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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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hörte er die Lobeserhebungen des Kupplers über den Eichenhof.
    »Und wie ist denn die Bäuerin?« fragte Alban keck. Es ist schade, daß die Personalbeschreibung, die Spitzgäbele jetzt aushülste, nicht mitzutheilen ist; er schilderte mit einem schmatzenden Behagen, daß ihm das Wasser davon im Munde zusammenlief. Alban lachte darob aus vollem Halse und that überaus lustig, und als er nach der Gemüthsart der Bäuerin fragte, gab Spitzgäbele seinen Bescheid wieder mit einem so saftigen Scherze, daß Alban abermals laut auflachte.
    Vor einer geschmückten Frauengestalt, die am Wege ging, standen die Pferde plötzlich still, Alban wollte schon mit der Peitsche ausholen, da rief Spitzgäbele: »Halt!« und zu der abgekehrten Frauengestalt gewendet:
    »Mädle wohin?«
    »Gen Reichenbach, Gevatter stehen.«
    »Willst mitfahren?«
    »Dank' schön.«
    »Komm nur 'rauf. Halt doch Alban. Mädle, du kannst auf meinen Schooß sitzen.«
    Das Mädchen war Niemand anders als Vreni, sie stieg nach wiederholter Ermahnung, wobei Alban beharrlich schwieg, auf und setzte sich auf den Habersack hinter dem Sitz, wobei Spitzgäbele Mancherlei zu rühmen hatte.
    Alban fuhr wildrasend dahin, er fuhr zur Freiet und hinter ihm saß Vreni. Er fuhr doppelt rasch, damit Spitzgäbele nicht mit seinen Scherzen fortfahren konnte.
    Vor Reichenbach bat Vreni, daß er anhalte, und behend war sie vom Wagen gesprungen. Jetzt erst sprach Alban das erste Wort mit ihr indem er sie fragte:
    »Bei wem stehst Gevatter?«
    »Bei meiner Schwester.«
    »Mit wem?«
    »Mit meinem Vater. Mein Schwager hat Niemand anders finden können, es ist das siebente Kind.«
    »Da, bring' das als Gevatterschenk von mir,« sagte Alban, langte in die Tasche und holte ein groß Stück Geld. Vreni wollte es nicht annehmen, Alban aber warf es hin, daß es zu Boden fiel und fuhr rasch davon. Spitzgäbele konnte sich nicht enthalten zu fragen:
    »Ich hab' gemeint, du kennst das Mädle gar nicht. Wem gehört's denn?«
    »Es ist des Nagelschmieds Tochter, ihr Vater taglöhnert bei uns und ihr Bruder ist unser Kühbub,« sagte Alban und es war ihm als brennten ihm die Lippen, da er diese Worte sprach.
    »So?« spottete Spitzgäbele, »vielleicht gar ein heimlicher Schatz von dir? Das hat gar nichts zu sagen. Die Bäuerin hat mir selber bestanden, sie sei gar nicht eifersüchtig, aber natürlich gescheit mußt sein. Das versteht sich.«
    Alban fuhr immer mehr seinem Ziele zu und bei jedem Schritte wäre er gern umgekehrt. Nur Einmal sagte er zu Spitzgäbele:
    »Ihr müsset mir vor meinem Vater bezeugen, daß nicht ich die Vreni auf den Wagen genommen hab', aber Ihr.«
    »Ich thät noch was Anderes auf mich nehmen. Ich weiß mehr als das von den Großbauern. Ich könnt' sieben Wochen lang davon erzählen.«
    Einstweilen begann Spitzgäbele allerlei lustige Geschichten zum Besten zu geben. Alban hörte ihn kaum, er rückte seinem Ziel immer näher und war in Gedanken doch nur in Reichenbach bei Vreni und ihrer Schwester; er dachte darüber nach, ob sie wohl sein Gevatterschenk hergebe, gewiß, sie ist ja gescheit und wird sich mit den Ihrigen davon einen lustigen Tag machen. Tief in die Seele schnitt es ihm, wenn er darüber nachdachte, welch ein schreckliches Loos das sei, daß man nicht einmal mehr einen Gevatter für ein Kind finde und des Nagelschmieds stammten doch auch von reichen Hofbauern. Der genehme Schluß dieser Betrachtung aber war doch: darum muß man dafür sorgen, daß man nie in Armuth geräth.
    Im Dorfe vor dem Eichhofe, wo man mit einbrechender Nacht einkehrte, hörte Alban aus dem dunkeln Stall heraus einen Knecht zu einem andern sagen:
    »Das ist gewiß wieder ein Freier für die Eichbäuerin, ich bin froh, daß ich ein Knecht bin und mich nicht zu verkaufen brauch'.«
    Der Spitzgäbele verstand den Alban gar nicht, als er jetzt am Ziel angelangt, wieder umkehren und gar nicht auf den Eichhof gehen wollte. Nur die Erwähnung des Vaters brachte Alban dahin, daß er sich endlich bewegen ließ, wenigstens auf den Eichhof zu gehen. Auf dem Wege bedauerte Spitzgäbele, daß es Nacht sei und Alban die schönen fetten Aecker nicht sehen könne; das sei ein Boden, der gar keinen Dünger brauche. Der Weg war grundlos und eben das wurde als Zeugniß des fetten Bodens gedeutet. Alban schwieg, er fühlte sein Herz klopfen. Man näherte sich dem Hofe, da rief eine Stimme durch die Nacht: Vreni! Vreni!
    Gerade dieser Ruf erschütterte jetzt Alban, daß es ihm war, als müßte

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