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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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hinter die Bar und kehrte weiter.
    Die anspruchslose Tätigkeit verführte zum Träumen. Während Bernie den Besen schwang, lief in seinem Kopf ein Film ab, in dem stets er selbst, Bernard McSwain, der Held war. Normalerweise kamen alle möglichen heißen Schnitten darin vor, mit großen Brüsten und schmachtendem Blick. In letzter Zeit aber war in seiner Fantasie nur noch für eine Frau Platz.
    Lena. Eli Hales jüngere Tochter. Und damit gleich aus mehreren Gründen für ihn tabu. Unter anderem deswegen, weil Poppy sie tot sehen wollte.
    Und alles, was Poppy wollte, wurde vom Klub ausgeführt. Er war nicht nur ihr Anführer, der Präsident, der den Klub einte, die Geschäfte am Laufen und die Räder am Rollen hielt. Ohne Poppy und die undurchsichtigen Dinger, die er und sein Stellvertreter Weasel insgeheim drehten, wären die Reaper nicht mehr als ein weiterer Haufen Versager, die es da draußen nicht gepackt hatten.
    Stattdessen regierten sie diese Stadt. Eigentlich so gut wie das ganze Land. Was Bernie stets mit Stolz erfüllt hatte, nicht so wie zu der Zeit, als er in der Firma seines Vaters von einem Ressort ins andere versetzt worden war. Der einzige Ort, an dem die Reaper nichts zu sagen hatten, war das
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, das Kasino der Indianer auf der anderen Seite des Reservats.
    Bernie war der Laden verhasst, obwohl sein Vater dort Geschäftsführer war. Das Kasino war 1990 gebaut worden, als Bernie noch klein war. Selbst damals hatte es bereits etwas Gestriges an sich gehabt, war genauso altmodisch wie das Wohnzimmer seiner Mutter, in dem er und seine Freunde nicht spielen durften. Er hatte nie verstanden, warum das Kasino trotzdem beliebt war. Wen interessierten die paar angegrauten Gestalten, die gebückt vor den Spielautomaten standen oder an den Tischen schwitzten und die dämlich genug waren, ihr Geld zu verspielen, obwohl doch jeder wusste, dass immer nur die Bank gewann.
    Die Reaper waren Bernie mehr Familie, als sein Vater oder seine große Schwester oder seine Mutter es je gewesen waren. Und nun hatte er sie hintergangen.
    Das Sodbrennen wollte nicht mehr nachlassen, also nahm er noch eine Tablette, wischte sich den Schweiß von der Stirn und vom Hals und griff wieder zum Besen. Es war ihm unerträglich, seine Kumpel so anzulügen, es machte ihn ganz krank, die Schuld fraß ihn förmlich auf. Aber Lena würde er ihnen auf gar keinen Fall überlassen. Gott hatte sie ihm geschickt, genau wie Er ihm die Tiere geschickt hatte. Lena gehörte Bernie. Er würde für sie sorgen, einen Weg finden, sie zu retten – sie beide zu retten.
    Nur wie?
    »Pass auf, wo du hintrittst.«
    Die barsche Stimme ließ Bernie zurückschrecken. Ihm brach erneut der Schweiß aus – als er das letzte Mal beim Wischen über jemanden gestolpert war, war es Weasel gewesen. Die Striemen am Rücken, dort, wo ihn der Vizepräsident mit dem entzweigebrochenen Stiel des Wischmopps geprügelt hatte, waren immer noch zu sehen. Als Anwärter blieb Bernie nichts anderes übrig, als so etwas hinzunehmen. Ein weiterer Grund, warum er es nicht mehr erwarten konnte, endlich ein vollwertiges Mitglied zu werden. Ein echter Reaper musste sich von niemandem etwas gefallen lassen.
    Gott sei Dank gehörten die schweren Lederstiefel vor ihm nicht zu Weasel. »Tut mir leid, Goose.«
    Der Mann hob schnaufend die Füße vom Boden, legte sie auf einem Hocker ab und kippelte mit dem Stuhl, auf dem er saß, nach hinten. Diese Pose sah so verdammt cool aus. Kein Wunder, dass alle Frauen Goose toll fanden. Sein langes blondes Haar, der struppige Bart und all die Muskeln schadeten auch nicht gerade. Jedes Mal, wenn Bernie sich am Gewichtheben versuchte, um auch solche Muskeln zu bekommen, tat ihm anschließend bloß der Rücken weh. Und als er das mit dem Kippeln ausprobiert hatte, war er so unglücklich gestürzt, dass er beinahe k . o. gegangen wäre.
    Er seufzte. Er würde niemals so wie Goose werden. Deswegen war Goose auch nicht nur bereits vollwertiges Gangmitglied, obwohl sie beide zeitgleich als Anwärter angefangen hatten, sondern inzwischen sogar auf den begehrten Posten des Vollstreckers gewählt worden, wachte also darüber, dass alle sich an die Regeln hielten.
    Leider. Denn Goose behandelte Bernie mit ein bisschen Respekt, im Gegensatz zu den anderen Kerlen, die in ihm bloß eine Art Haussklaven sahen oder ihn im schlimmsten Fall als ihren persönlichen Fußabstreifer betrachteten.
    Aber es war auch Gooses Aufgabe, den Klub vor Bedrohungen von

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