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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Unschick machen. Bei dem Heister aber da war Alles gut. Es ist mir oft gewesen, wie wenn ich das Haus so eingerichtet hätt' und Alles war so hell und so schön wie geblasen, und mein' Küch' wie eine Kapelle. Der Doctor und seine Frau waren zwei einzige Leut' und keine Kinder, und da war noch ein Bedienter neben mir und alle Samstag eine Putzerin, und wir haben außer'm Haus gewaschen.«
    »Mach's ein bisle kürzer, zu was brauch' ich das Alles wissen?« drängte Jakob.
    »Ja, das gehört Alles dazu, paß nur auf. Nun ist mein Vater auch alle paar Wochen wiederkommen, und jetzt hab' ich ihm selber können zu essen geben bis genug, und mein' Herrschaft hat ihm als ein Glas Wein 'rausgeschickt. Der Herr Doctor hat aber bald gemerkt was mein Vater will und wie's mit ihm steht, und da hat er mir's einmal vorgehalten und hat gesagt, daß er die Sach' ändern will, und da hab' ich gesagt: wie's der Herr Doctor machen, wird's gut sein. Von dem an hab' ich keinen Lohn mehr bekommen und die Trinkgelder hab' ich auch abliefern müssen, und das ist Alles auf die Sparkasse tragen worden und ich hab' das Büchle bekommen, da steht alles drin. Nun ist der Herr Doctor verreist, weit bis nach Rußland zu, für ein Waisenkind, das sie um sein Vermögen betrügen wollen. Er ist ein Vater der Wittwen und Waisen. Nun, das hab' ich vergessen: der Bediente, der neben mir war, das war ein wüster Mensch; der hätt' mich schon lang gern fortgedrückt, weil ich nichts von ihm gewollt hab'. Er hat gewiß auch die Geldroll' gestohlen, die von des Herrn Tisch wegkommen ist, mit fünfundsiebzig Gulden drin. Nun, wie der Herr fort war, da ist gleich den andern Tag mein Vater da, wie wenn's ihm ein Vöglein pfiffen hätt'. Selben Tag haben wir Fremde gehabt, den Bruder von der Frau und noch andere Gäste. Ich steh' nun grad' am Spülstein und wasch' das Silber, da kommt mein Vater her und sagt: gib mir Geld. Ich sag', ich kann nicht, und da seh' ich wie er zwei Löffel nimmt und will sie einstecken; ich halt' ihm sein' Hand und ring' mit ihm, er ist stärker als ich. Der Bediente kommt eben und bringt das Kaffeegeschirr, ich will keinen Lärm machen und fort ist mein Vater. Ich renn' ihm nach bis an die Eck', ich seh' ihn noch, und jetzt verschwindet er; ich kann in dem Aufzug wie ich geh', nicht durch die Straßen, und daheim ist alles offen und das Silber steht in der Küch'. Ich renn' heim und stoß' das Blech am Gußstein 'naus und sag': da sind mir zwei Löffel 'nunter, und ich will sie mir am Lohn abziehen lassen. Der Bediente läßt den Abguß aufbrechen, man findet aber keine Löffel. Ich sag' ich weiß nicht wo sie hinkommen sind, und da, da hat mein Unglück angefangen. Der Bediente hat's schnell auf der Polizei anzeigt, er hat sich rein machen wollen wegen der Geldroll', und nach zwei Tagen sind die Löffel wiederkommen und der Silberarbeiter hat genau angeben, daß er sie von meinem Vater kauft hat. Wenn man einmal in's Lügen 'neinkommt, da ist's grad wie wenn man einen Berg 'runterspringt; man kann sich nicht mehr halten. Der Bediente hat Alles angezettelt gehabt. Die gut' Frau Doctorin hätt' die Sach' gern vertuscht, aber es ist nicht mehr angangen: die Sach' hat einmal den Lauf bei den Gerichten. Ich steh' in der Küch' und da kommen zwei Polizeidiener, ich muß mit ihnen 'nauf in mein' Kammer und muß mein' Kist aufmachen und krusten sie drin 'rum und reißen alles 'raus und thun, wie wenn's lauter Lumpen wären, und jetzt muß ich mit ihnen in's Criminal. Ich weiß bis auf diese Stunde nicht, warum ich nicht gestorben bin vor Kummer und Schand'. Gestern hab' ich wegen meinem Küchenkleid meinem Vater nicht nachspringen wollen; hätt' ich's nur than, so bräucht ich mich jetzt nicht so da führen lassen. Du lieber Gott, wie ist mir's da gewesen! Ich hab' gemeint, alle Leut', die mich ansehen, hängen sich an meine Kleider, und es war mir so schwer und doch bin ich fortkommen, und ich hab' mir das Gesicht zugehalten und doch hab' ich gesehen, wie alle Leute stehen bleiben und nach mir umschauen und dann wieder ruhig fortgehen, und Der und Jener hat gefragt: was hat sie than? – So hab' ich die Menschen zum Letztenmal gesehen, die frei 'rumlaufen dürfen. Was geht sie ein armes Mädchen an, das von Polizeidienern geführt wird? Was soll ich dir viel von meinem Gefängniß erzählen? Sie haben von mir wissen wollen, wo die fünfundsiebzig Guldenroll' ist; ich hab' hoch und heilig geschworen, daß ich nichts davon weiß, aber sie

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