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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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nicht dargethan, daß man dem Nückel auch gut sein muß, man mag wollen oder nicht. Der Nückel kann bis zu einem gewissen Grad aufrichtig treuherzig sein, er kann es manchen Menschen anthun, daß sie ihm zu Willen leben müssen, und wenn sie sich tausendmal darüber ärgern, und dann hat der Nückel seine besondere Freude mit den Menschen zu spielen, sie gegen einander zu hetzen, und wenn die Händel ausgebrochen sind, daneben zu stehen, als ob er kein Wässerlein trüben könne. Das einzige Bestreben der Fränz war nur, recht bald aus dem Haus und in recht schöne reiche Verhältnisse hinein zu kommen. Von den ländlichen Bewerbern, die sie ehedem kaum angesehen hatte, zeigte sich auffallenderweise seit einem Jahre keiner mehr und Fränz, die vielgewanderte, sagte sich auch, daß sie keine Lust habe, auf einem einsamen Bauernhof ihr Leben zu verbringen, wo man froh ist, wenn eine Samenhändlerin kommt und Einem von der Welt berichtet. »Engelwirthin! das ist das Rechte, aber nur bald, nur fort aus dem Haus,« sagte sich Fränz, während sie still spann.
    So verließ Fränz auch jetzt wieder die Stube und ohne sich deutlich zu machen, was sie wollte, ging sie vor das Haus, um vielleicht noch Munde zu sehen, der fast über sie gestolpert war, als er den Kronenthaler empfing. Die Liebe des schönen jungen Burschen, der sie mit den Augen verschlingen wollte, that ihr wohl; sie zeigte doch, was sie noch vermöge, und wie sie, wenn sie nur wollte, an jedem Finger Einen nach sich ziehen könnte. Am Stall hörte sie drin sprechen, das war die Stimme Munde's, der in Verwünschungen seinem Bruder klagte, daß er nicht den Muth gehabt habe, dem Meister das Geldgeschenk vor die Füße zu werfen; er betrachte ihn noch immer als Meister und wolle es auch wegen der Fränz nicht mit ihm verderben. Medard tröstete, so gut er konnte und schalt über die Meistersleute, die zu Grund gehen müßten, und eben zog er über Fränz los und sagte, daß in ihr keine getreue Ader sei; da trat Fränz unter die Stallthür und als hätte sie nichts gehört, rief sie dem Munde zu, sie wolle ihm noch »b'hüts Gott« sagen, weil er wohl morgen früh abreise. Rasch trat Munde heraus und hielt zitternd die Hand der Fränz in seinen beiden Händen, er wollte eben sprechen als man vom Hause her Schritte vernahm und halb widerwillig zog er die Fränz mit sich fort in den Grasgarten hinter den Schafstall. Richtig kam Diethelm nochmals und schärfte dem Medard ein, ja niemals bei Licht Heu vom Boden herabzuholen, es läge jetzt ein ganzes Vermögen auf dem ersten Speicher. Medard mußte ihm noch die Laternen zeigen, damit er wisse, daß keine beschädigt sei, und er befahl ihm, sie morgenden Tages mit Drahtgitter überziehen zu lassen; dann kehrte Diethelm wieder in's Haus zurück. Unterdessen war Munde in seliger Liebe bei Fränz, sie neckte ihn damit, daß sie wahrscheinlich Engelwirthin in G. werde, aber Munde schalt sie über diese Neckerei und glaubte nicht daran. Als sie ihm sagte, daß sie ganz gewiß nach der Hauptstadt käme, um dort das Kochen und Nähen zu lernen, war Munde voll Jubels und gab Fränz genau an, wo sie ihm Nachricht geben könne und Fränz neckte ihn nicht mehr mit der Engelwirthin. Als sie ihm endlich den letzten Kuß gab und verschwand, rief ihr noch Munde nach »aber nur für heut.«
    Fränz kehrte wohlgemuth in's Haus zurück. Wenn alle Stränge reißen, bleibt ihr noch der Munde, dessen war sie gewiß.
    Als Munde neben seinem Bruder in der Stallkammer lag, sagte dieser: »Und ich wette meinen Kopf, der Diethelm will das Haus anstecken, um wieder reich zu werden, drum ist er so ein Laternenvisitator; aber mich betrügt er nicht.«
    »Sei still, das darfst nicht reden, oder ich muß dir auf's Maul schlagen,« rief Munde in größter Heftigkeit.
    »Du mir? Büble, wer bist denn du?« rief Medard und paff! hatte der Bruder einen Schlag weg, aber er steckte ihn ruhig ein, und ohne ein Wort zu sagen, stand er auf und machte sich mitten in der Nacht auf den Weg nach der Garnison.
     

Zehntes Kapitel.
     
    Eine feste Friedsamkeit lag in dem Wesen Diethelms, als er am andern Morgen in seinen berühmten grünen Saffianpantoffeln im sonnigen Hofraum umherspazirte. Die Nacht, vor der es ihm so seltsam bange war, ist glücklich vorüber und so wird auch alles Sorgen und Zagen ein heiteres Ende nehmen, es gilt nur ruhig Stillhalten und die günstige Gelegenheit erfassen. Ein bedeutungsvolles Anzeichen kündigte sich eben jetzt an. Der

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