Schwarzwaelder Dorfgeschichten
ihm schätzen, und mit großem Wohlbehagen verrichtete er dieß Geschäft; es war ihm wieder als könne er das Alles kaufen, auch hoffte er, es würde ihn ein Bauer mitgehen heißen, aber Keiner that es. Der arme Mann hatte heute schon so viel gesundes Fleisch unter Händen gehabt, aber seit vierzehn Tagen keinen Bissen Fleisch über den Mund gebracht. Als nun alle seine Mühe vergebens war, wischte er sich seufzend den Schweiß von der Stirn, ging nach Haus, nahm seinen alten Knotenstock und ging auf gut Glück zu Markte, um dort als Unterhändler ein paar Kreuzer zu verdienen.
Florian lief im Dorfe umher und war ganz außer sich, er begegnete der Creszenz, die mit ihrem Vater ebenfalls zu Markte ging, aber er lief schnell an ihnen vorüber; er hatte keinen Heller Geld in der Tasche. Wo er einen Bnrschen sah, gedachte er ihn um ein Darlehn anzusprechen, aber bald sagte er sich wieder: »der gibt mir doch nichts und der hat selber nicht viel, und dann hast du nichts als die Schand'.« So ließ er einen nach dem Andern von seinen Bekannten an sich vorüber gehen. Er dachte: »ei du brauchst ja nicht zu Markte zu gehen, du hast ja nichts dort verloren; es gehen ja noch viel Leut' nicht. Ja, aber die wollen nicht, und ich kann nicht.« Nun ward es ihm, als verliere er eine unersetzliche Freude, wenn er zu Hause bliebe; es ward ihm, als müßte er gehen, als stünde Alles dabei auf dem Spiel. Mit glühenden Wangen und forschenden Blickes ging er durch das Dorf, immer im Selbstgespräch: »Da wohnt der Schmied Jakob, dem hast du's beim Hammeltanz oft zugebracht, ja, aber er gibt dir doch nichts. Dort wohnt der Schreiner Koch, er war auch in der Fremd', zu dem gehst du; es ist eigentlich zum erstenmal, daß du so vertraut mit ihm bist, aber du mußt es doch thun.«
Der Schreiner Koch band eben ein Rind von der Krippe los, über Geldmangel klagend, Florian schwieg mit seinem Verlangen. Der Studentle war nicht mehr zu Hause; Florian war schnell entschlossen, er ging zum Adlerwirth, sagte: der Studentle schicke ihn, er solle demselben sechs Kronenthaler leihen; Florian wollte nicht um ein Bagatell bitten. Der Adlerwirth erwiderte: »Ich borg' nichts, das macht die beste Freund' zu Feind'.« »Du hast recht, ich hab's auch gesagt,« erwiderte Florian grimmig lachend und ging davon.
Mit einem schrecklichen Gefühle der Verlassenheit wandelte er umher und dachte: »Wenn man kein Geld hat, ist man doch auch daheim nicht recht daheim.« Schweißtriefend lief er durch alle Gassen, es war ihm, als ob jede Minute, die er versäume. Unwiederbringliches an ihm vorübergehen lasse. Er gedachte nun, wie die großen Herren, Geld von einem Juden zu leihen; auch ihn störten ihre Blicke nicht bei seinen Verschwendungen oder Großthuereien. »Judenschulden sind kein' Schand',« sagte er sich und sprach des Mendle's Meierle, das mit einer vollen Geldgurte zu Markte ging, offen um ein Darleihen von einigen Karolin auf hohe Zinsen an; er erhielt eine abschlägige Antwort.
Endlich kam er auf den gescheidten Gedanken, nur geradeswegs nach Horb zu gehen und dort zu thun als ob er sein Geld vergessen oder verloren habe; er ärgerte sich jetzt, daß er den Gedanken nicht früher gehabt und ging fürbaß. Als er an dem Hause des Schmiedjörgli vorüberging, saß dieser wie gewohnt auf der Bank; er war heute besonders gut aufgelegt, da er durch die Marktgänger Unterhaltung in Fülle hatte.
»Wohin so schnell, Florian? Du siehst ja aus, wie wenn dir die ganz' Welt feil wär!«
Florian stutzte und blieb stehen. Er vergaß, daß es eine besondere Freude des Schmiedjörgli war, Leute, die eine schwere Last, einen Sack voll Korn oder einen Kleebündel trugen, eine Weile durch Fragen zu stellen; Manche gingen in die Falle und der Alte freute sich dann doppelt, daß er so los und ledig dasaß, während die Anderen keuchten. Auch wenn Jemand eine schwere Schmerzenslast im Herzen trug, suchte ihn der Schmiedjörgli bei sich aufzuhalten; das war ja die beste Zeit, um etwas zu erfahren. Florian dachte an alles Das nicht mehr, denn er fragte:
»Wie könnet Ihr denn das wissen?«
»Man sieht's dem Strumpf an, wenn das Bein ab ist. Ich weiß wohl, gelt, grad ist die Creszenz mit ihrer Mutter Mann da vorbei, er bringt sie auch zu Markt.«
»Ich hab' kein' Sorgen.«
»Ich weiß wohl, man sagt, du seist tüchtig mit ihr verbandelt.«
Florian schmunzelte und ging weiter, es war ihm lieb, daß man das Rechte nicht ahnte.
An der Hohlgass' sah Florian den
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