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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Frankfurt, die »Aeppelwein schenken« den Auftrag, das Simri Aepfel zu 28 Kreuzer, frei nach der Amtsstadt an den Neckar geliefert zu kaufen und lege zu dem Behufe eine Liste auf, in die Jeder einschreiben möge, wie viel er liefere.
    Allgemeines Gelächter entstand als der Klein-Rotteck rief: »Wir liefern Reichsäpfel nach Frankfurt.« Viele unterschrieben sogleich. Der Furchenbauer sagte, er wisse nicht wie viel er habe, Spitzgäbele solle zu ihm auf den Hof kommen.
    Bei der Cigarre und Pfeife, die jetzt dampften, ward Allen erst recht behaglich. Der Domänenrath kam auf den Klein-Rotteck zu und schüttelte ihm die Hand wegen seines freimüthigen Ausspruches; der Klein-Rotteck vergalt es durch aufrichtigen Ausspruch seines Respects vor dem Domänenrath, dessen Eifer und Verdienst um den Verein und seine Zwecke er wohl erkannte.
    Der Domänenrath verwand dadurch die betrübende Erfahrung, daß seine Gelehrsamkeit noch nicht allseitig stichhaltig sei, denn der Oberamtmann hatte ihm so eben auseinander gesetzt, wie in England die ungetheilte Vererbung von Grund und Boden und die Fideicommisse überhaupt nicht als Gesetz, sondern nur als Sitte bestehen.
    Die Oberamtmännin, die eine besondere Gönnerin des Klein-Rotteck war und es ihm blieb trotz seines Radikalismus, so daß er ihr jedesmal, wenn er als Schultheiß nach der Stadt kam, seine Aufwartung machte, scherzte nun in freundlicher Weise mit ihm und selbst der Oberamtmann that freundlich und neckte seine Frau, daß er eifersüchtig werde. So schien am Ende doch Alles in eine freundliche und versöhnliche Stimmung auszuklingen.
    Der Pächter von Reichenbach entließ Alban sogleich aus dem Dienst und als Ameile auf den Wagen stieg, küßte die Oberamtmännin sie herzlich; aber Ameile war trotz des wiederhergestellten Friedens traurig. Sie ahnte Unheimliches.
     
Zwei Söhne sind heim und fremd.
     
    Alban hatte das Reitpferd, das er mitgebracht, hinten an den Wagen gehängt, um es in Reichenbach abzugeben. Jetzt saß er vor dem Vater und der Schwester und lenkte die gewohnten Thiere. Die Pferde, allezeit rasch wenn es der Heimath zugeht, waren es heute doppelt; ahnten sie vielleicht, daß ihr junger Herr sie lenkte und daß sie auch ihn wieder heimbrachten? Alban hatte nur immer die Zügel fest anzuhalten. Die drei Fahrenden sprachen kein Wort, diese Versöhnung war so urplötzlich in gewaltiger Gemüthsüberwallung gekommen und nichts war mit ihr geschlichtet und ausgeglichen.
    Ameile schloß still die Augen und dachte in sich hinein, was nun geschehen werde, auch mit ihr; der plötzliche unbegreifliche Zorn des Vaters, was war sein Grund und seine Folge? Sie wagte es nicht, jetzt den Vater zu fragen, was er gegen sie habe, sie war ein seltsam und streng in's Haus gebanntes Wesen, nicht einmal auf offener Straße, wo man allein mit einander war, durfte eine Erörterung der Familiensachen vor sich gehen, das durften nur die vier Wände des Hauses in sich schließen; deswegen war sie ja gegen Alban auf Seite des Vaters gestanden und hatte dieser ihr so viel Liebe zugewendet. Aus diesem Denken heraus sagte sie nur einmal: »Ich will warten, bis Ihr mir daheim saget, was ich verfehlt hab'.« Sie erhielt keine Antwort und im stillen nächtigen Dahinfahren erschien ihr der verflossene Tag wie ein Traum: sie hatte eine vornehme Freundin die sie küßte, und Alban war wieder mit ihnen vereint. Sie öffnete manchmal die Augen, um sich dessen zu vergewissern, und unter dem raschen Hufschlag der Pferde, bei dem Rollen des Wagens hörte sie am Ende nichts mehr als den verklungenen Trompetenwirbel, unter dem Dominik den Preis bekommen hatte.
    Erst in Reichenbach erwachte sie, wo Alban das Pferd abgab, seine Habseligkeiten zusammenraffte und aufpackte. Man erfuhr auch, daß Dominik das Schwärzle hier zurückgelassen weil es zu hinken begann; er war allein heimgeeilt.
    Nur um das Schwärzle kümmerte sich jetzt der Furchenbauer mit eifriger Sorgfalt und Beredtsamkeit und empfahl dem Wirth in Reichenbach gute Pflege und Abwartung.
    Man fuhr weiter. Der Furchenbauer öffnete den Mund kaum zu den gleichgültigsten Worten. Es war ihm nicht minder unbehaglich, daß mit Alban Nichts entschieden ausgeglichen war; die Oberamtmännin, die ihm zudringlich erschien, hatte das verhindert. Er hoffte aber doch jetzt mit dem mürber gewordenen Burschen fertig zu werden und was Zufall gewesen war, erschien ihm jetzt als eine kluge That: Alban hatte ja selber die Petition unterschrieben, die

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