Schwarzwaelder Dorfgeschichten
ködern und binden.
»Wenn's an dem ist,« sagte Dominik, »dann geh ich lieber gleich.«
»Ist mir auch recht. Lieber heut Nacht als morgen früh. Ich bezahl' dir noch den Lohn auf vier Wochen, aus Gutheit, das wirst einsehen, von Kost ist ohnedies kein' Red weil du von selber gehen willst.«
Alban wollte sich dreinmischen, er hatte aber kaum die Worte gesagt: »Aber Vater,« als dieser ihm streng zurief kein Wort zu reden. Er zählte Dominik das Geld auf den Tisch und legte das für die vier Wochen besonders. Dominik war eine Minute zweifelhaft, ob er dieses auch nehmen solle und Alban zuckte und hielt sich die Hand vor den Mund als er es wirklich nahm. Er konnte nicht ermessen, daß der von Haus aus allezeit arme Bursch sich nicht das Recht und den Muth zutraute, seiner Ehre zulieb einige Gulden wegzuwerfen und noch dazu seinem langjährigen Herrn gegenüber.
»B'hüts Gott,« sagte Dominik und ging mit dem Geld aus der Stube. Die Mutter in der Kammer und Alban wagten nicht ein Wort zu reden.
Ameile hatte in der Küche Alles gehört. Als jetzt Dominik an ihr vorüberging, sagte sie so laut, daß man es in der Stube hören konnte:
»So? Jetzt gehst fort? Nun so b'hüt dich Gott und ich wünsch' dir viel Glück.« Ganz leise aber setzte sie hinzu: »In einer Stunde unterm Breitlingbaum im Garten.« Sie kam in die Stube, sagte Gutenacht und ging mit Geräusch nach ihrer Kammer und verschloß sie hinter sich.
Alban war doch dem Dominik nachgegangen und hatte ihm herzlich zugeredet, sich nicht unnöthigen Kummer zu machen, er solle allzeit Bruderhülfe bei ihm finden. Dominik schwieg zu Allem und packte seine Kleider ein. Erst als Alban sagte, daß er ihm wegen Leben und Sterben ein Schriftliches geben wolle über die Darlehen, die er bei ihm gemacht, sagte er, daß es in guter Hand stehe, bis er es brauche um auszuwandern.
Dominik wollte noch vor Tag aus dem Hofe fort. Alban kehrte in das Haus zurück. Er ging nach der Kammer wo Vinzenz schon schlief und wo sein Bett noch stand von alten Zeiten. Hinter ihm drein war der Vater geschlichen und lauschte an der Thür.
Heimliche Verabredungen.
Als Alban seinen Bruder Vinzenz aus dem Schlafe weckte, rief dieser um sich schlagend: »Thu mir nichts, du darfst mir nichts thun.« Alban war erschreckt von diesem Ausrufe und erzählte nun dem Bruder, wie er in Friede mit dem Vater heimgekehrt, wie Alles gütlich ausgeglichen sei und er dem Vater nachgeben wolle.
Vinzenz richtete sich jetzt im Bett auf und sagte:
»Grüß Gott!« Gähnend fügte er hinzu: »Ich hab' arg geschlafen.« Alban setzte sich zu ihm auf das Bett und sagte, wie ganz verändert, jähzornig und wild der Vater sei, wie er den Dominik so plötzlich und hart fortgeschickt, und wie ihn die Kinder als krank behandeln und ihm in Allem nachgeben müßten.
»Ich mein',« schloß Alban, »die Sünde, daß er dir ein Aug' ausgeschlagen hat, läßt ihn nicht ruhen. Wir wollen's vertuschen, so gut als wir können.«
Der Horchende erbebte. So war seine That Alban bekannt und er konnte ihn der Schande preisgeben! Eine Minute dachte er, daß Alban doch bis jetzt brav gewesen, er hatte diese grause That doch bis jetzt Niemand verrathen; schnell aber sprang er wieder in eine andere Stimmung über: der eigenwillige Bursche wußte also warum der Vater nicht anders handeln konnte, und war doch unnachgiebig! Neuer Zorn entbrannte gegen ihn, in den sich nur noch der gegen Vinzenz mischte, der das Geheimniß verrathen hatte. Wenn er Beide hätte enterben können, er hätte es gethan, und fast schien es besser, den muthigen offenen Alban einzusetzen, als den hinterhältigen Vinzenz, der doch nur ein halber Mensch war.
Alban hatte sich in sein Bett gesteckt und sich behaglich streckend rief er:
»Ah! Da ist's doch am besten. Es ist mir wie einem Vogel, der in sein altes Nest kommen ist. Man liegt nirgends besser als daheim. Jetzt horch' auf Vinzenz, was ich dir sag'. Wir machen's so. Hörst auch gut zu?«
»Ja.«
»Ich widersprech' nicht, wenn der Vater dir das Gut giebt und es abschätzt wie er will. Ich heirath' die Vreni und bleib' bei dir als Knecht.«
»So? Das wirst nicht wollen? Das ist nicht dein Ernst.«
»Freilich, aber nur auf die Art, wie ich's mein'. Wir thun dem Vater nur zum Schein seinen Willen. Er ist bald siebzig und lebt nicht ewig, und wir wollen ihm den Willen lassen so lang er lebt; er soll meinen, das Sach sei alles dein und bleib' bei einander. Du giebst mir aber schriftlich mit
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