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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Kummer um Alban gewesen, in dem Furchenbauern hätte lauter Freude und Wohlbehagen gelebt. Er gedachte jenes Tages, da er mit Sorge um seinen Fruchtwagen diesen Weg gefahren; jetzt war die Welt wieder ruhig, und gehörte er auch nicht gerade ganz zu Denen, die Dem Recht geben, der Recht behalten, oder, wie der Klein-Rotteck von Nellingen sagt, dem Anderen zuvorgekommen und ihn zuerst ins Loch gesteckt hat: so dachte er doch nicht mehr viel an solcherlei Dinge. Die Hauptsache war auch ihm, daß man jetzt wieder die Erträgnisse des Ackers gut absetzt; im Uebrigen mag die Welt regieren wer will und wer kann.
    Seit vielen Jahren war der Furchenbauer Mitglied des landwirthschaftlichen Vereines; der alte, in diesem Bezirk ehedem so sehr beliebte Oberamtmann Niagarra, dessen Lachen immer so mächtig war und lautete wie wenn ein Klafter Holz zusammenfällt, hatte den Furchenbauer zum Eintritt beredet und er blieb dabei, denn er sah den jährlichen Beitrag als eine Art Ehrensteuer an, der sich ein großer Bauer nicht entziehen dürfe. Von all den vorgeschlagenen Verbesserungen in der Landwirthschaft, von den vielen empfohlenen Werkzeugen hatte sich der Furchenbauer nur wenige angeeignet; er befand sich wohl bei seinem alten Verfahren und hatte nicht Lust Neues zu versuchen, das nicht nur fraglich, sondern auch ihm fremd war und dadurch seine Meisterschaft herabsetzte. Eines aber hatte er gern befolgt. Mehr aus Stolz als aus Einverständniß mit der Sache hatte er seinen Alban in die neuerrichtete Ackerbauschule gegeben, und das hatte böse Frucht getragen; wenigstens wälzte der Vater die wesentliche Schuld auf dieses Verhältnis. Jetzt aber zeigte sich doch auf Einmal ein strahlender Erfolg seiner Mitgliedschaft und halb vor sich hin und halb in sich hinein murmelte der Furchenbauer:
    »Die Leute werden Alle sehen, wie gut es meine eigenen Kinder bei mir haben, wenn es mein Knecht so gut hat, wie sich öffentlich ausweist.«
    Er schien dieser Rechtfertigung vor sich und der Welt zu bedürfen. Ameile, die diese Worte wohl hörte, erwiderte nichts darauf und der Vater sah sie scharf darob an. Er ärgerte sich aber nicht nur über das Schweigen des Kindes, sondern auch über seine eigene Redseligkeit; es war nicht wohlgethan und ganz gegen alle strenge Familienzucht, sich so vor dem Kinde auszulassen.
    Unmittelbar vor dem Dorfe Reichenbach wäre den Fahrenden beinahe ein Unglück geschehen. Alban kam gerade mit einem großen Düngerwagen aus dem Dorf heraus, als der Furchenbauer in dasselbe einfuhr; sei es nun, daß der Vater die Zügel in zitternder Hand lenkte oder daß die Pferde Alban erkennend auf ihn zueilten – unversehens hingen die beiden Fuhrwerke in einander und konnten nicht vom Fleck und um ein Kleines wäre Alban dazwischen zerquetscht worden. Ameile riß dem Vater rasch die Zügel aus der Hand, rief Alban, er möge sein Gespann halten, daß es nicht vorwärts gehe und drang in den Vater, daß er absteige, so lange sie die Pferde halte. Alban stand eine Weile an seinen Sattelgaul gestemmt, der sich hoch bäumte, aber er bändigte ihn, und mit einer geschickten Wendung löste er rasch die Stränge, sprang behend über die Deichsel und löste die Stränge dem andern Pferde gleichfalls. Nun konnte sein Fuhrwerk nicht mehr vom Fleck und keinen Schaden mehr anrichten. Er eilte nun, dem Vater beim Absteigen zu helfen. Dieser hatte den einen Fuß über der Leiter und wagte trotz der Ermahnungen Ameile's nicht, den andern Fuß nachzuziehen; das Ungemach und das Zusammentreffen mit Alban hatte ihn ganz wirr und blöde gemacht. So stand er noch, mit hülfesuchendem Blick umherschauend als schwebte er am Rande eines Abgrundes, da kam Alban, faßte ihn mit starken Armen, hielt ihn hoch empor und stellte ihn dann sanft auf den Boden. Er befahl Ameile, ruhig sitzen zu bleiben, hob wie spielend die Hinterräder ihres Wagens in die Höhe und zur Seite, sprang vor an den Kopf der Thiere, lenkte sie etwas zurück und dann wieder vorwärts und flott war das Fuhrwerk. Der Vater stieg behende wieder auf, die Beihülfe Albans abwehrend, und dieser stand noch eine Weile ruhig, die Hand auf die Wagenleiter gelegt und schaute dem Vater in's Antlitz; dann sagte er:
    »Es hat schon so sein müssen, Vater, daß wir einander auffahren.«
    »Fahr' zu!« herrschte der Furchenbauer gegen Ameile als Antwort, und an die Schwester gewendet mit zornig wehmüthigem Tone sagte Alban wieder:
    »Wohin geht's?«
    »Gen Wellendingen zum

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