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Schwarzwaldau

Schwarzwaldau

Titel: Schwarzwaldau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Holtei
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willen, wo kommst Du her?‹ hat ihm Jener entgegengerufen und ist aufgesprungen, wie Einer, der einen Angriff erwartet und sich zur Vertheidigung rüstet; so daß sie, die Wirthin, schon gewähnt, es werde nichts Gutes herauskommen. Doch als der Fremde mit offnen Armen auf ihn zueilte und sagte: ›Bist Du es wirklich, mein geliebter Freund? Sehen wir uns endlich einmal wieder?‹ Da warf sich der Jüngere ihm zärtlich an den Hals und war sogleich wie ungewandelt, heiter und froh. Sie sind, Hand in Hand, zum Sopha gegangen, wie zwei Leute, die gar nicht mehr von einander lassen können. Der Jüngere hat gesagt: ›Was hab' ich Dir nicht Alles zu erzählen!‹ und der Aeltere hat erwidert: ›Und wie begierig bin ich, zu hören.‹ Die Wirthin gesteht, daß sie ebenfalls begierig gewesen, zu hören, daß man sie aber fortgeschickt habe, die Bereitung der Mahlzeit zu befördern. Sie gehorchte, war jedoch oft genöthiget zu kommen und zu gehen, da sie doch die Bedienung so vornehmer Gäste unmöglich ihrer Magd überlassen konnte; und jedesmal, wenn sie Schüsseln brachte und wegnahm, wenn sie Teller wechselte, wenn sie eine neue Flasche holte, – denn die Herren befahlen Wein, – jedesmal fand sie Beide so vertraulich nebeneinander, wie nur die innigsten Freunde sein können und im lebhaftesten Gespräche. Was sie dann, sowohl im Zimmer selbst, als draußen vor der Thüre, (an welcher gehorcht zu haben sie ehrlich zu Protocolle giebt,) erlauschen konnte, blieb ihr unverständlich, ohne rechten Zusammenhang; sie kann nur im Allgemeinen angeben, daß es Familiengeschichten betraf, daß von Verstorbenen und Lebendigen, von Frauen und Mädchen, von Eifersucht und Versöhnung, von Brautstand und Begräbniß die Rede war. Als der Dresdner Lohnkutscher seine Pferde abgefüttert, sich reichlich satt gegessen – denn es ging auf des Passagiers Rechnung und warum hätte die Wirthin einem so schmucken jungen Herrn nicht die Ehre gönnen sollen, dessen Kutscher gut zu beköstigen? – und als letzterer sogar ein Stündchen geschlafen hatte, begab er sich mit ihr hinauf, um zu melden, daß er nun fertig sei und daß es weiter gehen könne. Doch der zuletzt eingetroffene Fremde redete seinem Freunde zu, er möge mit ihm fahren. ›Ich bin allein,‹ sprach er, ›in meinem Wagen, habe wenig Gepäck, für das Deinige ist hinreichend Raum; warum sollen wir, nach so langer Trennung und so glücklichem Wiederfinden nicht beisammen bleiben, je länger desto besser? Ich bringe Dich, wohin Du eilst; schicke Deine Lohnkutsche fort.‹ Und ohne erst auf Entscheidung zu warten, bezahlte er den Fuhrmann, der noch für den folgenden Tag aufgenommen zu sein schien, mit vollen Händen. Dieser machte es wie der Vorspannknecht, ließ sich den einträglichen Handel gern gefallen, lenkte seine Deichsel um und sah Neuland mit dem Rücken an. Die Wirthin bedauert unendlich, dem Eilfertigen nicht vorher abgefragt zu haben, bis wohin er eigentlich gemiethet sei? Als ihr dieser glückliche Einfall kam, war es unglücklicherweise zu spät, ihn auszuführen, denn der Dresdner befand sich schon nicht mehr im Bereich ihrer Lunge und ihres Sehkreises. Jetzt aber, versichert sie, sei es oben erst recht lustig geworden; die Herren hätten nochmals Wein verlangt; nur kam es ihr vor, als schenke der Aeltere, – der übrigens auch noch ein stattlicher, hübscher Herr gewesen, – dem Jüngeren dreimal ein, ehe er selbst einmal ausgetrunken. Dieser hat sich denn auch, bis auf einen gewissen Punct, wirklich berauscht und sich dabei immer wärmer und zärtlicher gegen seinen Freund gezeigt, der jedoch, wie es ihr bei jedesmaligem Eintritt schien, immer zurückhaltender und kälter wurde; was sie sehr erklärlich findet, weil auf verschiedene Menschen der Rausch verschiedene Wirkungen hervorbringt. Als sie das Letztemal oben war, hörte sie draußen, wie der Aeltere fragte. ›Du hast also Deinen Eid getreulich gehalten;‹ und gerade, als sie die Thüre aufklinkte, erwiderte der Andere: ›Kannst Du wohl daran zweifeln?‹ Da war es ihr, als wäre dem Aelteren unwohl, denn er verfärbte sich einen Augenblick; es ging aber gleich vorüber und er fuhr sie an: was sie schon wieder wolle? Worauf sie entgegnete, sie komme zu hören, ob die gnädigen Herrschaften übernachten würden? und ob sie aufbetten solle? Schlafen legen würden sie sich nicht, hatte der Aeltere geäußert, wohl aber noch plaudern, denn sie hätten sich noch viel zu erzählen. Den Schlummer

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