Schwarzwaelder Dorfgeschichten
nit grüßen:
»Schön's Schätzle, was machst du allhier?«
Es ist kein Apfel am Baum so roth,
Schwarz Kerne sind es darin.
Es ist kein Mädle im ganz Oestreich,
So führt es ein falschen Sinn.
Paff! fiel ein Schuß, die Mädchen schreckten zusammen, der Distelfink flog vom Kirschbaum fort. Da sahen die Mädchen den Jäger von Mühringen in ein Rapsfeld springen, sein Hund ihm voraus. Der Jäger hob die Gabelweihe in die Höhe, raufte eine Feder aus, steckte sie auf den Hut, schob den Vogel in die Jagdtasche und hing sich seine Flinte wieder um; es war ein schöner Mann, wie er so aus dem grünen Felde daher kam.
Das Tonele sagte: »er hätt' doch das Thier am Sonntag leben lassen können.«
»Ja,« sagte Bärbele, »die Jäger sind alle keine rechten Christenmenschen: sie können nichts als die armen Bauern wegen Holzfrevel in den Turm und die unschuldigen Thiere ums Leben bringen. Der grün' Teufelsknecht hat noch vergangen 1 des Bläsis Käther auf vier Wochen in's Spinnhaus gebracht. Ich möcht' keinen Jäger heiren 2 und wenn er mir weiß nicht was versprechen thät'.«
»Die alt Ursel hat mir einmal erzählt,« sagte Brigittle, die jüngste von den dreien, »daß ein Jäger jeden Tag ein lebiges Wesen todt machen muß.«
»Das kann er genug haben,« lachte Bärbele und wies hin an das Ungeziefer.
Unterdessen kam der Jäger näher. Wie auf eine Verabredung begannen alle drei Mädchen zu singen; sie wollten thun, als ob sie den Jäger nicht bemerkten, und doch sangen sie in ihrer Befangenheit nur mit halber Stimme und summten nur so vor sich hin den letzten Vers des Liedes:
Ein falschen Sinn, ein hohen Muth,
Drei Federn trag' ich auf meinem Hut;
Und weil ich mein Schätzle verloren hab',
So reis' ich gleich wiederum ab.
»Guten Tag, ihr Jungfern, warum so leis?« fragte der Jäger stehen bleibend.
Die drei Mädchen fingen an, zu kichern, und hielten sich ihre Schürzen vor den Mund; Bärbele aber gewann am schnellsten das Wort wieder und sagte: »Schön Dank, Herr Jäger, wir singen halt nur für uns, und wir hören's schon, wenn wir auch noch so leis singen, wir singen nicht für Andere.«
»Brr!« sagte der Jäger, »das Mäule schneid't ja wie geschliffen.«
»Geschliffen oder ungeschliffen, das ist gehupft wie gesprungen; wem's nicht gefällt, der kann's ja besser machen, wenn er's kann,« erwiderte das Bärbele; das Tonele stieß sie an und sagte halblaut: »Du bist aber auch grob wie Bohnenstroh.«
»Ich kann schon einen Spaß vertragen,« sagte der Jäger, zum bösen Spiele gute Miene machend.
Die Mädchen waren bei alledem doch verlegen, und sie wählten wohl gerade das unrechteste Mittel, der Verlegenheit auszuweichen; sie standen auf und faßten einander unter dem Arme, um nach Hause zu gehen.
»Darf ich den Jungfern Gesellschaft leisten?« sagte der Jäger wieder.
»Das ist Landstraße, und die Straß' ist breit,« sagte Bärbele.
Der Jäger dachte daran, sich von dem groben Mädchen fortzumachen, aber er besann sich schnell, wie lächerlich es wäre, sich verblüffen zu lassen. Er fühlte es wohl, er sollte auch in dem gleichen Tone antworten, aber er konnte nicht: das Tonele, an dessen Seite er ging, hatte ihm so in die Augen gestochen, daß er gar keinen tüchtigen Spaß machen konnte, und er war doch sonst gar nicht so blöde; er ließ daher dem Mädchen seine Freude und ging mit, ohne ein Wort zu reden.
Um doch einiges wieder gut zu machen, fragte das Tonele: »Wohin wollet Ihr denn am Sonntag?«
»Ge' Horb,« sagte der Jäger, »und wenn mich die Jungfern begleiten thäten, es käm' mir auf den besten Schoppen nicht an.«
»Wir bleiben daheim,« sagte das Tonele und wurde über und über roth.
»Wir löschen lieber den Durst mit Gänswein, den kriegen wir auch geschenkt,« sagte das Bärbele.
Man war dem Dorfe näher gekommen, da sagte das Bärbele abermals, auf einen Fußweg deutend: »Herr Jäger, da könntet Ihr hinten 'rum kommen, da geht der nächste Weg nach Horb.«
Dem Jäger wurde es endlich zu viel, und er hatte ein höchst derbes Wortspiel im Munde; aber er unterdrückte es und sagte nur: »Ich seh' gern ehrlichen Leuten und einem ehrlichen Dorf in's Gesicht.« Er konnte sich aber nicht enthalten, dem Bärbele dabei den Rücken zuzukehren.
So geht's. Weil der Jäger keinen Spaß machen konnte, wurde er grob, und so geht's oft.
Als die vier in das Dorf hineingingen, fragte der Jäger das Tonele, wie es heiße: aber noch ehe es antworten
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