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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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erreicht; am Fuße des Berges, der nach seinem Heimathsdorfe führte, schnauften Roß und Reiter aus, und Xaveri schaute verwirrt umher, als ihn das Zuckermännle grüßte, das eben auch vom Markt heimkehrte. Es war ganz neu gekleidet und seine fröhlichen Mienen schienen nichts zu wissen von dem Flor, den es um den Arm trug. Es lüpfte den neuen Hut und reichte ihn dem Xaveri, damit er erkenne, wie leicht und geschmeidig er sei. Xaveri erschien das als Hohn, er holte schon mit der Peitsche aus, um sie auf den alten Schelmenkopf zu schlagen, da erinnerte er sich noch, daß ja das Zuckermännle nichts von seiner Verspottung wissen könne; er war ja Allen voraus davongeeilt. Ohne zu sagen, was ihm geschehen sei und nur im Allgemeinen von einer Beschimpfung sprechend, verlangte er von dem alten Schlaukopf einen Rath, wie er sich rächen sollte; so sehr aber auch das Zuckermännle darauf drang, Xaveri ließ sich nicht dazu bewegen, seinen Unnamen auf die Lippen zu nehmen und lautlos ritt er dahin, das Zuckermännle ging im Schritt neben ihm.
    Im Dorfe ging Xaveri voll Unruhe hin und her, es waren die letzten Stunden, in denen er hier ohne den schändlichen Unnamen lebte. Jedem, der vom Markte kam, schaute er tief in's Gesicht, als wollte er ergründen, wer der erste Verkünder seines Schimpfs wäre. Endlich ging er nach dem Pflugwirthshause und erzählte hier der Lisabeth den ganzen Vorfall, aber noch immer ohne das Wort zu nennen. Er verlangte von Lisabeth, daß sie mit des Lenzbauern Philipp kein Wort mehr spreche, ja ihm sogar die Thür weise; aber sie weigerte ihm das Eine wie das Andere: hier sei ein Wirthshaus, und da müsse man Jeden willkommen heißen. Es war schon Nacht, als die jungen Burschen von Deimerstetten, die auf dem Heimweg nach ihrem Dorfe durch Renkingen mußten, im Pflugwirthshause einkehrten. Xaveri saß am Tische, seine Augen rollten und seine Fäuste ballten sich; bald verließ er die Stube und man sah ihn hastig im Dorf hin und her rennen, aber nicht mehr allein, denn von Haus zu Haus vergrößerte sich sein Anhang; sie gingen endlich Alle gemeinsam auch nach dem Pflugwirthshause, und wenn die Deimerstetter eine Maß Achter kommen ließen, so riefen die Renkinger: »Ein' Maß Zehner!« und wenn die Deimerstetter ein Lied begannen, sangen die Renkinger ein anderes drein und überbrüllten sie. Der Pflugwirth beschwichtigte so gut er konnte, der Schackle mußte die Deimerstetter bedienen und die Lisabeth mußte sich zu den Ortsburschen setzen und durfte nicht vom Platze. Xaveri aber glaubte zu bemerken, daß sie feurige Blicke nach des Lenzbauern Philipp am andern Tische sendete; und jetzt rief dieser: »Lisabeth, frag' einmal den Xaveri, warum er keinen Hut vom Markte mitgebracht hat?«
    »Wart', ich will dir einen Glashut aufsetzen, den man dir aus dem Kopfe schneiden muß!« schrie Xaveri, faßte eine Maßflasche, sprang damit über den Tisch und schlug nach dem Kopfe des Philipp. Durch die Abwehr des Pflugwirths und der Kameraden schlug er die Flasche nur an der Wand entzwei, und unter Geschrei und Toben gelang es endlich dem Pflugwirth, eine rasche Versöhnung herzustellen. Er behauptete, wer Feindschaft halte, der habe es mit ihm zu thun, er sei ein Deimerstetter und Renkinger in Einem Stück; er gab selber eine Maß von seinem Besten als Freitrunk und brachte es endlich dahin, daß die Tische aneinander gestoßen wurden und die Burschen beider Orte zusammen saßen und tranken. Der Wein aus Einer Flasche belebte die Zungen, und die gleichen Töne stimmten zusammen, aber doch mochte man beiderseits spüren, daß noch keine Einigkeit da war. Es war schon spät, als die Deimerstetter endlich aufbrachen, die Renkinger wollten ihnen das Geleit geben, der Pflugwirth aber suchte sie davon zurückzuhalten und es gelang ihm bei mehreren, daß sie in seiner Stube blieben. Der Xaveri mit wenigen seiner Genossen beharrte aber dabei, daß er das Geleit gebe und man ließ ihn ziehen; er war nun an Zahl den Deimerstettern nicht überlegen und diese waren berühmt wegen ihrer Stärke. Durch das Dorf ging man still und wohlgemuth mit einander. Xaveri hatte den Plan, erst draußen im Hohlweg die Feinde anzugreifen, aber unversehens platzte er am letzten Hause des Dorfs heraus und fragte den Philipp: »Sag' Philipp, sag' noch einmal, wie hast du mich auf dem Markte geheißen?«
    »Laß gut sein, es ist ja vorbei.«
    »Nein, sag's nur, ich will's noch einmal hören, sag's! Du mußt. Hast's vergessen?«
    »Nein,

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