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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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kam sich als schlechter Sohn vor, denn er überdachte, wie oft er sich gutthue und seiner Mutter vergesse. Im Hinausschreiten gelobte er sich, dies fortan zu ändern. Die Mutter, eine lange dürre Gestalt, reichte ihrem Sohn die Hand und hob gleich wieder die Harke und wollte während des Harkens mit ihm weiter sprechen; der Sohn des Hirzenbauern, der den Dominik freundlich bewillkommte, sagte ihr aber, sie solle nur mit ihrem Sohn heimgehen, sie solle doch ihren Taglohn erhalten. Dominik dankte und ging langsam neben der Mutter durch das Dorf hinein, die Wangen brannten ihm; denn er mußte eilen, er hatte gegen den ausdrücklichen Befehl seines Herrn diesen Abweg gemacht, aber er zwang sich doch zur Ruhe. Er hatte der Mutter nichts mitgebracht als den verheißenden Gruß, den Ameile ihm mitgegeben; sie bat ihn um Geld, er versprach ihr von Wellendingen zu schicken, und als eben der Hirzenbauer auf seinem Bernerwägelein am Hause vorüberfuhr, sagte er: »Ich schick Euch's mit Dem, verlaßt Euch darauf, und ich komme bald wieder.«
    Als Dominik schon die Thüre in der Hand hatte, fragte ihn noch die Mutter: »Ist's denn wahr, daß dir dein Bauer sein' einzige Tochter giebt?«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Ich hab's gehört, die Leut reden davon. Mach nur, daß ich's noch erleb'.«
    »Da könnt Ihr lang leben bis dahin,« schloß Dominik und machte sich eilig auf den Rückweg durch den Wald. Das Schwärzle brummte ihm entgegen, als er in den Stall trat und ohne Säumen machte er sich nun mit ihm auf nach ihrem Ziel.
    Draußen vor Jettingen fuhr der Hirzenbauer an ihm vorüber und winkte ihm zu, sich zu beeilen; Dominik glühte vor Erregung, es war schon spät, er konnte die ganze Feierlichkeit versäumen und mit seinem Herrn hart zusammentreffen; es war unbegreiflich einfältig, daß er nach Nellingen gesprungen war, er hatte ja doch nichts mit seiner Mutter reden können und was sollte er auch? Das Schwärzle mußte in langsamem Gang erhalten werden, damit es nicht erhitzt und abgemattet ankomme, das hätte neuen gerechten Zank gegeben vor aller Welt, und heute sollte er ja wegen seiner treuen Dienste öffentlich belohnt werden. Dominik wünschte sich Riesenkraft, damit er das Schwärzle tragen und mit ihm davon rennen könne; er hätte ihm gern geholfen seine Schritte fördern, aber er konnte nichts thun als langsam neben ihm hergehen. Dahin war nun all der fröhliche Muth, all das morgenfrische Leben der vergangenen Stunden, und oft fuhr er sich über die heiße Stirn, wenn er bedachte, was seine Mutter ihm gesagt und was die Leute redeten.
    Erst nach geraumer Weile, als aus einzelnen Gehöften Leute kamen, die gleich ihm ein Rind oder einen Stier zur Preisbewerbung nach Wellendingen führten, beruhigte er sich und schalt sich innerlich über seinen unnöthigen Jast; es war ja noch früh an der Zeit und in der That war er einer der Ersten an dem Wirthhaus zum Apostel in Wellendingen.
     
Festgefahren.
     
    Der Furchenbauer war noch nicht da. Heitern Sinnes war er am Morgen mit seiner Tochter ausgefahren. Er war festtäglich gekleidet, er trug seinen schwarzsammtnen, roth ausgeschlagenen kragenlosen Rock, dazu die rothe Weste mit silbernen Kugelknöpfen, den breiten schwarzen Hut mit nach hinten flatternden Band-Enden. Auch Ameile war im vollen Putz. Der safrangelbe hohe Strohhut mit schmaler nach vier Seiten eingebogener Krämpe, die schwarzen um das Kinn gebundenen breiten Sammetbänder hoben noch die frischen Farben ihres runden Antlitzes, um den Hals war ein schwarzblaues seidenes Tuch geschlungen, dessen rothe Endstreifen im Nacken flatterten und lange Zöpfe mit eingeflochtenen rothen Bändern hingen den Rücken hinab; der schwarzsammtne »Schoben« (die Jacke) nach vorn offen ließ die Silberkettchen auf dem rothen Mieder sehen und war nach einer glücklichen Neuerung bis auf die Hüfte verlängert, dazu die weiße Schürze, der schwarze Rock mit Scharlach und Goldborden eingerändert und die rothen Strümpfe vollendeten den Festanzug.
    Die beiden Schweißfuchsen gingen ruhig, der alte Mann lenkte sie leicht und nur manchmal draußen vor den Dörfern überließ er Ameile auf ihr Bitten das Leitseil und Ameile schnalzte mit der Zunge und fuhr lustig. Auf dem allzeit finstern Antlitze des Bauern ruhte heute der Abglanz des Triumphes, daß vor aller Welt heute sein Knecht und sein Vieh mit dem Preis ausgezeichnet würde; der eigentliche Ruhm davon gehörte doch dem Herrn und Meister.
    Wäre nicht der geheime

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