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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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unschuldige Bürger unter deiner Willkür zu leiden haben.«
    Nikolaus hob die Schultern. »Bitte schön. Dann habt Ihr ja auch nichts dagegen, dass ich sage, dass Ihr Helena Albrecht Gewalt antun wolltet.«
    Außer sich brüllte Peter Finken: »Das ist eine dreckige Unterstellung!«
    »Ich kann das bezeugen.«
    Der Grobian lachte kurz auf. »Dann steht Aussage gegen Aussage. Ich freue mich darauf.«
    »Helena Albrecht ist ja auch noch da. Sie wird dies bestimmt bestätigen.«
    »Sie wird es nicht wagen!«
    »Und wenn nicht, ist auch egal. Was wird aber Eure Frau dazu sagen? Oder Eure Geschäftspartner hier in Trier?«
    Finken zögerte und schaute sichtlich verunsichert zwischen Nikolaus und Helena hin und her. Mit einem Gegner wäre er leicht fertig geworden. Doch nun stand er unverhofft zweien gegenüber. Er machte eine abwertende Handbewegung, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen wollen, und knurrte: »Ich werde einfach alles abstreiten. Dann werden wir ja sehen, ob das irgendwelche Konsequenzen hat.«
    »Etwas bleibt immer. Schließlich habt Ihr ja nicht die Tochter eines Tagelöhners belästigt, sondern die Tochter des Schöffenmeisters. Theodor Junk wird dafür sorgen, dass das keiner so schnell vergisst. Wollen wir wetten?«
    Der Händler brummte etwas Unverständliches und eilte dann wild fluchend hinaus. Man hörte ihn noch auf der Treppe die wüstesten Verwünschungen ausstoßen, während er den Tuchhändler, der dem Lärm aus dem oberen Stockwerk auf den Grund gehen wollte, rüde zur Seite stieß.
    Nikolaus erklärte dem aufgeregten Reichenau in kurzen Worten die Situation. Der rief schnell seine Frau, die sofort kam und sich um Helena kümmerte. Die Witwe hatte sich inzwischen auf ihr noch nie benutztes Bett gesetzt und begonnen, herzzerreißend zu weinen. Nikolaus empfahl dem Händlerehepaar, die junge Frau ins Katharinenkloster zu begleiten, damit der Viehhändler nicht erneut die Möglichkeit bekam, ihr aufzulauern und sie zu belästigen.
    Schließlich stand der junge Mann wieder auf der Straße und schaute sich um. Hatte sich Peter Finken hier irgendwo versteckt? Wartete er in einem Hauseingang oder hinter einem Pferdekarren? War er der ominöse Verfolger? Oder hatte er die Bespitzelung beauftragt? Er hatte ja zugegeben, Nikolaus erkannt zu haben. Wer wusste schon so genau, zu was Finken in der Lage war, wenn es um sein Geld ging? Würde er dafür auch einen Mord begehen? Jemanden, der nicht bezahlen konnte, als Vergeltung vom Turm werfen?
    Nikolaus wollte mehr über die Auseinandersetzung zwischen Finken und Albrecht wegen der verpfuschten Scheune erfahren. Als mögliche Quelle fiel ihm da nur Adam Grimbach ein.

Adam Grimbach
    Nikolaus eilte zur Marktkirche St. Gangolf. Es war kurz nach Mittag, und der Zimmermannsmeister sollte eigentlich auf dem Dach sein. Schon von Weitem war das Hämmern der Arbeiter zu hören. Gerade als der junge Mann durch das Portal hetzte, um die Treppe im Turm zu nehmen, wurde er von Ulrich Trips beinahe umgerannt.
    »Da seid Ihr ja!«, rief er ihm aufgeregt entgegen. »Wir suchen Euch schon die ganze Zeit.«
    »Was ist denn? Wer sucht mich?« Nikolaus war wie angewurzelt stehen geblieben.
    Der Priester war ganz aufgelöst. »Wir haben schon im Domkapitel und im Rathaus nach Euch gefragt. Aber nirgends wart Ihr zu finden.«
    »Worum geht es denn?«
    »Wir brauchen Eure Hilfe. Ich meine ... äh ... nicht ich. Sondern der Meister Grimbach.«
    »Und was will er?«
    Trips öffnete den Mund, hielt inne und klappte ihn dann wieder zu. »Nun ja ... das weiß ich nicht.«
    Nikolaus fuhr sich über die Stirn. Der Kerl machte erst die halbe Welt verrückt und wusste dann nicht wieso. »Und wo ist Grimbach jetzt?«
    »Er ist mit seinem Freund in die Gaststube hier gleich nebenan.« Er wies mit dem Finger in die Richtung. »Die beiden wollten etwas essen.«
    »Dann gehe ich da sofort hin.«
    »Danke«, schnaufte der Priester. Man sah förmlich, dass ihm eine Last von der Seele genommen wurde. Wie schaffte es dieser so leicht erregbare Mann eigentlich, sich um seine Schäfchen in der Gemeinde zu kümmern? Wie konnte er eine Hilfe sein, wenn er schon bei kleinen Problemen beinahe durchdrehte?
    Nikolaus verließ St. Gangolf, wandte sich nach links, ging um den Turm in die kleine Gasse, die oberhalb des Kornmarkts auf die Straße zur Konstantinbasilika mündete. Nach wenigen Schritten erreichte er eine Gaststube, aus der lautes Stimmengewirr erscholl und der Duft von Gebratenem

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