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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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haben Sie den Namen schon einmal gehört?«
    »Sagt mir leider nichts.«
    Sina spürte den Blick des Mannes wie Millionen winziger Nadeln auf ihren Wangen.
    »Aber ich bin nicht wegen Ihrer Geschäfte hier, Frau Vogel.«
    »Natürlich nicht.« Sie schloss die Hand um den Hosenträger.
    »Sie wissen, was passiert ist?«
    Sina nickte.
    »Sie kannten Elisabeth Sommer, ist das richtig?«
    Wieder ein Nicken.
    »Erzählen Sie mir von ihr. Was war sie für ein Mensch?«
    Erstaunt erwiderte Sina seinen Blick.
    Sie hatte konkrete Fragen erwartet, Details zu den Geschehnissen der letzten Tage, aber keine Aufforderung, so allgemein von Elisabeths Charakter zu berichten. »Da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Wir waren in derselben Volksschule im Nachbarort. Elisabeth war eine Klasse über mir. Außerdem waren wir in derselben Clique.« Sie merkte, dass sie viel zu schnell sprach und sich fast verhaspelte.
    »Aber Sie waren gut miteinander befreundet?«
    »Das war eher eine Teenager-Freundschaft. Nichts Besonderes.«
    »Tatsächlich? Ich habe gehört, Sie seien Elisabeths beste Freundin gewesen. Unzertrennlich.«
    Auf der Innenfläche ihrer Hand spürte sie jede einzelne Faser des Hosenstoffs. Sie wollte nicht daran erinnert werden. Nicht jetzt.
    »Das ist ewig her. Man hat in einem Jahr diese Freunde, im nächsten andere.«
    »Waren Sie zu der Zeit mit Elisabeth befreundet, als sie das Dorf verlassen hat?«
    »Nein.« Bestimmt war dem Polizisten ihr Zögern nicht entgangen.
Ruhig bleiben!
    »Wer hat noch zu dieser Clique gehört?«
    »Kinder aus dem Dorf. Die beiden Sommer-Buben und Elisabeths Freund. Der Johannes. Und seine Schwester Renate.«
    »Dieselbe Renate, die jetzt mit Hermann Sommer verheiratet ist?«
    »Mhm.«
    »Gab es Streit in der Clique?«
    »Nein.«
    »Sie haben sich also immer alle gut verstanden?«
    »Ja.«
    »Auch in den Wochen, bevor Elisabeth verschwand?«
    Das Rotieren.
    Es setzte wieder ein. Schneller, immer schneller. Zurück ins Damals. In die Dunkelheit. Sina legte die Hände auf den Tresen.
    »Wir hatten in diesen Monaten alle viel zu tun. Für die Schule.«
    »Aha. Heißt das, Sie haben sich nicht mehr getroffen?«
    »Nur noch selten.«
    »Und nachdem Elisabeth weg war?«
    »Da hat die Clique nicht mehr funktioniert. Elisabeth hat … uns gefehlt.«
    »Aber Sie waren doch gar nicht mehr befreundet? Wie kann sie Ihnen da gefehlt haben?«
    Schneller, immer schneller. Dunkelheit.
    »Sie war nicht mehr meine beste Freundin. Aber wir waren auch nicht zerstritten. Es war die Gemeinschaft, die ohne sie anders war. Elisabeth hat immer irgendwie … Pep reingebracht. Gute Laune. Sie hat uns mitgerissen und alles geplant.«
    »Woran ist Ihre enge Freundschaft gescheitert?«
    Sina sah auf ihre kleinen Finger mit den runden Nägeln. »Das ist so lange her.« Ihre Stimme wurde leise. »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Dann wissen Sie wohl auch nicht, was Elisabeth dazu gebracht hat, ihr Zuhause ohne ein Wort der Erklärung zu verlassen?«
    Sina verneinte.
    »Frau Vogel«, sein Tonfall war leutselig, »Elisabeth kam letzten Montag ins Dorf zurück. Wussten Sie davon vielleicht – ich meine im Voraus?«
    »Woher hätte ich das wissen sollen?«
    »Elisabeth hätte Sie anrufen können. Oder einen Brief schicken, bevor sie kam. Da gibt es genug Möglichkeiten.«
    »Hat sie aber nicht.«
    »Dennoch hat sie Sie besucht, als sie dann hier war, oder?«
    Sina musterte den Polizisten. Sie versuchte, in seinem kantigen Gesicht zu lesen. Er zog den rechten Mundwinkel leicht nach oben, so dass sein fragendes Lächeln fast ironisch wirkte. War es echt? Was wusste er? Sie entschloss sich zur Wahrheit. »Ja, sie war hier. Aber …«
    »Aber was?« Er neigte den Kopf leicht zur Seite.
    »Na ja, ich war überrascht. Nach zehn Jahren schneit sie hier einfach so rein.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Über nichts. Direkt nach ihr kam eine Kundin, und Elisabeth ging wieder.«
    »Wie hieß die Kundin?«
    »Es war Renate. Elisabeths Schwägerin.«
    Der Mann von der Kripo nickte.
    »Haben die beiden sich unterhalten?«
    »Nur begrüßt.«
    »Nach diesem Zusammentreffen, wie ging es da weiter? Gab es noch mehr Begegnungen zwischen Ihnen und Elisabeth?«
    »Vorgestern ist sie noch einmal vorbeigekommen.«
    »Am Mittwoch?«
    »Ja.«
    »Am Tag, an dem sie starb.« Er fixierte sie.
    »Wirklich?« Ihr Hals war trocken.
    »Wann genau war sie hier?«
    »Am Vormittag. Halb elf, elf?«
    »Und?«
    »Wir hatten uns nichts mehr zu

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