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Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Titel: Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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bitte?«
    Franz Gollas blinzelte unsicher.
    Sein Sohn verzog keine Miene. »Das hier ist Privatwald«, sagte er nur. »Also, was tun Sie hier?«
    »Wir kartieren die Böden«, erwiderte sie sachlich. »Aber halten Sie diese Frage angesichts der Situation für von Belang?«
    »Belang!«, blaffte der Mann und trat einen Schritt auf sie zu. »Haben Sie überhaupt eine Genehmigung? Was haben Sie hier zu suchen?«
    »Sind Sie der Waldbesitzer?«
    »Der Waldbesitzer!« Der Mann schnaubte verächtlich. »Der hängt da!«, schrie er dann. »Ihr Waldbesitzer.«
    Anja hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Franz Gollas schaute irritiert seinen Sohn an, aber dem schien die Gefühllosigkeit seiner Aussage gar nicht bewusst zu sein.
    »Bare!«, zischte Franz Gollas mahnend. »Wie redest du denn? Das ist doch jetzt erst einmal egal. Der Xaver …«
    Rupert Gollas sah seinen Vater mit einer Kälte an, die Anja erschauern ließ.
    »Mei, der Xaver«, stammelte der ältere Mann plötzlich, hielt sich auf einmal die Hände vors Gesicht, ging ein paar Schritte zur Seite und wandte sich ab. Seine Schultern zuckten.
    Rupert blickte zu Boden. Dann, ohne ein weiteres Wort an sie oder Obermüller zu richten, stapfte er davon und verschwand zwischen den Bäumen.
    Im nächsten Augenblick ertönten Rufe aus der Richtung des Waldwegs. Anja antwortete, und kurz darauf betraten zwei Sanitäter die Wiese, gefolgt von einem jungen Polizeibeamten.
    Franz Gollas schaute auf, rieb sich das Gesicht ab und blieb hilflos auf der Stelle stehen. Anja war nahe daran, zu ihm zu gehen. Der Mann tat ihr plötzlich leid. Sollte sie ihm nicht sagen, wer sie war? Angesichts des makabren Schauspiels, das nun einsetzte, erschien ihr jedoch jede weitere Unterhaltung als unpassend und pietätlos.
    Die Sanitäter und der Polizist traten kurz an den Hochsitz. Einer der beiden Sanitäter stieg die Leiter hinauf und musterte den Erhängten sorgfältig. Es erschien Anja überflüssig, dass er ihm den Puls fühlte, aber er tat es dennoch. Dann stieg er wieder hinab, besprach sich mit seinem Kollegen und dem Polizisten, wobei alle drei etwas Abstand zu dem Hochsitz einnahmen. Hier war ganz offensichtlich keine Eile mehr geboten.
    Der Polizist griff nach einem Funkgerät und sprach ein paar Sätze hinein. Dabei nickte er den Sanitätern zu, die ihm mimisch zu verstehen gaben, dass sie eine Bahre holen würden. Schließlich wandte er sich den Umstehenden zu. Er wirkte sehr jung, ein wenig unsicher und kam, nach seiner Sprechweise zu schließen, nicht aus dieser Gegend.
    »Wer von Ihnen hat den Mann gefunden?«, fragte er und schaute rasch von einem zu andern.
    Anja und Obermüller hoben beide die Hand.
    »Wann war das?«
    Obermüller schaute hilfesuchend zu Anja.
    »Gegen halb sechs«, antwortete sie. »Ich habe den Notruf abgesetzt.«
    »Und wer sind Sie bitte?«, wollte der Beamte wissen.
    »Ich heiße Anja Grimm«, sagte sie und erklärte kurz, warum sie hier war.
    »Und Sie?«, wandte er sich an Franz Gollas, der wie betäubt noch immer am gleichen Fleck stand. »Wer sind Sie?«
    »Gollas«, antwortete er. »Franz Gollas. Aus Faunried.«
    Anja spürte seinen Blick. Warum sah er sie jetzt so an? Hatte er ihren Namen wiedererkannt?
    Das Funkgerät des Polizeibeamten knackte. Der Mann wechselte ein paar Sätze mit jemandem. Dann fuhr er mit seinen Fragen fort.
    »Ist jemand von Ihnen mit dem Toten bekannt?«
    Franz Gollas nickte. »Das ist der Leybach Xaver. Wohnt sein Lebtag hier am Leybachhof.«
    »Sind Sie ein Angehöriger?«
    »Sein Schwager, ja.« Und dann, nach einer kurzen Pause, fügte er hinzu: »Jemand muss zum Hof gehen und nach seiner Mutter sehen. Sie ist schwer krank und allein. Ich muss meiner Frau Bescheid sagen, dass sie gleich hingeht und nach der Anna schaut.«
    Der Polizist schüttelte den Kopf. »Sie gehen jetzt erst einmal nirgendwohin, ja?«
    »Ich bin vorhin dort gewesen«, warf Anja ein. »Um Hilfe zu holen. Außer einem Schäferhund habe ich dort niemanden angetroffen.«
    »Die Anna ist stocktaub und bettlägerig«, erklärte Franz Gollas.
    »Anna Leybach«, notierte der Polizist. »So heißt die Mutter?«
    Gollas nickte stumm.
    »Und wo befindet sich der Leybachhof?«
    Franz Gollas deutete in die entsprechende Richtung. »Es sind nur zweihundert Meter. Nicht zu verfehlen.«
    Der Polizist griff wieder nach seinem Funkgerät und gab die Information weiter. Eine unverständliche Antwort kam blechern aus dem Funkgerät zurück.
    »Ja«, antwortete der

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