Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
Vom Netzwerk:
außen zu schützen. So wie Lena eine darstellte.
    Er war also der Letzte, den Bernie um Rat fragen konnte.
    »Stimmt was nicht, Kleiner?« Goose hob ein whiskeyschweres Augenlid, um Bernie anzuschauen. Die Reaper hatten gestern bis vier Uhr morgens eine vorgezogene Wochenendparty gefeiert.
    Bernie schlurfte weiter, damit Goose ihm nicht ins Gesicht sehen konnte. Im Lügen war er eine Niete, das wusste er. »Alles bestens.«
    »Hört sich aber nicht so an.« Goose ließ den Stuhl wieder auf alle vier Stuhlbeine zurückfallen, richtete sich auf und schnappte sich die Jim-Beam-Flasche vom Tisch vor sich, in der noch ein kleiner Rest war. Er nahm einen Schluck, schüttelte sich wie ein zotteliger nasser Hund, der aus dem Regen ins Haus kommt, und knallte die Flasche mit einem zufriedenen Grunzen auf den Tisch zurück. »Trink einen mit. Setz dich, trink aus und erzähl mir, was so los ist in der Welt von Bernard McSwain.«
    Bernie musste erst tief durchatmen, ehe er sich zu Goose umdrehen konnte. Das Schlimmste daran war, dass Goose ernsthaft an Bernies armseligem Leben interessiert schien. Als ob er ihn mögen würde.
    Aber für Goose kam immer der Klub an erster Stelle. Als Vollstrecker war er derjenige, den Poppy damit beauftragen würde, Lena zu finden und umzubringen.
    Bernie verstand immer noch nicht genau, weshalb Lena eine Bedrohung für den Klub darstellte, aber er würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah.
    Goose trat nach einem Stuhl, sodass er unter dem Tisch hervorrutschte. Bernie sank mit dem dünnen Hintern darauf nieder, immer noch mit dem Besen in der Hand, und wurde von heftigem Schwindel erfasst.
    »Worum geht’s, Kleiner? Ärger mit den Frauen?«
    Das kam der Wahrheit nahe genug, sodass Bernie sich nicht in Lügen flüchten musste. »Ja, Sir.«
    »Du sollst mich doch nicht Sir nennen.« Goose war sechsunddreißig, also nur ein paar Jahre älter als Bernie, aber als vollwertiges Mitglied des Klubs hatte er sich sein »Sir« redlich verdient. Selbstverständlich nannte er Bernie im Gegenzug »Kleiner« oder »Anwärter«, so wie all die anderen Klubmitglieder. So würde es bleiben, bis Bernie sein Abzeichen bekam. Verflucht, vielleicht sogar danach noch. Selbst mit dreiunddreißig wurde er immer noch nach dem Ausweis gefragt, wenn er Alkohol bestellte. Er war dürr wie ein Teenager und hatte nach wie vor mit unreiner Haut zu kämpfen – Gott sei Dank nur noch gelegentlich –, außerdem musste er sich so gut wie nie rasieren. Der Klub verlangte von den Anwärtern, dass sie die Haare extrem kurz trugen oder ganz abschnitten, damit die Reaper-Tätowierung auf der Kopfhaut erkennbar war, doch selbst das hatte Bernie nicht viel mehr Respekt eingebracht.
    »Frauenprobleme. Verstehe – hab ne Exfrau und mehr Exfreundinnen, als ich zählen kann. Was es auch gibt, ich hab’s schon erlebt. Ist sie schwanger?«
    »Nein, Sir.« Bernie rutschte unruhig auf dem harten Holzstuhl herum. Das Letzte, was er wollte, war eine Unterhaltung über sein Sexleben – ein Thema, das die anderen Klubmitglieder für Bernies Geschmack viel zu sehr interessierte. Sie schickten ihn zu Blind Dates mit Prostituierten oder Rockergroupies, meistens den Hässlichen. Ihn flachgelegt zu bekommen schien ein nie langweilig werdender Spaß für die Reaper zu sein.
    »Betrügt sie dich?«
    »Nein. Nichts in der Art.« Sie wusste nicht einmal, dass Bernie existierte. Und schon gar nicht, dass er sein Leben aufs Spiel setzte, um ihres zu retten. Aber das alles konnte er Goose unmöglich erklären, der hier schließlich als Vollstrecker vor ihm saß, mit volltätowierten Armen und diesem stechenden Blick aus dunkelblauen Augen, mit dem er Bernies Gedanken zu lesen schien.
    »Dann kann es ja nicht so schlimm sein«, sagte Goose, nahm noch einen Schluck Bourbon und starrte Bernie an, während er die Flasche hob.
    Bernie knickte unter dem Blick des Bikers ein und stand auf, um sich dem strengen Verhör zu entziehen. »Du hast recht. Ich werde schon damit klarkommen. Danke.«
    Er schlurfte davon, schob den Besen dabei vor sich her und flüchtete sich ins Lager. Dort lehnte er sich gegen die geschlossene Tür. Er schwitzte so stark, dass sein T-Shirt ganz klebrig war. Bernie zog die Lederweste aus, schlüpfte aus dem T-Shirt und tupfte sich damit die Brust trocken. Dann stand er zitternd unter der nackten Glühbirne. Ein unangenehmer metallisch bitterer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus. Er schluckte noch zwei Magentabletten.
    Wie

Weitere Kostenlose Bücher