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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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über alle diese Gedanken im Herzen Albans jauchzte.
    Heiter glänzenden Antlitzes trat er in den Eichhof und aus dem Grunde seines Herzens sagte er mit heller Stimme der Bäuerin »Guten Morgen« und streckte ihr die Hand entgegen; sie reichte ihm nur die Linke, sie trug ein wohl kaum zweijähriges Kind auf dem Arm, das sich vor den Männern erschreckt und schreiend umwandte und sein Gesicht am Halse der Mutter verbarg. Diese hieß die beiden Männer sich setzen und suchte das Kind zu beschwichtigen, Alban tief anschauend sagte sie zu dem Kinde: »Peterle, wenn du umguckst und eine Patschhand giebst, schenkt dir der Vetter da ein Gutle, das er dir mitbracht hat.«
    Alban schaute verdutzt drein, er hatte es ganz vergessen und es fiel ihm jetzt schwer auf's Herz, daß er Vater eines fremden Kindes sein sollte; er war jedoch willigen Herzens genug, um dem Kinde jede Liebe zu erweisen. Jetzt wurde ihm auf Einmal klar, warum die Bäuerin am Abend so oft von dem Kinde seines verstorbenen Bruders gesprochen hatte. Während er aber schweigend darüber nachsann, sah ihn die Bäuerin nochmals mit großen Augen an, dann verließ sie mit dem Kinde die Stube und ging in die Kammer. Nach einer Weile, in der man hörte, wie sie das Kind abküßte, rief sie Spitzgäbele zu sich und sagte ihm:
    »Ich komm nimmer in die Stub', ich will euch so Ade sagen.«
    »Warum? Was ist?«
    »Der junge Furchenbauer soll sich eine andere suchen. Ich hab' gemeint, er wird von seinem Bruderskind her wissen, was ein verlassenes Kind ist. Es ist nicht so. Sitzt er gestern den ganzen Abend da und fragt nicht nach meinem Kind, und heut' hat er ihm nicht für ein Kreuzers Werth mitgebracht. Eh ich so Einen nehm', bleib' ich lieber allein.«
    Spitzgäbele bemühte sich mit allen möglichen Einreden, aber die Bäuerin blieb dabei: »Es kann brav sein, ich hab' nichts gegen ihn, aber wir passen nicht zu einander.«
    Zweimal mußte Spitzgäbele seine Worte wiederholen, als er bei Alban eintretend ihm sagte, er möchte mit fort gehen, die Sache sei aus.
    Wie taumelnd ging Alban davon, er hörte im Hofe Knechte und Mägde lachen – das konnte nur ihm gelten. Die Lerchen auf dem Wege sangen im gleichen Jubel, aber Alban hörte sie nicht, sein Athem ging rasch, er ballte die Fäuste und erhob kaum den Blick; er schämte sich vor seinem Begleiter, der die Absageworte der Bäuerin wiederholte und dann gegen seine Gewohnheit schweigsam neben ihm ging.
    Ohne nochmals in die Wirthsstube einzutreten, spannte Alban an, aber er mußte innerlich fluchend mit dem Leitseil in der Hand lange auf Spitzgäbele warten. Man war nüchtern nach dem Eichhofe gegangen, man wollte bei der Braut sich gütlich thun; Spitzgäbele brachte sein verspätetes Frühstück auf fremde Kosten sattsam ein. Mitten im Zorn und Ingrimm spürte auch Alban einen Hunger, daß er meinte, er fresse ihm das Herz ab, aber in solchen Momenten tritt leicht zu dem vorhandenen Schmerz noch eine Selbstquälerei; Alban freute sich fast an dem körperlichen Ermatten, das er fühlte, seine Wangen glühten und er träppelte hin und her wie die Fuchsen, die muthig scharrten. Endlich kam Spitzgäbele noch schmatzend, und wie aus dem Rohre geschossen flog der Wagen davon. Alban fuhr nicht, wie er sich Anfangs vorgenommen, über Siebenhöfen, um nach seinem Bruderskinde zu schauen, ja er war diesem fast böse, denn es war Schuld an seiner Schande; er fuhr geradewegs wieder heimwärts. Im nächsten Dorf kehrte er ein und der Wein schien ihm sehr zu munden; ja er wurde ganz lustig, und jetzt offenbarte sich eine eigenthümliche Folge seiner Abweisung. Vor Allem war er voll Zorn gegen seinen Vater. Er gedachte nicht mehr, wie er ihn hatte täuschen wollen, sondern nur wie er auf dem Morgengange nach dem Eichhofe ihm zulieb sich hatte in die Heirath fügen wollen, und laut auflachend kam ihm plötzlich ein guter Gedanke: er war nicht abgewiesen, er hatte das Nichtzustandekommen beabsichtigt und darum vorsätzlich gethan, als ob gar kein Kind da wäre; der Furchenhof gehöre ihm, er sei der älteste, er lasse sich nicht davon vertreiben.
    Als er das gegen Spitzgäbele herauspolterte und dieser sein Gesicht in noch mehr Falten zog, wurde Alban plötzlich gewahr, daß er sich verrathen und seine besten Handhaben abgebrochen habe; es war ja viel besser, wenn er sich als gehorsamen Sohn, der tief gekränkt war, hinstellte. Er suchte daher einzulenken, aber Spitzgäbele hielt ihn fest und Alban mußte sich alle Mühe geben,

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