Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
Vom Netzwerk:
zwei Zeugen unterschrieben, daß du nach des Vaters Tod den Hof abschätzen läßst von Unparteiischen und zu gleichen Theilen mit mir und dem Ameile theilst. Auf die Art ist des Vaters Willen geschehen und doch auch wieder Keines von den Kindern verkürzt, und wir erhalten den Frieden und der Vater kann in Ruhe seine Tage verleben. Zu Zeugen nehmen wir den Hirzenbauer von Nellingen und unsern Vetter den Gipsmüller, die halten Alles verschwiegen und geheim. Ist das nicht recht? Ist das nicht ordentlich gesprochen? Hast du was dagegen? So gieb doch Antwort. Schnarch' nicht, ich glaub' nicht, daß du schlafst. Das ist falsch von dir, Vinzenz; hab' mich nicht zum Narren. Man kann's ja nicht brüderlicher machen als ich geredet hab'. Vinzenz, gieb Antwort. Ich reiß' dich an den Haaren aus dem Bett, wenn du mich so zum Narren hast. Vinzenz, willst du mich auch des Teufels machen?«
    Alban sprang aus dem Bett und schüttelte den Bruder, dieser schrie laut auf und that wieder als ob er erwachte.
    Schon wollte der lauschende Vater zum Schein die Treppe heraufspringend zu Hülfe eilen, als er Alban sagen hörte:
    »Sei ruhig. Ich thu dir nichts. Hast denn nicht gehört, was ich gesagt hab'? Hast wirklich geschlafen?«
    »Halb und halb.«
    »Und was sagst dazu?«
    »Ich versteh' die Sach' noch nicht recht, aber so viel weiß ich, ich bin zum Krüppel geschlagen und mir gehört was im Voraus. Ich kann aber heut nimmer viel schwätzen. Morgen ist auch ein Tag. Gut Nacht.«
    Alban erhob im Bett seine Hände und betete: »Herr Gott! Laß mich heut' Nacht sterben, wenn ich was Unrechtes will. Ich weiß nicht anders. Es ist nicht meine Schuld, daß ich so bin. Ich muß anfangen, das Unrecht, das von Geschlecht zu Geschlecht gegangen ist, umzustoßen. Ich wollt' es müßt's ein Anderer thun, aber ich muß. Wenn ich Unrecht hab', nimm' mich im Schlaf von der Welt und zu dir –.« Er murmelte noch unverständliche Worte, in denen nur deutlich, wie im gewohnten Kindesgebete, Vater und Mutter vorkamen, dann war Alles still ...
    Dem Furchenbauer schoß es in die Knie, er mußte sich auf die Treppe setzen. Erregte vorhin der Plan ihn zu täuschen seinen brennenden Ingrimm, so traf ihn jetzt jedes Wort im Gebete Albans wie ein Blitzschlag. War das sein hartherziger Sohn? Welch ein Kind war das! Er hatte seine geheimsten Gedanken hören wollen, er hatte sie gehört, sie waren bös und heilig, schändlich und rechtschaffen. Wer hilft da heraus? Lange saß der Vater auf der Treppe in dunkler Nacht und konnte sich nicht erheben. Wer jetzt in sein Antlitz hätte schauen können, würde den eisenharten Furchenbauer nicht erkannt haben.
    Während hier der ungelöste Bruderstreit vom Vater belauscht sich kundgegeben hatte, standen unter dem Apfelbaume im Obstgarten zwei Liebende beisammen und sie sprachen wenig und ihre leisen Worte verhallten von keinem fremden Ohre belauscht und zogen hinan zu den Sternen, die in der Herbstnacht hell glitzerten und funkelten.
    »Was soll denn das jetzt noch?« hatte Dominik zu Ameile gesagt. »Es ist besser, du bist frei, ich will dir nicht vor dein Glück stehen und mit mir hättest du nur Elend und glaub' mir, ich könnt's nicht ertragen, wenn du nicht mehr leben könntest wie du's gewöhnt bist.«
    »Ich bin an nichts gewöhnt als an dich und dabei bleib' ich, und wenn ich von Vater und Mutter und von der ganzen Welt fort muß, mit dir geh' ich nach Amerika, wie wenn's nach Reichenbach wär'. Ich will froh sein, wenn ich aus unserm Haus bin, da ist ja Jedes immer wie eine geladene Pistol. Ich will Gott danken, wenn ich nur dreimal Kartoffeln des Tages hab' und Ruhe und Friede dazu; aber sie müssen mir mein Vermögentheil geben, im nächsten Jahr werd' ich großjährig. Halt' nur fest aus wie ich. Du mußt wegen meiner aus dem Haus. Ich weiß es. Aber da drin in meinem Herzen bleibst du und da kann dir kein Vater und kein Meister aufkündigen. Da hast mein' Hand, dich nehm ich und keinen Andern.«
    Dominik faßte die dargereichte Hand nicht, er sagte nur:
    »Du kannst auf Einmal reden wie eine Große –«
    »Ich bin kein Kind mehr.«
    »Freilich, aber deiner Eltern Kind bist noch und dagegen will ich dich nicht aufstiften.«
    »Weil du kein' Kurasche hast,« sagte Ameile zornig und Dominik erwiderte:
    »Ich hab' mehr als du glaubst, ich könnt' für dich durch's Feuer laufen, ich thät' mich nicht besinnen. O Ameile!« seine Stimme stockte und sich an seinen Hals hängend rief das Mädchen.
    »Was? Wer

Weitere Kostenlose Bücher