Schwarzwaelder Dorfgeschichten
gegen jegliche Güterzersplitterung gerichtet war.
Alban war auch unzufrieden mit sich. Was er in Jahr und Tag still für sich ausgesonnen, hatte er gar nicht vorgebracht. Er war von einem Sturm fortgerissen, und nur das Eine hatte er richtig festgestellt, daß der Vater seine Unbeugsamkeit anerkennen müsse, weil er sie selber hatte und in seinem Sohne hegte. Alban war indeß noch der Heiterste von den Dreien, er war wieder mit guter Manier daheim, das war die Hauptsache: mit Fortlaufen ist nichts geholfen, die Sache muß auf dem Fleck ausgemacht werden.
Spät in dunkler Nacht wie Alban einst aus dem väterlichen Haus entflohen war, kehrte er wieder in dasselbe zurück.
Der Kühbub, der trotz des Zerwürfnisses auf dem Hof verblieben war, kam mit der Laterne den Anfahrenden entgegen und leuchtete Alban in's Gesicht, er prallte zurück und schien seinen Augen nicht zu trauen.
»Ich bin's wirklich,« sagte Alban lachend indem er abstieg.
»Wo ist der Dominik?« fragte der Furchenbauer einen zweiten Knecht.
»Er schläft schon.«
»So weck' ihn, ich hab' ihm was zu sagen.«
»Vater,« begann Alban, »ich will gern für den Dominik schaffen, was er heut noch zu thun hat. Lasset ihn jetzt schlafen; er muß grausam müde sein; er hat die wilde Kalbin den weiten Weg hin und her geführt und ich hab's gesehen, sie hat ihm schier den Brustkasten von einander gerissen.«
»So? Fangst schon gleich so an?« sagte der Vater gedehnt, »bist kaum über meine Schwelle und willst mir dreinreden und den Herrn gegen mich spielen. So haben wir nicht gewettet, Bürschle, so nicht. Merk' dir's. Du kannst morgen schon das Geschäft vom Dominik übernehmen. Jetzt geschieht was Ich sag.« Zum Knechte gewendet fuhr er fort: »schick' ihn in die Stub', augenblicklich.«
Er schritt voran und Alban stand eine Minute wie angewurzelt. War er darum zurückgekehrt, um die Stelle des Oberknechtes einzunehmen?
Die beiden Hofhunde waren wie toll, der Greif bellte grimmig, er erkannte Alban nicht, das Türkle aber winselte an der Kette und sprang hin und her. Alban löste ihm die Kette und das Thier sprang an ihm empor und leckte ihm die Wangen.
Die Mutter lag schon im Bette und trotzdem, daß Ameile gehört hatte, daß etwas mit Dominik vorgehen solle, vergaß sie jetzt ihres Kummers, eilte zur Mutter und verkündete ihr, daß Alban wieder da sei.
»Komm 'rein Alban! komm 'rein,« rief die Mutter aus der Kammer, als Alban in die Stube trat: er kam zu ihr und sie bedeckte sein Antlitz mit heißen Küssen.
»Gottlob daß ich dich hab', und sei nur jetzt auch brav und dank's dem Vater, daß er dich geholt hat. Ach! du riechst so frisch, du bringst mir wieder neue Luft, mein Husten ist weg. Stell' die Ampel da vorn hin, noch besser, daß ich dich auch sehen kann; du bist magerer, gelt, Dienstbotenbrod ist doch ein hartes? Nun Gottlob, daß es vorbei ist. Du hast mich manche Nacht den Schlaf gekostet.« So rief die Mutter. Der Bauer kam auch herein, reichte ihr die Hand und sagte:
»Er will wieder Alles gut machen, er hat mir versprochen folgsam zu sein in Allem.«
Er verließ bald die Kammer wieder und ging in die Stube, denn Dominik war eingetreten, fast noch verschlafen taumelnd. Alban trat auf ihn zu und reichte ihm die Hand; der Knecht rieb sich die Stirne mit der einen Hand, mit der andern faßte er Alban fest, er wollte sicher sein, daß er nichts träume.
»Jetzt freut mich's, daß Ihr mich aus dem Schlaf habt wecken lassen,« sagte er mit heller Stimme. Ohne darauf zu hören, sagte der Furchenbauer sich setzend und die Beine über einander legend:
»Ich hab' was mit dir zu reden. Vom letzten Viertelfahr bin ich dir noch deinen Lohn schuldig und ein Vierteljahr vorher muß ich dir aufkündigen. Das ist's. So, jetzt ist's geschehen.«
»So? Darf ich fragen, warum Ihr mich so Knall und Fall fortschicket?«
»Freilich.«
»So saget mir warum?«
»Weil ich will.«
»Das ist kein Grund.«
»Haufengenug für dich. Einen andern sag' ich dir nicht. Meinst du, du sollst dich berühmen können, wegen dem und dem, ich weiß nicht wegen was, seist du fortkommen? Und wenn ich hör', daß du Eines von meinen Kindern in's Geschrei bringst, hast du's mit mir zu thun. Bist aber brav, so kannst in einem Jahr oder auch bälder wieder zu mir kommen, heißt das, bei mir nachfragen.«
Der Furchenbauer hatte sich trotz seiner schlauen Verdecktheit doch verrathen, er sah das schnell und wollte nun die Anhänglichkeit des Dominik an sein Haus
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