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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Doch eigentlich kannte Nikolaus schon die Antwort.
    »Ich konnte sie nicht genau erkennen.«
    »Wirklich?«
    Er musste sich sichtlich überwinden zu antworten. »Es waren Junk, Buschfeld, Kirn und Schauf. Ich sah sie dann unten bei der gaffenden Meute.«
    »Habt Ihr schon mit jemandem darüber gesprochen?«
    »Lieber nicht. Wenn ich diese Herren gegen mich aufbringe, bekomme ich nie wieder Arbeit in Trier.«
    »Was können die von Albrecht gewollt haben?«
    Grimbach zuckte mit den Schultern.
    »Haben sie Herrmann Albrecht wohl noch gesprochen?«
    »Keine Ahnung.«
    Was war da im Turm geschehen? Was hatten die vier vom Zunftmeister gewollt? Wer sonst könnte dieses Geheimnis lüften?
    Plötzlich duckte sich der Freund und hielt eine Hand schützend vors Gesicht.
    Der Zimmermannsmeister schaute sich sofort um. »Was ist?«, fragte er leise.
    »In der Tür steht jemand.«
    »Wer?«
    »Später.«
    »Ich sehe aber niemanden.«
    Der verstörte Mann blickte vorsichtig auf. Seine Augen flitzten nervös hin und her. Langsam entspannte er sich wieder. »Vielleicht habe ich mich geirrt. Entschuldigt bitte.«
    Nikolaus hatte sein Mahl beendet und schob den Teller zur Seite. »Schon gut.« Er wandte sich wieder an Adam Grimbach. »Übrigens, wisst Ihr, wo Albrechts Mappe mit seinen Zeichnungen ist?«
    »Die hatte er immer bei sich, wenn er kam, und nahm sie am Nachmittag auch immer wieder mit.«
    »Und wo ist sie nach dem Sturz hin?«
    Der Meister verzog das Gesicht. »Stimmt. Als ich die Treppe hinunterlief, lag sie noch auf einer kleinen Kiste in der Ecke des Turms. Dort, wo er sie immer hinlegte. Ich erinnere mich. Fast hätte ich sie heruntergestoßen. Und am Nachmittag ...« Er dachte angestrengt nach. »Am Nachmittag war ich gar nicht mehr oben. Die anderen auch nicht. Erst heute Morgen wieder. Aber da lag sie dort nicht mehr. Wo ist die Mappe geblieben?«
    »Wenn ich das wüsste«, antwortete Nikolaus.
    Wer hatte sie bloß genommen? Der Unbekannte, der im Bretterverschlag gewartet hatte? Der Priester? Einer aus dem Pöbel, die die beiden Arbeiter heruntergeschleppt hatten? War einer der vier Honoratioren wieder auf den Turm gestiegen, nachdem sich die Aufregung gelegt hatte? Oder hatte jemand die Mappe genommen, um sie Helena oder Gesine zu geben? Doch zumindest bis vorhin hatte die Witwe die Unterlagen noch nicht bekommen.
    Sollte Nikolaus nun Finkens Besuch bei Helena erwähnen? Wahrscheinlich hätte das den Meister noch mehr aus der Fassung gebracht. Von der unerfreulichen Begegnung würde die Witwe ihm schon früh genug erzählen.
    »Was war denn da mit der angeblich verpfuschten Scheune von Peter Finken?«
    »Ach.« Adam Grimbach schüttelte den Kopf und verzog sein Gesicht, als hätte er plötzlich Zahnschmerzen bekommen. »Finken wollte seine Ställe vergrößern. Sie sollten um ein Stockwerk erhöht werden und ein neues Dach bekommen. Aber wie es scheint, sind die Fundamente zu schwach, und ein Teil der Wände hat sich durch das nun größere Gewicht gesenkt. Dadurch verschob sich das Dach, eine Hälfte brach ein, und die andere wird es auch nicht mehr lange machen.«
    »Ist das Herrmann Albrechts Schuld?«
    »Er hat die Pläne gemacht, aber den Boden und die Fundamente nicht richtig überprüft. Er weiß es ja sowieso immer besser. Und nun will Finken natürlich Ersatz für den Schaden. Kann ich gut verstehen.«
    »Und nun?«
    Grimbach zuckte mit den Schultern. »Es war ein offenes Geheimnis, dass Herrmann nur so mit Ach und Krach über die Runden kam. Er hatte nie Geld, musste sich andauernd etwas borgen. Also wird der Finken auf seinem Schaden sitzen bleiben.«
    »Hat Helena Junk keine Mitgift in die Ehe gebracht?«
    Das Gesicht des Meisters verfinsterte sich. »Junk war schon immer knauserig, und Helena war für ihn nur ein notwendiges Übel. So wie ich verstanden habe, ging die Mitgift voll für den Ausgleich von Herrmanns Schulden drauf.«
    »Aber weswegen hatte Albrecht Helena dann bekommen? Jetzt kommt mir bloß nicht wieder mit der Leier von dem Zeichen der Verbundenheit zwischen Schöffen und Zünften. Das glaube ich nämlich nicht. Da steckt doch mehr dahinter.«
    Grimbach schwieg und starrte auf den leeren Teller vor sich. Schließlich antwortete er leise: »Das glaube ich auch. Aber ich weiß nicht was. Auch Helena hat mir versichert, dass sie keine Ahnung hat.«
    Nikolaus nickte. Schon wieder war er an diesem geheimnisvollen Punkt, der ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. Welche Abmachung hatten

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