Schwarzwaelder Dorfgeschichten
unnachsichtliche Strenge verkündete und Alles aufbieten wollte, um den Missethäter zu entdecken. Der Schlägelbauer, der daneben stand, suchte ihn zu beruhigen und die Sache in's Spaßhafte zu ziehen, indem er schadenfroh lächelte; der Schultheiß aber rief:
»Und wenn du's selber than hast, laß ich dich gleich einsperren.«
Die Mutter Franzsephs, von dem frühen Lärm erschreckt, kam herbei, ging auf die heftig Redenden zu und fragte was geschehen sei, ob man von ihrem Franzseph etwas wisse, der heute die ganze Nacht nicht heimgekommen sei. Der Schlägelbauer winkte, aber die Mutter verstand ihn nicht und jetzt schrie Alles über den versteckten Faullenzer, an dem nun das Unglück hinausgehen werde, das er über das ganze Dorf bringen wollte. Während noch so Alles unter einander tobte, sah man den Franzseph, mit der ungewohnten Pudelkappe auf dem Haupt, vom Berge herabkommen. Der Schultheiß befahl schnell dem Dorfschützen ihm entgegen zu gehen und ihn gefangen zu nehmen, aber ein Kamerad Franzsephs war rascher als der nur langsam schlendernde alte Soldat, er sprang vorauf und rief Franzseph zu: »Lauf davon, du wirst eingesperrt.«
Franzseph aber schien diesen Zuruf nicht als ihm geltend zu betrachten, er schritt ruhig weiter und als ihm der Dorfschütz, der jetzt bei ihm angelangt war, seine Verhaftung verkündete, fuhr er sich mit der Hand über die Stirn und lächelte ungläubig.
Der Schlägelbauer hatte die Mutter überreden wollen, nach Hause zu gehen und sich auf ihn zu verlassen, aber die Mutter ließ nicht von der Rotte, die sich auf jedem Schritt vergrößerte, den sie dem Franzseph entgegen ging. Als sie ihn endlich vor sich hatten, wollte der Schultheiß in laute Schmähungen ausbrechen, aber der Schlägelbauer unterbrach ihn, bat um's Wort, ging auf Franzseph zu, faßte seine Hand, daß er in sich erbebte und sagte fast ganz ohne Husten:
»Franzseph, ich hab' dir Unrecht than, ich schäm' mich nichts und sag's frei vor allen Leuten. Ich hab' gemeint, du seist blos ein so guter Tralle, der kein' Schneid' hat; jetzt hast du zeigt, daß du die rechte Schneid' hast. Dein Sach' mag jetzt ausgehen wie sie will, wenn du wiederkommst, weißt du, wo ich wohn'! Verstanden? Jetzt fürcht' dich nichts und sei standhaft.«
Die Mutter stand weinend neben ihrem Sohn und hielt ihre Hand auf seine Schulter gelegt. Franzseph wußte nicht wie ihm geschah, ein Frösteln überkam ihn, daß er am ganzen Leib zitterte.
»Gestehst du was du gethan hast?« fragte der Schultheiß.
»Ich weiß nicht was es Euch angeht,« entgegnete Franzseph, und der Schlägelbauer trat wieder vor und sagte:
»Mein Franzseph leugnet nichts. Er ist ein Mann, der Kurasche hat und versteckt sich nicht hinter der Heck. Gesteh' du's nur. Ja, ich sag's für ihn, ja, mein Franzseph hat heut Nacht des Wasserstiefels Hopfenacker abgeschnitten und umgestürzt und hat rechtschaffen Recht daran gethan. Wir sind Mann's genug für den Schaden aufzukommen, wir brauchen den Gemeindebettel nicht, und die paar Wochen Straf' bringen ihn auch nicht um. Mein Franzseph hat Schneid' und ist kein guter Tralle. Jetzt laß ihn frei, Schultheiß, er entlauft dir nicht.«
Die Brust Franzsephs hob und senkte sich mit schwerem Athem, er drückte sich mit der Hand die Augen zu, als müsse er sich besinnen, ob er nicht träume.
»Du kannst nicht für ihn reden,« entgegnete der Schultheiß, »er wird selber das Maul bei sich haben; red' du selber, Franzseph, du bist immer ein guter Kerle gewesen, ich kann's noch nicht recht glauben.«
»Er ist kein guter Kerle,« unterbrach der Schlägelbauer.
»In's Teufels Namen, laß ihn selber reden,« kreischte der Schultheiß, »ich will kein Wort mehr von dir.«
Franzseph schaute jetzt mit zusammengepreßten Lippen starren Blickes auf den Schlägelbauer; offenbar hat dieser in seinem Haß den Feldfrevel begangen und verlangt nun, daß sein Schwiegersohn für ihn einstehe. Franzseph war bereit dazu, obgleich er nicht recht wußte, was daraus werden solle, und es ihm tief wehe that, daß er, der allein Fabers Freund war, in dessen Augen als hinterlistiger Heuchler erscheinen müsse. Als aber jetzt auch der Schultheiß auf die Gutmüthigkeit anspielte, regte sich ein seltsamer Stolz in Franzseph und er rief laut: »Ich bin kein guter Kerle, ja, ja, ich hab' Alles than, was der Vetter Schlägelbauer sagt.« Alles war stumm vor Entsetzen, nur des Schultheißen Claus, der eben mit einem Landjäger herzugetreten war, lachte
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