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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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hölzerne Joch doch nicht gerade so hart auf dem Kopf der Thiere liege. Dann stand er im Felde bei den Thieren und wehrte ihnen mit einem Baumzweige die Bremsen ab. Zu dieser Sorgfalt für die wehrlos Angefochten hielt ihn Nazi mit weisen Ermahnungen an.
    Ivo und Emmerenz stellten sich auch oft, schon lange ehe die Kühe oder der Falb angespannt wurde, auf den Wagen und tanzten auf dem Brette; dann fuhren sie selig hinaus in's Feld; tummelten sich auf der Wiese, sammelten das Heu auf Schochen 2 und stießen einander muthwillig hinein.
    So oft der Nazi in's Feld fuhr, stand Ivo bei ihm auf dem Wagen, oder er saß auch allein oben, die Hände in den Schooß gelegt; und wie sein Leib erzitterte von dem Rütteln des Wagens, so hüpfte ihm das Herz im Leibe. Er sah träumerisch hinaus in die Gefilde. Wer mag ermessen, welches lautlose Naturleben die Brust eines solchen Kindes bewegt?
    Auch fromme Wohlthätigkeit übte Ivo schon frühe.
    Emmerenz mußte als Kind armer Eltern die abgefallenen Aehren auf dem Felde zusammenlesen. Ivo ließ sich nun von seiner Mutter ein Säckchen nähen, hing es an einem Bändel um den Hals und sammelte für Emmerenz die Aehren. Die Mutter warnte ihn nur, während sie ihm das Säckchen umhing, er solle acht geben, daß der Vater ihn nicht sehe, denn er würde zanken, da es sich für ein Kind vermögender Eltern nicht schicke, Aehren zu lesen. Ivo sah verwundert nach seiner Mutter, eine tiefe Betrübniß blickte aus seinem Antlitze, aber sie haftete nicht lange.
    Mit himmlischer Freude, wie er sie fast noch nie empfunden, ging er barfuß über die scharfen Stoppeln und sammelte für Emmerenz einen ganzen Sack voll Gerste. Er war dann dabei, als Emmerenz mit einem Teile davon die jungen Entchen fütterte, er ahmte die Thierchen nach, wie sie so hastig hin und her springend die Körner aufschnabelten.
    Einst ging Ivo mit Nazi in's Feld. Der Falb, ein wohlbeleibtes Pferd mit tief eingeschnittenem Kreuze und weißer Mähne, die bis auf die Brust hinabreichte, war an die Egge gespannt. An des Schloßbauern Haus trieb der Wirbelwind eine Staubsäule in die Höhe.
    »Meine Mutter hat gesagt,« erzählte Ivo, »daß in so einem Wirbelwind böse Geister einander würgen, und wenn man dazwischen kommt, erwürgen sie einen.«
    »Wir kriegen heute noch bös Wetter,« erwiderte Nazi, »bleib du daheim.«
    »Nein, laß mich mit,« erwiderte Ivo, die rauhe Hand Nazi's fassend.
    Nazi hatte recht prophezeit. Sie waren kaum eine Stunde im Felde, als sie von einem furchtbaren Hagelwetter überfallen wurden. Schnell wurde das Pferd von der Egge gespannt, Nazi schwang sich mit Ivo hinauf, und im Galopp ging es der Heimath zu. Es war so dunkel geworden, als ob die Nacht hereinbräche. Ivo schmiegte sich furchtsam an Nazi: »Gelt,« sagte er, »das Wetter haben die bösen Geister vom Wirbelwind gebracht?«
    »Es gibt keine böse Geister, es gibt nur böse Menschen,« erwiderte Nazi.
    Sonderbar! Ivo fing vor Furcht an, laut zu lachen, so daß es dem Nazi angst und bange wurde. Schrecken und Freude sind so nahe verwandt, daß Ivo in dem Zittern seiner Seele sozusagen ein kitzelndes Wohlgefühl empfand.
    Leichenblaß und zähneklappernd kam Ivo nach Haus, seine Mutter brachte ihn schnell in's Bette, besonders auch um ihn vor dem Vater zu verbergen, der es schon lange nicht leiden wollte, daß das zarte, zum Pfarrer bestimmte Kind mit in's Feld ging.
    Ivo war kaum einige Minuten im Bette, da kam der Nazi mit einem Apothekerglas, gab ihm einige Tropfen daraus zu trinken, worauf er in einen sanften Schlaf verfiel und schon nach einer Stunde so gesund war wie zuvor. – –
    Die unvergleichlichste Freude genoß einst Ivo, als er einen ganzen Tag lang, ohne zwischendrein nach Hause zu kommen, mit in's Feld durfte. Morgens in aller Frühe, schon vor der Frühmesse, ging er mit Nazi und dem Falben, der an den Pflug gespannt war, hinaus in's Feld, nach dem größten und entferntesten Acker Valentins, der an der Isenburger Gemarkung im Würmlesthäle liegt.
    Es war ein schöner heller Augustmorgen, es hatte in der Nacht gewittert, ein frischer Lebensathem wehte von den Bäumen und Feldern. Die Kleeblumen, das einzig Blühende im Felde, schauten wie mit glitzernden Augen auf zur Sonne, die man noch nicht sehen konnte, obgleich es längst heller Tag war; sie war jenseits hinter dem Hohenzollern aufgegangen.
    Der Pflug griff wacker ein, ein erquickender Brodem stieg aus der braunen, regengesättigten Erde auf. Der Falb schien sich

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