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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Gerücht geglaubt und er beklagte schon leise den verloren geglaubten Sohn; er merkte doch jetzt, wie lieb er eigentlich den Alban hatte, er war stolz und unbeugsam wie er selbst, nur anders, etwas vornehmer, und ein Vater liebt in seinen Kindern selbst seine Fehler, zumal wenn sie zugleich auch als Tugenden oder mindestens als Kraft erscheinen. Der Furchenbauer sagte sich, daß er eigentlich keinen Schutz von seinem Sohn wolle, aber es war ihm doch lieb, ihn in der Unruhe bei sich zu haben, wie man bei einem drohenden Gewitter gern alle Angehörigen wach und um sich versammelt hat.
     

Der Sturm bricht los.
     
    Alban mußte gehört haben, daß sich das Gefährte nahe und der Furchenbauer hob mehrmals die Peitsche hoch, um ihm zu winken, ja er knallte; aber Alban schaute nicht um und in dem Vater stieg plötzlich wieder der ganze Zorn auf, daß dieser Sohn, wie Spitzgäbele erzählte, ihn verhöhnt und verspottet habe und hinterrücks sein Possenspiel mit ihm trieb. Darum faßte er jetzt den Vorsatz, mitten in aller Unruhe, während jetzt die ganze Welt aus Rand und Band ging, in seinem Hause den Meister zu zeigen. Wie er jetzt die Zügel fest anhielt und auf die Pferde loshieb, so mußte es auch im Hause sein: die Zügel fest in der Hand und dann drauf losgehauen, bäumt euch, schnaubt und schlagt aus wie ihr wollt, ihr seid festgebunden.
    Alban hatte den Pflug draußen im Feld inmitten der Furche liegen lassen, um ihn morgenden Tages wieder aufzunehmen; wohlgemuth das Schleswig-Holstein-Lied pfeifend, war er mit den ledigen Thieren zurückgekehrt, als er plötzlich mitten im Pfeifen abbrach, er sah von fern den Vater mit Vinzenz daherkommen; sie fuhren müßig in der Welt umher und thaten sich gütlich, sie waren die Herren, während er daheim sich als Knecht abarbeiten mußte. War er der Knecht und nicht der Erste im Erbgang? War er nicht der künftige Hofbauer und hatte er nicht aus übermäßiger Nachgiebigkeit sich dem Schimpf blosgestellt, von der Eichbäuerin abgewiesen zu werden? Nicht eine Handbreit von seinem Recht wollte er künftighin preisgeben, und jetzt da der Vater ihm nahe war, drückte er die Thiere an den Zaun und stellte sich neben sie, damit das Gefährte bequem vorbei könne. Er rief den Ankommenden keinen Gruß zu und als der Vater neben ihm war, knallte er mit der Peitsche hart an seinem Ohr und höhnte dabei:
    »Das ist ein Gruß von Spitzgäbele.«
    Alban hatte nicht Zeit auf diesen Zuruf etwas zu erwidern, denn im raschen Trab fuhr jetzt auf der Hochebene das Gefährte dahin und langsam vor sich hin knirschend trieb Alban die Thiere in den Hof.
    Beim Abendessen that er, als ob nichts vorgefallen wäre, nach demselben aber blieb er in der Stube und harrte eine Weile, daß der Vater zu reden anfangen werde. Als dies aber nicht geschah, fragte er geradezu:
    »Was hat denn der Lump, der Spitzgäbele, von mir gesagt?«
    »Weil du ihn so heißst, ist Alles wahr,« entgegnete der Vater und erzählte nun mit beißendem Spott und mit einer Zuthat des Ingrimms, wie sehr ihn Alban verhöhnt habe und wie er überhaupt hinterrücks sich als Bauer geberde und alle Maßnahmen des Vaters verhöhne. Vinzenz, der dabei in der Stube war und seine Saat aufgehen sah, setzte sich auf die Ofenbank und spielte mit seinem Lieblingshund, dem Greif, den er sich angeschafft hatte und der fast ausschließlich nur ihm gehorchte. Der Vater hatte heute wieder seine »Flözerstimme« wie sie die Mutter bei sich nannte. Sie wußte zwar schon längst, daß er jedesmal wenn er vom Kornmarkt heimkam, lauter sprach; er behielt den Ton noch bei, den er dort unter dem Lärm gebrauchte, aber heute war's doch übermäßig. Sie winkte ihm mit den Augen, ja sie erhob beide Hände flach in der Luft zu begütigenden Zeichen, aber es half nichts. Der Vater erklärte weiter, daß Alban ganz anders werden müsse, ganz anders, wenn Friede im Hause sein solle. Als Alban hierauf entgegnete, daß er nicht wisse, worin er sich ändern solle, er sei gehorsam, fleißig und ehrerbietig, wie Viele Seinesgleichen jetzt nicht wären, da schlug der Vater auf den Tisch und schrie zornig:
    »Was Deinesgleichen? Was weißt du wer du bist? Mein Knecht bist du wenn ich will, und ich will's. Ja, es bleibt dabei, du suchst dir einen andern Hof, denn den kriegt der Vinzenz. Still sag ich! Was Deinesgleichen? Meinst du, weil andere Väter jetzt sich von ihren Buben über's Ohr hauen lassen, meinst ich leid's auch? Ich bin Herr und Meister, und mit dir

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