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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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»gekurt.«
    Der Geometer verließ mit seinen Kameraden das Dorf und siedelte sich in Mühl an, der rothe Schneiderle und der Adlerwirth boten Alles gegen diese Auswanderung auf, aber vergebens.
    Mit Florian war indessen auch eine große Veränderung vorgegangen. Er schien sich mit den Straßburgern überworfen zu haben, denn er war nicht mehr ihr Unterhändler. Auch der alte Metzgerle blieb fast immer zu Hause, er hatte eine neue Erwerbsquelle gefunden, die reichlich floß. Auf seinen Reisen als Ochsentreiber hatte er mit den Schmugglern im Badischen Bekanntschaft gemacht; denn Baden gehörte damals noch nicht zum Zollvereine. Er verkaufte nun die eingeschmuggelten Sachen, besonders Zucker und Kaffee, und stand sich gut dabei. Der rothe Schneiderle sah seinen Kramladen durch den geheimen Zwischenhandel vernichtet, und doch war ihrer Kinder wegen Feindschaft und Continentalsperre zwischen ihm und dem Metzgerle. Die Frau aber fand einen glücklichen Ausweg: das Haus der Leichkäther ward der neutrale Boden, auf dem man unterhandelte. Die Leichkäther mußte die fremden Waaren von dem Feinde für sie aufkaufen.
    So war auch zwischen den Großmächten ein geheimes Spiel angezettelt.
    Fast jeden Sonntag wurde Creszenz durch arge Mißhandlungen gezwungen, ihrem Vater zu folgen und in Mühl oder halbwegs, in Egelsthal, mit dem Geometer zusammen zu kommen. Sie war dann wider ihren Willen munter und lustig, und wenn sie lange genug geheuchelt hatte, wurde sie beim Weine wirklich aufgeheitert, so daß der Geometer glaubte, sie hänge noch immer an ihm.
    Abends aber ging sie immer wieder heimlich mit dem Florian, und wenn sie nach Hause kam, warteten ihrer neue Mißhandlungen.
    So lebte Creszenz ein qualvolles Leben, dessen innern Widerspruch sie aber zu ihrem Glücke nicht erkannte; sie hatte ihr Lebenlang nichts als Unwahrheit und Halbheit vor sich gesehen.
     
6.
     
Florian in Floribus.
    Florian suchte im Ort etwas zu verdienen, es gelang ihm aber selten. Er wollte nämlich bloß auf seinem Handwerke oder sonst in einem angesehenen Geschäft arbeiten, die Feldarbeit hielt er unter seiner Würde; lieber wäre er Hungers gestorben, ehe er, wie andere vermögenslose Menschen, Steine auf der Straße geschlagen hätte.
    Florian wollte nur das thun, was er gerne that, und das können doch die wenigsten Menschen durchführen.
    Es ergab sich indeß bald eine Gelegenheit, wobei Florian Geld und nach seiner Art hohe Ehre gewann.
    Der Hammeltanz war nahe, große Vorbereitungen wurden dafür getroffen. Der Adlerwirth hatte sich mit Florian und seinen Kameraden wieder ausgesöhnt, denn als Wirth war er Diplomat genug, um den einmal erlittenen Verlust durch den Auszug der Geometer nicht noch durch Ortsfeindschaft zu verdoppeln.
    Florian schlachtete nun für Kaspar ein Rind und ein Schwein; letzteres auf der Straße, so daß alle Leute bei ihn: stehen blieben und dem stinken Burschen zusahen, der in seiner Handwerksthätigkeit allerdings ganz herrlich anzuschauen war. Die Muskeln an seinen bloßen Armen waren so straff und schön, daß man sagen konnte, die Herrschaft über das Leben der Thiere strotzte darin. Er wetzte das Messer mit drei Strichen auf dem Stahl so scharf, daß er ein flatterndes Haar damit durchschneiden konnte. Besonders aber als es an das Würstehäckeln ging, stand immer ein großer Kreis von Gaffern um ihn her. Florian häckelte mit zwei Beilen, die er so leicht handhabte wie ein Trommler seine Schlägel; auch pfiff er dabei die schönsten Ländler und schlug den Takt dazu. Manchmal machte er sich noch einen besonderen Spaß. Er warf eines der Beile hoch in die Luft, häckelte mit dem andern ununterbrochen fort, schnalzte mit der leeren Hand, fing das Beil am Stiele wieder auf und häckelte dann im Takte weiter. Alles schlug die Hände vor Verwunderung zusammen.
    Der alte Metzgerle sammelte sich den Ruhm seines Sohnes als Nachtisch zu dem Kesselfleisch, das er genossen; bei dem Schmiedjörgli hielt er sich wieder besonders lang auf: »Ich bin doch ein geschlagener Mann,« sagte dieser, »daß meine Unterthanen mir nicht mehr folgen, da muß ich jetzt hocken und muß sehen, wie Alles zu dem Florian hinaufrennt und ihm zuguckt. Ich gäb' einen Dreibätzner drum, wenn er da neben mir schlachten thät.«
    »Ja,« ergänzte der alte Metzgerle und rieb sich die Hände, »der Hofmetzger in Stuttgart kann's nicht wie mein Florian. Er hat einmal in Straßburg mit seinen Kameraden gewettet, er woll' vier Kälber und zwei Säu

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