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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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lange würde er wohl noch durchhalten, ehe er einen Fehler machte, der ihn und Lena das Leben kostete?

8
    Bei all den Glaswänden hier war sie ständig auf dem Präsentierteller, also blieb Caitlyn nichts anderes übrig, als ihre Arbeit durchzuziehen und alle Emotionen auf später zu verschieben.
    Eines musste man den Angestellten im Butner lassen – sie waren verflucht effizient. Nach zwanzig Minuten war Hales Leichnam beseitigt. Dann inspizierten zwei Anzugträger und mehrere hochrangige Beamte in ihren frischen weißen Hemden den Tatort, von denen nur einer zurückblieb. Jetzt, keine anderthalb Stunden nachdem ein Mann brutal ermordet worden war, war die Ausgangssperre für die Insassen bereits wieder aufgehoben worden und zwei von ihnen in Schutzkleidung waren damit beschäftigt, das Blut wegzuwischen und den Raum zu desinfizierten. Pünktlich zur offiziellen Besuchszeit.
    Die Leiter der Bundesgefängnisse sollten vielleicht auch gleich das Weiße Haus übernehmen, dachte Caitlyn, während sie den Befragungsraum zum zweihundertelften Mal abschritt. Es war ihr zuwider, hier eingesperrt zu sein, dass jede ihrer Bewegungen überwacht wurde und sie komplett von der Außenwelt abgeschnitten war. Jedenfalls bis auf diesen namenlosen Wärter von vorhin, der sich lediglich bei ihr erkundigt hatte, ob alles in Ordnung war, und sie darüber informiert hatte, dass sie auf den Ermittler des Special Investigations Service zu warten habe, damit der sie vor ihrer Entlassung befragen könne.
    Als sei sie eine verdammte Gefangene. Während die tatsächlichen Gefangenen einfach so weitermachten, als sei nichts geschehen.
    Die Häftlinge hinter der Glastür waren fertig und gingen. Einige Minuten später trudelten die ersten Angehörigen ein, Kinder liefen durch den großen Raum und rannten in die Spielecke, die Mütter nickten einander zu und unterhielten sich miteinander, während sie sich um die Tische reihten, um auf ihre Männer zu warten. Sie schienen sich alle zu kennen, zumindest diejenigen unter ihnen, die Kinder hatten, ungeachtet ihrer Hautfarbe und obwohl sie offensichtlich aus unterschiedlichen sozialen Schichten kamen. Einige wenige Frauen kamen allein und waren aufreizend gekleidet, soweit es die Vorschriften hier erlaubten. Sie setzten sich möglichst weit weg von den spielenden Kindern, und zogen sich verächtliche Blicke von den Ehefrauen und Müttern zu.
    Caitlyn kam es vor, als würde sie eine Schneekugel betrachten. Oder eher ein großes Aquarium mit verschiedenen, einander feindlich gesinnten Gattungen darin. Wenn sie auch nichts hören konnte, war die Körpersprache der Frauen doch deutlich genug. Auf der einen Seite des stummen Klubs standen die Familien und Freunde, die treu zu einem geliebten Menschen standen. Auf der anderen Seite kurze, billige Bekanntschaften, die nicht lange durchhalten würden.
    Und dann gab es noch Caitlyn. Eindeutig auf der Seite der Institutionen, klar erkennbar im Gesetzesvollzug tätig. Ein gemeinsamer Feind.
    Die Frauen und Kinder zu beobachten half Caitlyn dabei, sich wieder ein wenig zu beruhigen. Der erste Schock, die Fassungslosigkeit und ihre Wut darüber, dass sie Eli nicht hatte helfen können, war Verärgerung gewichen. Und Neugier. Sie hatte immer noch viele Fragen – mehr als je zuvor.
    Endlich öffnete sich die Tür in ihrem Rücken, und Caitlyn nahm den Geruch von abgestandenem Kaffee und herbem Rasierwasser wahr. Mit Absicht blieb sie abgewandt stehen und betrachtete den Hereinkommenden im Spiegelbild der Glaswände.
    Es handelte sich um denselben Mann, der vor einer Stunde den Tatort besichtigt hatte. Knapp über einsachtzig groß, dunkelblauer Anzug, breite Schultern, Ende vierzig, braunes Haar, leicht angegraut, ein schlichter Ehering. Als er sich zum Sitzen wandte, bemerkte sie einen Riss am Saum seines Jacketts. Genau an der gleichen Stelle, die sie bei ihrem eigenen Blazer ständig ausbessern musste – Anzugjacken waren eben nicht dafür geschaffen, eine Dienstwaffe darunter zu tragen. Allerdings führten Gefängnismitarbeiter normalerweise auch nicht ständig eine Waffe mit sich.
    »Wann immer Sie so weit sind, Special Agent Tierney.« Leichter Akzent. Nicht aus New York, eher Mittlerer Westen. »Mein Name ist Boone, ich ermittle in diesem Fall. Ich werde Ihre Aussage zu den heutigen Vorkommnissen aufnehmen.«
    Vorkommnisse? Sie schluckte ihren Ärger angesichts dieser Bezeichnung für einen Mord hinunter. »Vor Ihrem Dienst im Strafvollzug waren Sie

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