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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Höchstbesteuerten stand, eben wegen seiner ehemaligen Gesinnung nicht zum Geschwornen ernannt, vielmehr waren viel Geringere aus der Gemeinde dazu berufen. Alles war wieder in's alte Gleise zurückgekehrt, nur mit Alban war dies nicht der Fall. Trotz aller Ruhe und gewohnten Ordnung, die auf dem Furchenhofe herrschte, war es doch immer, als fehlte Etwas und als könnte eine plötzlich eintretende Erscheinung Alles ändern. Das ganze Leben, das sonst so stetig erschien wie das Wachsen von Baum und Pflanze, hatte jetzt etwas Einstweiliges, morgen rundum zu Verkehrendes. Die Dienstleute standen oft bei einander und plauderten und wenn der Meister zu ihnen trat, verstummte plötzlich das Gespräch; es hatte gewiß wieder vom Alban gehandelt und wie der mit dem Meister entzweit sei, weil er die Eichbäuerin abgewiesen habe und lieber des Nagelschmieds Vreni heirathe, und darin geben sie ihm gewiß Alle Recht, denn jeder Knecht und jede Magd fühlte sich damit erhoben, daß Eines ihresgleichen zu hohen Ehren kommen sollte. Der alte Furchenbauer schien sich seit dem Streit mit seinem Alban verjüngt zu haben, er stand Allem vor wie der jüngste Mann; nur die Bäuerin merkte oft an seinem stillen Brüten, daß ihm Etwas im Gemüthe saß, das er nicht verwinden konnte: sie durfte aber nicht davon sprechen, denn er wurde immer heftig gegen sie und verbot ihr zuletzt, je vor ihm den Namen Albans zu nennen. Nur Einmal, und das vor wenigen Wochen, sprach er selbst von ihm und mit einer gewissen verhaltenen Freude. Er erzählte, wie ihm der Rentamtmann im Vertrauen mitgetheilt habe, Alban habe sich eigentlich nicht als Knecht verdingt, er habe sich ausdrücklich wöchentliche Kündigung bedungen, auch seinen Genossen erklärt, er diene nur hier, um die höhere Ackerwirthschaft noch besser zu erlernen. Dieser Stolz Albans, der zugleich die Ehre des Vaters wahrte, gefiel diesem; er widersprach nicht, als die Mutter hinzusetzte, der Alban gleiche ganz ihrem eigenen Vater, der habe auch so was Adeliges gehabt, darum habe man ihn auch spottweise den Schmalzgrafen geheißen. Als die Mutter aber weitergehen und eine Versöhnung daran knüpfen wollte, wurde der Furchenbauer plötzlich wieder voll Ingrimm und betheuerte, daß das nie geschehe, bis Alban bittend vor ihn hintrete.
    Sprach der alte Furchenbauer nur äußerst selten mit seiner Frau von Alban, so that er dies um so öfter mit Dominik. Dieser war eine treue Stütze des Hauses, und wenn gleich nur Knecht, doch wohl angesehen. Der Bauer wußte, that aber als ob er Nichts davon gemerkt habe, daß ihn die Mutter schon mehrmals zu Alban geschickt hatte; er suchte daher von ihm zu erfahren, was denn eigentlich Alban vorhabe, aber Dominik war behutsam und klug und gab nur knappe Antworten. Der Vater, der seinem Sohn keine unmittelbare Nachricht gab, wollte doch, wie man sagt, es seine Meinung auf die Post geben; er that, als ob er nur Dominik mittheilte, daß er den Hof diesmal höher schätzen lasse als es von Alters her bräuchlich sei, damit die abgefundenen Kinder auch ein Erkleckliches hätten, daß er aber Alban ganz enterbe, wenn er nicht von des Nagelschmieds Vreni lasse. Dominik hörte das ruhig an und erwiderte in der Regel nichts, nur manchmal fragte er geradezu, ob er das Gehörte dem Alban im Namen des Vaters mittheilen solle, was der Furchenbauer streng verneinte; er durfte sich weder vor seinem Sohn noch vor dem Knecht eine Blöße geben.
    Das gesetzte Benehmen des Dominik machte auf den Furchenbauer einen bedeutsamen Eindruck. Er ehrte den Dominik damit, daß er ihn mehrmals geradezu fragte: ob er denn nicht Recht habe, ob denn ein Vater nicht schalten und walten dürfe wie er wolle, ob sich ein Kind dagegen auflehnen dürfe und ob nicht Kindeskinder Dem danken müssen, der die Größe und die Ehre der Familie fest gewahrt habe. Aber auch hierauf gab Dominik nur wenig entsprechende Antworten, er sprach davon, daß der kindliche Gehorsam, aber auch daß der Friede über Alles gehe, lehnte indeß jede Selbstentscheidung ab, mit dem Bedeuten, daß er diese Sachen nicht verstehe. Der Bauer war mehrmals versucht, den Dominik für dumm zu halten; aber aus einzelnen Worten entnahm er doch wieder wie klug er war, hatte er ja einmal geäußert:
    »Es ist wahrscheinlich dumm was ich sag', aber ich weiß nicht, der Pfarrer sagt doch immer, Gott allein sei die Vorsehung und ich weiß jetzt nicht: wollet Ihr nicht mit dem was Ihr vorhabet, wie man bei uns in Nellingen sagt, in

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