Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
Tommy spricht? Schon gar nicht über die Gründe, wegen derer er sterben musste. Er war das einzige Mitglied im Rat, das gegen die Errichtung des
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war, weil er fand, das Kasino würde unser Volk moralisch verderben. Niemand erinnert sich mehr daran, dass oder wie er für den Erhalt unserer Sprache und Kultur gekämpft hat. Ohne ihn würden wir in unseren Schulen nicht die Tsalagi-Sprache lehren, geschweige denn unsere überlieferte Tradition wahren.«
Schön und gut, aber das erklärte auch nicht, wieso Shadwick umgebracht worden war oder was das mit Lena oder ihrem Vater zu tun hatte.
»Eli Hale hat ausgesagt, er habe Tommy umgebracht, weil der den Nachfahren der Sklaven keine Stammesrechte zusprechen wollte«, schaltete Paul sich ein. »Vielleicht hat er gehofft, es würde seiner Sache dienen, wenn er auch das Abkommen vernichtete.«
»Diese Kopie des Abkommens zu zerstören würde ihm dabei nicht viel bringen«, sagte Bearmeat. »Es gibt Abschriften davon, sowohl bei uns sowie in dem Archiv in Raleigh. Dieses Faksimile befand sich überhaupt nur hier, weil der Stammesrat für das große Treffen, bei dem über den Bau des Kasinos abgestimmt werden sollte, eine Ausstellung wichtiger Landschenkungen und Grundbücher der Östlichen Cherokee geplant hatte. Es besaß einen Wert als historisches Dokument, nicht weil es unersetzlich gewesen wäre.«
Dieses Geschwafel half Caitlyn auch nicht weiter. »Sie sagten, Lena hätte eine Kopie davon zu einer Übersetzerin gebracht?«
»Ja, Sharleen LittleJohn. Mein Cherokee ist bestenfalls rudimentär«, bekannte Bearmeat. »Ich bin in Bryson City aufgewachsen und erst hierhergekommen, nachdem ich meinen Doktor gemacht hatte.« Er zeichnete Caitlyn den Weg auf und notierte in ordentlichen Großbuchstaben die Anfahrtsbeschreibung darunter.
»Paul, könntest du vielleicht mit Mr Bearmeat die Recherche hier fortsetzen?«, fragte Caitlyn. »Ich denke, wir sind hier auf etwas gestoßen, nur weiß ich noch nicht genau was.«
»Sicher, mache ich.« Er war abgelenkt. »Treffen wir uns hier wieder?«
»Ruf mich an, sobald ihr etwas herausfindet.« Sie bedankte sich bei Bearmeat und verschwand, ohne dass es einem der Männer groß aufgefallen wäre.
Als sie beim Impreza ankam, klingelte ihr Handy. »Ist da die FBI -Agentin, die nach dem schwarzen Mädchen sucht?«, fragte eine Frauenstimme.
»Wer ist da?«
»Das soll nicht Ihre Sorge sein. Wenn Sie das Mädchen finden wollen, ehe es zu spät ist, müssen Sie sich beeilen. Sie ist im Haus ihres Vater oben auf dem McSwain Mountain.«
Die Frau legte auf, bevor Caitlyn etwas fragen konnte. Anonymer Anrufer. Natürlich.
Sie setzte sich auf den Fahrersitz und wartete darauf, dass es warm wurde. Eine Frau bei ihr anrufen zu lassen, war nicht dumm – das sollte sie wohl weniger misstrauisch machen. Tja, leider kannten sie Caitlyns Motto nicht:
Niemandem trauen, alles infrage stellen.
Die Frage war nicht, ob der Anruf eine Falle war, sondern ob und wie sie ihn zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
Laut Plan sollte Weasel im alten Hale-Haus auf Tierney warten. Eines seiner Mädchen im Klubhaus sollte bei ihr anrufen und sie zu ihm locken, Goose wiederum würde ihr auf dem Motorrad folgen und sicherstellen, dass sie auch wirklich alleine kam. Außerdem sollte er ihr den Fluchtweg abschneiden.
Soweit der Plan. Goose hatte jedoch nicht vor, sich daran zu halten. Seine Harley im Leerlauf, wartete er auf der Route 19 darauf, dass Caitlyn Cherokee verließ, dann rief er Wilson an. »Wie läuft’s?«
»Weasel wird so schnell nirgendwohin gehen«, sagte Wilson. »Ich habe Wasser in seinen Tank gefüllt.« Wirksamer als Zucker und nicht so leicht nachzuweisen. »Er wird gar nicht kapieren, was los ist. Ich bin jetzt schon auf dem Weg zurück zu Caruso.«
»Hat Karlee die Bullen angerufen?«
»Sie hat es versucht. Mit einem aus der Zentrale gesprochen und das von dem Mädchen und Bernie erzählt. Sie war nicht sicher, ob die ihr geglaubt haben.«
»Solange Weasel abgelenkt ist, sind sie einigermaßen in Sicherheit«, entschied Goose. »Ich werde mit Tierney sprechen und sie zu ihnen schicken.«
»Bist du da ganz sicher? Das könnte richtig in die Hose gehen.«
»Keine Sorge, wir werden das Geld bekommen. Ohne dass Blut an unseren Händen klebt.«
»Um das Geld mache ich mir keine Sorgen«, schnauzte Wilson ihn an. »Sondern darum, was die Reaper mit dir anstellen, wenn sie dir auf die Schliche kommen.«
»Ganz locker. Finde du nur
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