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Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Titel: Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Auf seinem Gesicht war keine eindeutige Reaktion zu erkennen. War das den zweiundvierzig Jahren Polizeidienst geschuldet, die der Mann auf dem Buckel hatte?
    »Anna?«, flüsterte der alte Mann schließlich. »Anna?«
    Konrad Dallmann nickte. Sein Vater erhob sich, ging ein paar Schritte durch die Küche, als verlange der Schreck über diese Nachricht ihm Bewegung ab. Nachdem er so einige Runden gedreht hatte, schien ihm die Sinnlosigkeit dieser Tätigkeit bewusst geworden zu sein, und er nahm wieder Platz.
    »Das ist grauenvoll«, sagte er, griff nach seiner Kaffeetasse und trank einen Schluck. »Die arme Frau. Sie war doch todkrank, oder?«
    »Ja. Er hätte sie auch mühelos im Bett ersticken können, doch das hat er nicht getan. Er hat sie in den Stall geschleift und dort regelrecht hingerichtet.«
    Konrad Dallmann zog die Unterlagen aus seiner Tasche und legte sie auf den Küchentisch. Die Augen seines Vaters hefteten sich sogleich auf die dicken, grauen Ordner, aus denen Dutzende leuchtend gelber Haftnotizen herausragten.
    »Du hast Xaver ja recht gut gekannt«, sagte Konrad, »nicht wahr? Dich dürfte das ja eigentlich nicht überraschen.«
    Gustav Dallmann runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern versuchte erfolglos, das Aktenzeichen auf einem Ordnerrücken zu entziffern.
    »Wenn du es sagst«, erwiderte er.
    »Vermisstensache Grimm, Johannes«, sagte Konrad Dallmann. »Sommer 1979.«
    Der alte Dallmann verzog keine Miene. Konrad fuhr fort: »Vorgestern Abend, kurz nach zehn, hat mich Gerlach zu Hause angerufen. Er hatte Bereitschaft und war noch in Faunried, um Zeugenbefragungen vorzunehmen. Er hat mir erzählt, was geschehen war. Dann kam er zur Sache. Soeben hatte er eine Zeugin vernommen, Anja Grimm, achtundzwanzig Jahre alt, Forststudentin aus München. Sie macht zurzeit ein Praktikum bei Grossreither in Waldmünchen und hat am Dienstag für ihn im Haingries kartiert. Die Zeugin hat angegeben, Xaver habe sie sowohl am Vortag als auch gestern im Haingries überrascht und bedroht, gestern sogar mit vorgehaltener Waffe. Sie hat ihn irgendwie beruhigen können, woraufhin er davonlief. Sie war geschockt von dem Vorfall und ist daher mit ihrem Waldarbeiter, der beim Wagen auf sie gewartet hatte, so schnell wie möglich nach Waldmünchen zurückgefahren, angeblich, um die Polizei zu alarmieren. Auf halber Strecke hat sie jedoch kehrtgemacht, um zum Haingries zurückzufahren. Als Erklärung gab sie an, ihr sei plötzlich der Verdacht gekommen, ihr vor zwanzig Jahren verschwundener Vater könne damals einer ähnlichen Wahnsinnsattacke Xavers zum Opfer gefallen und im Haingries vergraben sein. Als sie jedoch wieder auf der Wildwiese eintraf, hing Xaver tot am Hochsitz.«
    Konrad Dallmann machte eine Pause. Sein Vater blickte ausdruckslos vor sich hin. Aber in seinen Augen war eine Veränderung vor sich gegangen. Die Wärme und Herzlichkeit waren daraus verschwunden.
    »Bei der Zeugin handelt es sich um die Tochter des Vermissten.« Er öffnete den obenauf liegenden Ordner. »Du erinnerst dich ja wohl an den Fall, oder?«
    »Erinnern?«, sagte Gustav Dallmann nur und lachte abfällig. »Machst du Witze?«
    Konrad wartete ab, aber sein Vater sah ihn nur stumm an. Nach einer längeren Pause fuhr der junge Kommissar fort. »Sie will heute Strafanzeige gegen Xaver Leybach stellen. Wegen Mordes. Natürlich habe ich heute Morgen sofort die Akten kommen lassen und durchgesehen. Gerlach hatte die junge Frau für zwölf Uhr einbestellt. Ich habe deine Akten von damals nur quergelesen. Aber schon da hatte ich das Gefühl, ich sollte den Termin wohl lieber verschieben und erst einmal mit dir reden. Sie kommt um sechzehn Uhr. Viel Zeit habe ich also nicht.«
    Gustav Dallmanns Blick hatte sich verfinstert.
    »Meine Akten?«, rief er, verstummte jedoch sofort wieder.
    »Ja. Es sind doch deine Akten, oder?« Er deutete auf die beiden Ordner.
    »Sicher«, sagte sein Vater in einem leicht spöttischen Tonfall. Konrad atmete tief durch. Wie oft hatte er auf der Herfahrt dieses Gespräch in seinem Kopf durchgespielt! Aber was nützte ihm das? Er musste seinen Vater mit diesen Ungereimtheiten konfrontieren. Es hatte wenig Sinn, um den heißen Brei herumzureden.
    »Ich wollte dir gerne ein paar Fragen dazu stellen.«
    »Bitte«, erwiderte Gustav Dallmann schroff. »Ich hätte nicht gedacht, dass es einmal dazu kommen würde, dass du mich verhörst. Aber wenn du meinst.«
    Konrad ignorierte den Vorwurf. Was sollte er denn anderes

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