Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
Rockervereinigungen ging, waren das die üblichen Verdächtigen.
»Hier in der Gegend können die Reaper alle Waffen, die sie brauchen, legal erwerben. Und bei den einzigen Drogen, die ich bei ihnen gesehen habe, drehte es sich nur um persönlichen Konsum.«
»Also um was geht es hier?«
»Geldwäsche.«
»Scheiße.« Sie musterte ihn prüfend. »Sie sind Bundesagent. Wirtschaftskriminalität?« Die meisten Kerle, die sie in dem Bereich kannte, waren eher Schreibtischtäter. Kein Vergleich zu dem muskelbepackten, tätowierten Schlägertypen, als den sich Goose hier präsentierte.
»Noch schlimmer. Steuerbehörde.«
Sie konnte ein kurzes verächtliches Lachen nicht unterdrücken.
Er seufzte wieder und sank gegen seine Maschine, doch dann lächelte er sie an, und die kleinen Fältchen um seine Augen verrieten ihr, dass er an Witze darüber gewöhnt war.
»Sie sind Ermittler der Bundessteuerbehörde?«
»Ursprünglich. Vor ein paar Jahren bin ich dann dem FBI zugewiesen worden.«
»Das macht Sie also zu einem …«, sie zog gespielt verängstigt die Schultern hoch. »
Special Tax Agent?
«
»Und Sachverständiger für Wirtschaftskriminalität.«
Du lieber Himmel, was hatten die sich bloß gedacht? Den Rockern einen Wirtschaftsprüfer auf den Hals zu hetzen? »Wie lange arbeiten Sie schon verdeckt?«
»Fünfzehn Monate, sechs Tage. Nicht, dass ich mitzählen würde.«
»Wo ist Ihr Team?«
»Schwierig, meine Leute in der Nähe zu haben, da jeder hier jeden kennt, also kommen sie abwechseln als Spieler, Touristen oder Fischer getarnt in den Ort. Neulich waren zwei von ihnen auf der Tanzfläche und haben die Schlägerei angezettelt, dank der Sie und Ihr Freund da ohne größeren Ärger rausgekommen sind.«
»Wo sind Ihre Leute jetzt?«
Er zuckte mit den Achseln. »Da ist doch der Vorteil von moderner Technik – sie müssen nicht immer in Sichtnähe sein, um alles mitzubekommen.«
Das FBI stattete die Mobiltelefone seiner Agenten standardmäßig mit Richtmikrofonen und Aufnahmegeräten aus. Gleichwohl diese jederzeit überall aufnahmebereit waren, konnte sein Team dennoch keines seiner Signale empfangen, wenn er in einem Funkloch steckte. Was wiederum bedeutete, dass er in den vergangenen fünfzehn Monaten die meiste Zeit über mehr oder weniger auf sich allein gestellt gewesen war. »Ja, aber das heißt auch, dass keiner da ist, um Ihnen den Rücken freizuhalten, wenn es Schwierigkeiten gibt. Zumindest nicht schnell genug.«
»Im Gegensatz zu Ihnen, die hierherkommt und alles im Alleingang aufmischt, habe ich zumindest jemanden im Rücken.« Er wandte sich ihr mit ernstem Gesichtsausdruck zu, doch in seinen Augen blitzte ein wenig von dem
Bad Boy
Goose auf. »Die Sache ist die, wir sind kurz davor, diese Scheißkerle festzunageln. Nicht nur die Reaper, sondern ihre Hintermänner.«
»Und ich komme Ihnen dabei in die Quere.«
»Sie haben ja keine Ahnung. Ich bin hier, weil Poppy Sie tot sehen will. Er hat mich damit beauftragt, Sie umzubringen.«
31
Die Raubkatze machte einen Satz und landete auf der Ladefläche von Bernies Truck. Lena riss die Hecktür des Hondas auf und versuchte, Smokey hineinzuschieben. Doch die Schimpansin sperrte sich. Der Leopard streckte sich und balancierte die vorderen Tatzen auf der Seitenwand der Ladefläche aus. Lena blickte ihm direkt in die Augen, vor Angst wie gelähmt.
Da endlich kletterte die Schimpansin doch noch auf den Rücksitz des Hondas, sodass Lena hinterherspringen konnte. Sie zog die Tür hinter sich zu, und im selben Augenblick ging eine Erschütterung durch den Wagen
Der Leopard war auf dem Dach.
Lena langte über die Lehne nach vorne und verriegelte den Wagen. Dann musste sie laut lachen, als ihr bewusst wurde, wie sinnlos das war. Als ob ein Leopard den Türgriff benutzen würde. Sie lachte, bis ihr die Tränen kamen. Smokey raunzte beruhigend und streichelte ihr über den Kopf, kämmte ihr das Haar mit langen ledrigen Fingern.
Angesichts solch mütterlichen Verhaltens hätte sich Lena am liebsten im Schoß des Affenweibchens ausgeheult, riss sich aber zusammen.
Der Leopard kratzte mit seinen Krallen über das Metall des Wagendachs. Lena zog die Pistole aus der Tasche. Smokey erkannte die Waffe und versuchte mit gefletschten Zähnen, sie Lena aus der Hand zu schlagen. Lena riss sie wieder an sich, woraufhin sich der Affe in die hinterste Ecke des Rücksitzes verzog. Erneut wurde ihr die Sinnlosigkeit ihres Handelns deutlich. Sie konnte gar keinen
Weitere Kostenlose Bücher