Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
unternehmen schnell etwas, ehe die Chance auf eine Familienzusammenführung vertan ist. Für immer.«
»Sie wollen mich doch nur aus dem Weg haben.«
Er zuckte mit den Achseln. »Zwei Fliegen mit einer Klappe. Aber Lena und Bernie sind wirklich in Gefahr. Und ich kann den beiden nicht helfen. Weasel wird nicht lange beschäftigt sein, aber ich kann nicht riskieren, dass meine Tarnung auffliegt. Damit würde ich den Einsatz, in den ich anderthalb Jahre meines Lebens investiert habe, gleich mit aufs Spiel setzen. Das geht nicht.«
Er hatte recht. Caitlyn wusste genau wovon er redete, denn sie selbst hatte vor Jahren als verdeckte Ermittlerin in Boston gearbeitet. Die Tarnung und den Einsatz zu Ende zu bringen war wichtiger als alles andere.
Wenn sie sich jedoch um Lena und Bernie kümmerte, versäumte sie die einzige Chance darauf, von der Cherokee-Übersetzerin zu erfahren, was sie wissen wollte. Wobei Lena vielleicht schon alle Antworten kannte. Ihr kam ein anderer Gedanke. »Wenn Poppy hinter mir her ist, dann gilt dasselbe für Paul.«
Mist, Mist, verdammter Mist. Und sie stand noch hier herum und unterhielt sich. Sie steckte ihre Waffe wieder ins Holster und riss die Fahrertür des Subarus auf.
»Sie können ihn abholen, nachdem Sie Bernie und Lena eingesammelt haben. Die beiden sind in der alten Teddy-Roosevelt-Lodge.«
»Die Lodge?« Sie warf einen Blick auf seine Harley. »Taugt die Maschine auch auf unwegsamem Gelände etwas?«
»Klar, wieso?«
»Die Lodge ist nur ein paar Minuten entfernt, wenn man die Abkürzung über die alte Forststraße ein Stück weiter den Berg hinunter nimmt. Sie könnten auf Bernie und Lena aufpassen, während ich Paul hole. Ich treffe euch dann bei der Lodge, schnappe mir die Kids und Sie können Ihren Einsatz zu Ende bringen.«
Er zog die Stirn kraus. »Ich darf nicht zu lange wegbleiben. Wir müssen immer noch herausfinden, wo das Bargeld steckt. Und eine Verbindung zu den Drahtziehern nachweisen.«
»Ist es gekennzeichnet?«
»Ja, einigen unserer Jungs in Florida ist es gelungen, markierte Scheine in einen Bargeldvorrat einzuschmuggeln, der für einen Waffendeal mit den Nomads verwendet wurde. Die haben das Geld dann an Caruso weitergegeben, damit er es wäscht. Jetzt müssen wir ihm das allerdings noch nachweisen.«
»Das Kasino.« Bei den Bargeldströmen, die jede Woche dort hinein- und wieder hinausflossen, war das
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die ideale Geldwaschanlage. »Wie läuft das ab?«
»Bin nicht sicher. Reapern ist der Zutritt zum Kasino nicht gestattet. Mein Team war schon öfter dort und hat die Augen offen gehalten, wenn wir wussten, dass ein Geldaustausch bevorstand, sie mussten aber jedes Mal unverrichteter Dinge wieder abziehen. Zunächst dachten wir, dass einige der Croupiers oder jemand an einer der Kassen beteiligt sein könnte, dafür gibt es jedoch keine konkreten Beweise.«
»Habt ihr mit meinem Onkel Jimmy oder seinem Sicherheitschef gesprochen? Ich bin mir sicher, dass sie zu einer Zusammenarbeit bereit wären. Es schadet schließlich auch dem Kasino, wenn es von den Reapern als Geldwaschanlage missbraucht wird.«
Er schwieg. Bis bei ihr der Groschen fiel. »Ihr verdächtigt meinen Onkel.«
»Nicht nur ihn. Wir verdächtigen jeden, der mit dem
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in Verbindung steht. Bei den Mengen Bargeld, die jeden Tag dort umgesetzt werden, bieten sich unzählige Gelegenheiten für einen Geldaustausch.«
»Wieso sind die Reaper eigentlich hinter Lena her? Sie hat doch nichts mit der Geldwäsche zu tun, oder etwa doch?«
»Nein. Ich habe keine Ahnung, was sie von ihr wollen. So, wie Poppy sich verhalten hat, könnte es durchaus etwas Persönliches sein. Sie wissen doch von der Sache mit ihrem Vater, nicht wahr? Er hat vor einiger Zeit einen Stammesältesten umgebracht.«
Er kannte sich mit den Begebenheiten hier vor Ort offensichtlich nicht besonders gut aus – also auch nicht mit ihrer eigenen Familiengeschichte. »Ja. Ich weiß. Er ist tot. Im Butner umgebracht worden.«
»Tatsächlich? Wann?«
»Gestern. Ungefähr zwei Minuten, bevor ich ihn befragen konnte.«
»Verflucht. Hat das irgendetwas mit meinem Fall zu tun gehabt?«
»Ich wüsste nicht, wie das in Verbindung stehen sollte. Als Eli Hale zuletzt in Evergreen gewesen ist, war das
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noch gar nicht gebaut.«
»Ich mag keine Zufälle.«
»Ich auch nicht. Aber solange wir nicht mehr wissen, sollten wir lieber erst mal an die Menschen denken, die in Lebensgefahr
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