Schwarzwaelder Dorfgeschichten
ein Bauer sind dreizehn Stück Rindvieh. Zeigt sich nicht hier eine stiere Unbeugsamkeit? Der Furchenbauer wendete sich wieder nach der Thüre, die Oberamtmännin hielt ihn fest und erzählte hochathmend wie es Alban gewesen sei, der vom Empor gerufen habe, wie ihn der Landjäger verhaftet und er nach Ameile schickte, diese sie rufen ließ, wie sie sich dafür verbürgt habe, daß Alban frei ausgehen solle, und daß dieser unerwartete Ueberfall zum Frieden und zur Versöhnung führen müsse.
Der Furchenbauer rieb sich mit beiden Händen Schläfe und Wange, der Wein schlug ihm zum Gesichte heraus, er athmete schwer; endlich sagte er:
»Mach' ein Fenster auf, Ameile; ich erstick'.«
Ameile gehorchte und wieder sagte der Vater:
»Was will denn der ungerathene Bub da? Red', red', sag' ich.«
Alban schwieg beharrlich und der Vater fuhr fort: »Da sehet Ihr's wie er ist. Recht war's wie der Domänenrath von alten Zeiten erzählt hat, da hat der Vater seinen Sohn aufknüpfen dürfen. Er hat ihm das Leben gegeben, er darf's ihm auch nehmen. Darf ein Kind jetzt seinen Vater durch Ungehorsam umbringen?«
Seine Stimme stockte und er hielt inne.
»Vater, er ist brav, er will brav sein,« beschwichtigte Ameile.
»Still Du, mit dir hab' ich allein zu reden, dein' Falschheit ist am Tag; aber wart nur, komm nur heim,« polterte der Furchenbauer gegen Ameile.
Die beiden Frauen standen rathlos. Endlich begann Alban: »Ich will auch Friede, nichts als Friede; ich schäm' mich in's Herz hinein, daß ich da so da stehen soll.« –
»Hast's auch nöthig.« –
»Ich kehr' wieder heim, aber unter einer Bedingung.« –
»Ho, ho! Er will Bedingung stellen.« –
»Ich hab's geschworen und der Vater muß bitten.« –
Der Furchenbauer schlug sich auf den Mund und rief:
»So lang die Zung' da lallen kann, nicht, darauf kannst du dich verlassen. Herr Gott, was ist das für eine Welt! Mein Vater wär' hundert Jahr' alt geworden, wenn er sich nicht Schaden gethan hätt'; ich werd' nächsten Montag siebzig Jahr alt, ich erleb's nicht, du kannst dich rühmen, daß du das zuweg bracht hast, es wird dir am Vergeltstag angerechnet werden.«
Jetzt mit bebender Stimme sagte Alban: »Vater! Ich will Euch in Ehren halten, ich will Euch jeden Tag doppelt vergelten, den ich Euch Kummer gemacht hab'. Vater! Wenn ich fest bin in dem was ich gesagt hab', so hab' ich das von Euch, Ihr habt mich's gelehrt und mich darüber gelobt; Ihr dürfet mich jetzt nicht dafür verstoßen.« Er warf sich vor dem Vater auf die Knie und schrie schluchzend: »Da bitt' ich Euch um Alles in der Welt, saget das eine Wort! Draußen steht der Landjäger, ich vergreif' mich an ihm, ich will zu Grunde gehen, ich will in's Zuchthaus, Vater! zum Letztenmal halt' ich Eure Hand, saget nur die paar Worte und ich bin wieder am Leben. Vater! lieber Vater! saget's.«
»Könnet Ihr widerstehen, dann seid Ihr ein Unmensch,« rief die Oberamtmännin unter Thränen die Faust ballend.
»Nun meinetwegen, ich bitt' dich, komm heim,« sagte endlich der Furchenbauer. Die Oberamtmännin faltete die Hände und umarmte Ameile und küßte sie, während Alban schluchzend am Halse des Vaters hing. Dieser riß sich rasch los und sagte: »Komm 'rein und trink' einen Schoppen.«
Der Landjäger vor der Thüre entfernte sich auf Geheiß der Oberamtmännin. Alles staunte als Alban mit dem Vater eintrat.
Als Alban nicht trinken wollte, sagte der Vater:
»Mein Wein ist dir wahrscheinlich zu gering? So ein Herr wie du muß petschirten haben? Laß dir nur kommen.«
Alban trank.
Der Furchenbauer war der letzte, der die Petition unterschrieb, er konnte vor Zittern die Feder nicht führen und befahl Alban seinen Namen für ihn zu schreiben. Alban wollte das Geschriebene zuerst lesen, aber der Vater befahl ihm unbedingt zu unterschreiben und Alban willfahrte.
»Erst nächsten Montag setzen wir Alles auseinander,« sagte der Vater jetzt zu Alban, »bis dahin reden wir kein Wort, und du mußt fleißig sein, ich thue einen Knecht weg.«
Alban zuckte bei diesem Worte und sagte nur:
»Ich will den Hirzenbauer zum Schiedsrichter, wenn's einen Streit geben sollt'.«
»Wirst keinen brauchen. Es darf Niemand Fremdes sich drein mischen.«
Spitzgäbele hielt zu guter Letzt auch noch eine Rede, die mit großem Beifall aufgenommen wurde. Er verkündete, daß am Rhein und im Taunus heuer die Aepfel ganz mißrathen seien, während man hier zu Land nicht wisse wohin damit, er habe daher von zwei Wirthen in
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