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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Waschhaus – der Lachenbauer hatte seine heimliche Freude an all den losen Streichen seines Sohnes Xaveri, und wenn man ihm darüber klagte, pflegte er zu sagen: »Haut ihn, das macht ihn fest; das giebt einen Kerl, der Bäum' umreißt, und ich hab' nichts über ihn zu klagen, mir folgt er auf's Wort.«
    Es war fast keine Hand im Dorf, von der nicht Xaveri schon seine Schläge bekommen hatte. Das konnte ihn aber nichts anfechten, im Gegentheil, er gedieh wacker dabei, er war halsstarrig und hartschlägig; was er einmal wollte oder nicht wollte, davon brachte ihn Nichts ab. Seine Hauptheldenthaten vollführte der Xaveri an Sommerabenden bei der Pferdeschwemme, und in den Nächten beim Waschhaus. Wenn die Männer und Burschen an Sommerabenden ihre Pferde in die Schwemme ritten, oder auch nur am Ufer stehend sie an langem Leitseile hineintrieben, so daß die Thiere ihre Nüstern aufbliesen und die Mähnen schüttelten, dann mußten sie den Xaveri mit hineinreiten oder ihn die Peitsche regieren lassen; wollten sie sich dem nicht fügen, so traf unversehens ein Kiesel Reiter oder Pferd. Wie aus der Luft kam der Wurf geschleudert, man konnte nicht sagen, kam er vom Giebel aus dem Hause des Lachenbauern, aus einer Hecke am Weiher oder von irgend einem Baume, das aber war sicher, daß er aus der Hand des Xaveri kam, dessen man nur selten habhaft werden konnte; geschah dieß, so erhielt er seinen ungemessenen Lohn, aber wie gesagt, das geschah doch nur selten, denn der Xaveri war schlau und behend wie eine wilde Katze.
    Beharrlichkeit, auch in schlimmen Streichen, übt immer eine gewisse siegreiche Macht. Die Männer und Burschen konnten bei allem Aerger nicht umhin, eine gewisse Freude an dem unbändigen Buben zu haben, und es wäre auch mißlich, ihm im Zorn nachzuspüren, da man bei vergeblichem Forschen noch wacker ausgelacht wurde. So kam es, daß der Xaveri immer freiwillig aufgefordert ward, die Pferde mit in die Schwemme zu reiten, und da er nicht auf allen Pferden sitzen konnte, ertheilte er solche Gunst an diesen oder jenen Altersgenossen und machte sie sich dienstpflichtig; aber keiner war so geschickt wie der Xaveri, er stand barfuß auf dem Pferde und trieb es in das Wasser bis über die Mähne und lenkte es mit einem Zungenschlage wieder zurück.
    Hatte er die Männer und seine Altersgenossen sich dienstpflichtig gemacht, daß sie ihm ihre Pferde zur Verfügung stellen mußten, so erpreßte er fast wie ein Raubritter von den wehrlosen Frauen und Jungfrauen Essen und Trinken, was ihm gelüstete, und mancherlei Gunst. Man konnte aufpassen wie man wollte, unversehens fand man den Zapfen an der Laugengelte ausgezogen und die angefeuchtete Asche, die in einem Tuche über die Wäsche ausgebreitet war, in dieselbe gestürzt, ja sogar die aufgehängte Wäsche war nicht sicher und wie von Geisterhänden herabgerissen und erbarmungswürdig zusammengeballt. Das konnte Niemand anders gethan haben, als des Lachenbauern Xaveri. Die Frauen und Mädchen lockten ihn darum an sich, gaben ihm von ihrem Kaffee und Kuchen, versprachen ihm Obst und was er begehrte, und trieben oft ganze Nächte im Waschhause allerlei Scherz und Neckerei mit ihm, so daß man weithin Lachen und Johlen vernahm. Hatte sich der Xaveri nicht bewegen lassen, im Waschhaus zu bleiben, so kam er oft mitten in der Nacht in allerlei Gespenstergestalt daher, und der Jubel war aus dem Schrecken heraus noch ein höherer. Eine besondere Macht erwarb sich der Xaveri noch dadurch, daß er von neidischen, boshaften oder eifersüchtigen Frauen und Mädchen dazu eingelernt wurde, irgend ein verborgenes Stelldichein zu stören oder geheime Wege zu vertreten. Der Xaveri war noch nicht zwölf Jahr alt, als er bereits Verhältnisse im Dorfe kannte, die Vielen erst im spätern Alter offenbar wurden, er war aber auch nach Gunst und Laune verschwiegen, und war natürlich der Kobold des Dorfes in Scherzen und Schelmenstreichen. Es herrschte die allgemeine Stimme im Dorf: »Der Xaveri wird einmal ein fürchterlicher Mensch,« und Jedes that das Seine dazu, daß er das werde; Manche aber sagten auch: »Aus so wilden Buben wird oft was ganz Besonderes.« Beides hörte der Xaveri oft, und er nahm sich Beides gleich sehr zu Herzen, das heißt gar nicht.
    Im elterlichen Hause war der Xaveri folgsam, besonders gegen den Vater, gegen die Mutter erlaubte er sich schon manche Widerspenstigkeiten; einen unbedingten Untergebenen hatte er an seinem zwei Jahre ältern Bruder mit Namen

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