntag vorüber, und als Creszenz – es war schon längst Nacht geworden – mit dem Geometer heimkehrte, dankte sie Gott, daß die gefürchteten Händel nicht eingetroffen waren.
     
Fußnoten
     
    1 Gestern Abend.
     
    2 Ein rundes ledernes Käppchen, ohne Schild, wie ein Krautblatt geformt, daher Blätschle, so viel als Blättchen.
     
     
4.
Wie Florian und Creszenz sich zum ersten- und zum andernmal wieder sehen.
    Schon eine Stunde vor Tag stand Creszenz andern Morgens auf, fütterte ihr Vieh und verrichtete still die Hausarbeit. Sie blickte einmal schmerzlich auf, als sie inne ward, daß sie nicht mehr sang; sie ging hinaus in's Feld.
    Mit einem Bündel Frühklee auf dem Kopfe kam Creszenz von der Halde herauf, sie sah herrlich aus, die geschmeidigen Formen ihres Körpers hoben sich straff hervor. Mit der rechten Hand hielt sie den Kleebündel, mit der linken den Rechen der, über die Schulter gelegt, auch als Stütze der Last diente. Sie ging still und ruhig; die rothen Blumen schauten in ihr rothes Antlitz. Nicht weit von des Jakoben Kreuz hörte sie plötzlich die Stimme Florians, der »Grüß Gott Creszenz« sagte; sie stand wie festgebannt.
    »Komm'!« fuhr Florian fort, »ich will dir ablupfen.«
    »Ich bitt' dich, Florian, ich darf mich jetzt da nicht aufhalten, da sehen uns alle Leut'. Guck, du siehst, ich kann mich jetzt nicht wehren, ich kann dir nicht davon spingen: aber wenn du nicht willst, daß ich mein Lebtag kein Sterbenswörtle mehr mit dir red', so geh' jetzt fort. Heut Abend nach dem Nachtläuten komm' zu des Melchiors Lenorle, da will ich dir Alles sagen.«
    »Gib mir nur auch eine Hand.«
    Creszenz schlug den Arm über den Rechen und reichte die linke Hand, indem sie tief athmend sagte:
    »B'hüt di Gott bis heut Abend.«
    Jetzt erst im Weitergehen empfand Creszenz, wie schwer die Last auf ihrem Kopfe war; sie stöhnte im Weitergehen als ob sich der Mocklepeter am hellen Tage als erdrückender Geist an sie geklammert hätte. An dem Kreuze legte sie die Last auf die hohe Bank, die zum Auf- und Abladen schwerer Traglasten hier aufgerichtet ist.
    Bei dem Sinnbilde des Glaubens steht dieser stumme Diener allzeit hülfreich bereit. Zu Füßen dessen, der die schwerste Last auf sich genommen – die Menschen frei und liebend zu machen – legen die Menschen eine Weile ihre Tagesbürde nieder, um dann ausgeruht weiter zu schreiten.
    Creszenz blickte lange nach dem Crucifix, sie wußte aber nicht, daß sie es that, denn in ihr bebte nur die Furcht vor dem Florian, nach dem sie sich nicht umschauen wollte; endlich aber that sie es doch, und ihr Antlitz erheiterte sich sichtbar, als sie den flinken Burschen so durch das Feld dahinwandeln sah.
    Den ganzen Tag über war Creszenz ernst und wortkarg. Noch ehe es Nacht war, nahm sie ein Koller, um es, wie sie sagte, dem Walpurgle zum Waschen zu bringen; sie ging aber nicht zu dem Walpurgle, sondern zu dem Lenorle; dieses kam ihr entgegen und sagte:
    »Geh' nur durch die Scheuer, hinten im Garten ist er.«
    »Geh' mit,« bat Creszenz.
    »Ich komm' schon, geh' nur derweil.«
    Als Creszenz unhörbar durch die Scheune in den Garten trat, sah sie den Florian, wie er auf einem Blocke gebückt da faß und mit einem stiletartigen Messer etwas in das Holz grub; seine langen, schön gescheitelten braunen Haare hingen weit über seine Stirn.
    »Florian, was treibst?« fragte Creszenz.
    Der Angeredete warf das Messer weg, schüttelte sich die Haare zurecht und faßte Creszenz, küßte und herzte sie; sie widerstand nicht. Endlich aber sagte sie:
    »Nun, jetzt ist genug; du bist halt grad noch wie du gewesen bist.«
    »Ja, aber du nicht.«
    »Kein Brösele anders. Gelt, du bosgest, weil ich mit dem Geometer geh'? Wir hätten uns ja doch nie heirathen können. In Dienst lassen mich meine Leut' nicht, und bei ihnen bleiben mag ich auch nicht, bis ich graue Haar krieg'.«
    »Wenn das so ist, wenn du den Geometer magst, hab' ich nichts mehr mit dir zu reden; das hättest du mir heut' Morgen sagen können. Ich weiß eine Zeit, da hätt' der König kommen können, dem das ganze Land gehört und der's nicht blos vermessen hilft, und du hättest gesagt: Groß Dank, mein Florian ist mir lieber, und wenn er nichts hat, als was er auf dem Leib trägt.«
    »Ei, wie schwätzst du jetzt? was nutzt das? wir können uns ja nicht heirathen.«
    »Ja, ja, da hört man's, das ist das erzig 1 roth' Schneiderle. Wenn ich

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