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Schwarzwaldau

Schwarzwaldau

Titel: Schwarzwaldau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Holtei
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Erleichterung und ließ sich endlich erbitten, der Mutter Lagerstätte zu theilen.
    »Du gutes Kind,« sagte diese, ihr schmeichelnd, sie liebkosend, »mußtest Du so etwas Fürchterliches noch erleben, ehe Du Dein Glück erreichst!«
    Aber Caroline, sich an sie schmiegend, sprach einmal über das And're: »Der Arme! wer mag es nur sein, den sie ermordet haben?«

Sechsundzwanzigstes Capitel.
    Der Justizrath und dessen Protokollführer stellten sich ohne Aufschub ein; auch der Kreisarzt, der in Geschäften des Weges gekommen, und dem Gerichtsbeamteten begegnet war, hatte dessen Bitten, ihn zu begleiten und ›die Sache möglichst rasch zu erledigen‹ collegialisch Folge geleistet. Während der Letztere seine chirurgischen Untersuchungen bei der Leiche machte, begann der Erstere seine criminalistischen Verhöre bei den Lebendigen; zunächst natürlich bei den Hausbewohnern; da mit vollem Grunde anzunehmen war, daß die Reisenden – obwohl noch im Verschluß, – keinen Leichnam bei sich geführt, sondern daß derselbe schon vor ihrer Ankunft vorhanden gewesen sei. Die Aussagen der Wirthin, welche eben am Meisten zu sagen wußte und mit unbeschreiblicher Beweitwilligkeit aussagte, wurden durch etwaige Ergänzungen des einsilbigen Wirthes, so wie des Gesindes, lediglich bestätiget und liefen, Alles in ein Ganzes gefaßt, so ziemlich darauf hinaus:
    Am einundzwanzigsten dieses Monats, – (also vor drei Tagen,) – ist mit einem in Neuland bisher unbekannten Dresdner Lohnkutscher Derjenige eingetroffen, den man für den Ermordeten halten müßte, weil niemand sonst dieß Zimmer bewohnt hat; wenn nicht andrerseits wieder diese Annahme unhaltbar würde, durch weiteren Verfolg der Aussagen. Der ›schöne junge Herr,‹ den die Wirthin früher schon flüchtig gesehen zu haben meinte, aber dann immer nur mit raschen, theueren Pferden vorübersausend, – zeigte sich, als er abstieg, sehr niedergeschlagen und verrieth wenig Lust, Speise und Trank zu sich zu nehmen. Doch bestellte er, als der Kutscher versicherte, die Pferde brauchten ein paar Stunden Ruhe und Futter, auch für sich ein Mittagsmal, mehr ›Schanden halber, als aus Appetit.‹ Der Kutscher spannte aus, zog die Thiere in den Stall. Der junge Herr verlangte ein Zimmer und wurde in jenes hintere Gemach geführt, weil das vordere, beim Saale, vom letzten Kränzchen her noch nicht aufgeräumt und gesäubert war. Während nun die Wirthin mit ihrer Magd das Essen bereitete, ist eine zweite Fuhre angelangt, deren Erscheinen ihr Gelegenheit gegeben, der Magd zu sagen: »Das ist ja heute ein recht gesegneter Tag!« (Was die Magd, eidlich zu erhärten, jede Stunde bereit ist.) Dießmal war es aber eine dem Fremden eigen angehörige Kutsche, welche, von Vorspann gezogen, mit vier Pferden vorfuhr. Der darin sitzende, – ein freundlicher, ›feiner Mann,‹ – erkundigte sich sehr angelegentlich, ob der junge Herr, welchen er so deutlich bezeichnete, daß ein ›Blinder ihn erkennen mußte,‹ hier angehalten habe? (Die Wirthin ruft ihre Magd auf, ob sie nicht wörtlich gesagt: »Den muß ein Blinder erkennen,« und diese erklärt sich abermals zum Schwure bereit, den jedoch der Justizrath gar nicht von ihr verlangt.) Die Bejahung dieser seiner Nachfrage hat den ›feinen Mann‹ mit sichtbarer Freude erfüllt, und er hat dringend verlangt, sogleich zu seinem lieben Freunde geleitet zu werden; ein Befehl, den die Wirthin selbst in's Werk gesetzt, mit der Anmerkung: »Der junge Herr habe Essen bestellt,« worauf der Andere, noch ehe er mit ihr die Treppe bestieg, geäußert: Sie möchten auch für ihn anrichten und er wolle mit seinem jungen Freunde zusammen speisen. Hat auch vorher noch gefragt, ob hier frischer Vorspann zu haben sei, der ihn bis auf die Poststraße bringe? Als dieß entschieden versichert wurde, ist er, wie wohl er schon einen Fuß auf der ersten Treppenstufe gehabt, sogleich umgekehrt, hat den Knecht herbeigerufen, der ihn gebracht, diesem Fuhrlohn und reichliches Trinkgeld gereicht und ihm erklärt: Der Aufenthalt in Neuland könne sich verzögern, was nicht vorher abgemacht sei; der Besitzer werde daheim seine Pferde brauchen, deßhalb wär' es besser, wenn sie gleich umkehrten; was sich der Kerl nicht zweimal sagen lassen. Erst nachdem diese Dinge geordnet waren, ist der Fremde mit der Wirthin hinaufgegangen. Sie hat ihm die Stubenthür geöffnet und wohl gesehen, daß der junge Herr bei seinem Eintritt gar sehr erschrocken gewesen. ›Um Gottes

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